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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Aiel, aber von den Aiel wusste man sowieso, dass sie verrückt waren. Auch die Tatsache, dass ihr Gesicht keineswegs so fremdartig war, wie er es von den Seanchanern erwartet hatte, brachte ihn etwas aus der Fassung. Sicher, ihre Augen waren blau und ihr Teint ausgesprochen hell, aber das hatte er auch schon früher gesehen. Wenn diese Frau ein Kleid trüge, würde niemand ihr Beachtung schenken. Er musterte sie und revidierte sein Urteil: mit diesem kalten Blick und den harten Wangen mit ihren hohen Backenknochen würde sie überall auffallen.
    Die anderen Soldaten folgten der Frau an Deck. Domon war erleichtert, als einige von ihnen die eigenartigen Helme abnahmen und er sah, dass zumindest sie Männer waren, Männer mit schwarzen oder braunen Augen, die in Tanchico oder Illian überhaupt nicht aufgefallen wären. Er hatte sich schon ganze Heerscharen von blauäugigen Frauen mit Schwertern ausgemalt. Aes Sedai mit Schwertern, dachte er, als er sich an das explodierende Meer erinnerte.
    Die Seanchanerin musterte hochmütig das ganze Schiff und wählte dann Domon als den möglichen Kapitän aus. Der Kleidung nach konnte es nur er oder Yarin sein. Und so, wie Yarin die Augen geschlossen hielt und leise Gebete vor sich hin murmelte, deutete alles auf Domon hin. Sie fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick.
    »Gibt es in Eurer Besatzung oder unter Euren Passagieren irgendwelche Frauen?« Sie sprach in einem leicht schleppenden, undeutlichen Tonfall, der es schwer machte, sie zu verstehen. Doch in ihrer Stimme lag eine Schärfe, die vermuten ließ, dass sie gewohnt war, Antworten zu erhalten. »Äußert Euch, Mann, falls Ihr der Kapitän seid! Falls nicht, dann weckt diesen anderen Narren und sagt ihm, er solle sich äußern!«
    »Ich sein Kapitän, Lady«, sagte Domon vorsichtig. Er hatte keine Ahnung, wie er sie anreden sollte, und er wollte bloß nichts falsch machen. »Ich haben keine Passagiere, und es sein keine Frau unter meiner Besatzung.« Er dachte an die Mädchen und Frauen, die verschleppt worden waren, und fragte sich nicht zum ersten Mal, was diese Leute mit ihnen wohl anstellten.
    Die beiden Frauen aus der Pinasse kamen herauf an Deck. Domon riss die Augen auf, als er sah, dass die eine die andere an einem silbernen Metallkettchen wie an einer Leine hinter sich her zog. Die Metallleine ging von einem Armband aus, das die vordere Frau trug, und war an einem Metallhalsband bei der hinteren Frau befestigt. Er konnte nicht feststellen, ob sie geflochten oder aus Einzelgliedern gefertigt war – irgendwie schien es beides gleichzeitig zu sein –, aber sie bestand offensichtlich zusammen mit Armband und Halsband aus einem einzigen Stück.
    Die vordere Frau raffte die Leine in Schlingen zusammen, als die andere das Deck betrat. Die Frau mit dem Halsband war in einfaches Dunkelgrau gehüllt und stand mit gefalteten Händen und auf die Planken gesenktem Blick da. Die andere hatte an der Brust ihres blauen Kleids und an den Seiten ihres knöchellangen Rocks rote Einsatzstreifen, auf denen silberne, gespaltene Blitze zu sehen waren. Domon musterte die Frauen nervös.
    »Sprecht langsam, Mann«, verlangte die blauäugige Frau in ihrem schleppenden Tonfall. Sie kam über das Deck heran und stellte sich vor ihn. Obwohl sie zu ihm hochblicken musste, schien sie größer als er zu sein. »Ihr seid ja noch schwerer zu verstehen als der Rest in diesem vom Licht verlassenen Land. Und ich behaupte nicht, von edlem Blut zu sein. Noch nicht. Nach der Corenne … Ich bin Kapitän Egeanin.«
    Domon wiederholte seine Worte, wobei er sich bemühte, langsam zu sprechen, und fügte hinzu: »Ich sein ein friedlicher Handelsschiffer, Kapitän. Ich nicht Bedrohung für Euch sein, und ich nichts mit Eurem Krieg zu tun haben.« Er konnte nicht anders, als die beiden durch die Leine verbundenen Frauen anzustarren.
    »Ein friedlicher Handelsschiffer?«, sann Egeanin laut nach. »In diesem Fall seid Ihr frei und könnt weiterfahren, sobald Ihr Euren Gefolgschaftseid wieder abgelegt habt.« Sie bemerkte seinen Blick und lächelte die beiden Frauen voller Besitzerstolz an. »Ihr bewundert meine Damane? Sie hat mich einiges gekostet, aber sie war auch jede Münze wert. Nur wenige außer den Adligen besitzen eine Damane . Die meisten sind Eigentum des Throns. Sie ist stark, Händler. Sie hätte Euer Schiff zu Splittern zerbersten lassen können, wenn ich es gewollt hätte.«
    Domon betrachtete die Frauen und ihre silberne Leine. Er hatte

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