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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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diejenige, die das Abzeichen mit den Blitzen trug, mit den feurigen Fontänen im Meer in Verbindung gebracht und angenommen, sie sei eine Aes Sedai. Egeanin hatte nun seine Vorstellungen durcheinander gewirbelt. Niemand kann so etwas einer … »Sie sein Aes Sedai?«, fragte er ungläubig.
    Er sah den beiläufig durchgezogenen Schlag mit dem Handrücken nicht kommen. Er taumelte, als ihr stahlverstärkter Handschuh seine Lippe spaltete.
    »Diese Bezeichnung wird niemals ausgesprochen«, sagte Egeanin mit gefährlich sanfter Stimme. »Es gibt nur die Damane , die Angeleinten, und nun dienen sie auch in Wirklichkeit und nicht nur dem Namen nach.« Im Vergleich mit ihrem Blick wäre Eis warm erschienen.
    Domon schluckte das Blut hinunter und ließ die geballten Fäuste herabhängen. Und hätte er auch ein Schwert zur Hand gehabt, er hätte doch nicht seine Mannschaft von einem Dutzend gerüsteter Soldaten dahinschlachten lassen. Aber es kostete Mühe, seine Stimme demütig klingen zu lassen. »Ich nicht respektlos sein wollen, Kapitän. Ich nichts wissen von Euch und Euren Sitten. Wenn ich dagegen verstoßen, es nur Ignoranz sein und keine Absicht.«
    Sie sah ihn an und sagte dann: »Ihr wisst alle nichts, Kapitän, aber Ihr werdet für die Schuld Eurer Vorfahren zahlen. Dieses Land gehörte uns, und es wird uns wieder gehören. Nach der Wiederkehr ist es wieder in unserem Besitz.« Domon wusste nicht, was er sagen sollte. Sie doch wohl nicht sagen wollen, dass dieser ganze Klatsch über Artur Falkenflügel wahr sein? Also hielt er den Mund. »Ihr werdet nach Falme segeln …« – er versuchte zu protestieren, aber ihr finsterer Blick ließ ihn innehalten und schweigen – »… wo Ihr und Euer Schiff untersucht werdet. Wenn Ihr nur ein friedlicher Händler seid, wie Ihr ja behauptet, wird man Euch erlauben weiterzusegeln, sobald Ihr die Eide abgelegt habt.«
    »Eide, Kapitän? Welche Eide?«
    »Zu gehorchen, zu warten und zu dienen. Eure Vorfahren hätten sich doch eigentlich daran erinnern müssen.«
    Sie holte ihre Leute zusammen. Nur einer war ausgenommen: ein Mann in einfacher Rüstung, die seinen niedrigen Rang unterstrich, genau wie seine tiefe Verbeugung Kapitän Egeanin gegenüber. Dann legte ihre Pinasse ab und wurde zu dem größeren Schiff hinübergerudert. Der verbliebene Seanchaner gab keine Befehle. Er setzte sich lediglich mit übergeschlagenen Beinen aufs Deck und machte sich daran, die Klinge seines Schwerts zu schleifen, während die Besatzung Segel setzte und das Schiff Fahrt aufnahm. Er schien keine Angst zu haben, obwohl er so allein in ihrer Mitte saß, und Domon hätte auch jeden Matrosen persönlich über Bord geworfen, der eine Hand gegen ihn erhob. Während die Gischt die Küste entlangfuhr, folgte ihnen das Schiff der Seanchaner draußen in tieferem Wasser. Zwischen den beiden Schiffen lag etwa eine Meile, aber Domon war klar, dass es trotzdem kein Entkommen gab, und er wollte den Mann so sicher wieder an Kapitän Egeanin übergeben, als hätte seine eigene Mutter ihn auf den Armen geschaukelt.
    Es war eine lange Fahrt nach Falme, und Domon überredete den Seanchaner schließlich, ein wenig mit ihm zu plaudern. Er war ein dunkeläugiger Mann von mittleren Jahren mit einer alten Narbe über den Augen und einer weiteren an der Kinnspitze. Er hieß Caban und hatte nichts als Verachtung übrig für jeden, der auf dieser Seite des Aryth-Meers lebte. Das machte Domon dann doch nachdenklich. Vielleicht sie wirklich sein … Nein, das sein doch verrückt! Cabans Tonfall war genauso schleppend wie der Egeanins, aber wo ihre Stimme nach Seide auf Eisen klang, klang seine nach Leder, das über einen Felsen schleift. Meist wollte er nur über Schlachten sprechen, über Trinken und über die Frauen, die er kennen gelernt hatte. Die Hälfte der Zeit über war Domon nicht klar, ob er von der jüngsten Vergangenheit berichtete oder von dem Land, von dem er gekommen war. Der Mann konnte ihm nicht viel über das erzählen, was Domon wissen wollte.
    Einmal fragte ihn Domon nach den Damane . Caban, der vor dem Rudergänger auf den Planken saß, hob das Schwert und setzte die Spitze an Domons Kehle. »Seid vorsichtig mit dem, was Eure Zunge tut, oder Ihr verliert sie. Das geht nur den Adel an und nicht Euch. Oder mich.« Er grinste dabei, und als er geendet hatte, fuhr er fort, mit einem Stein die schwere, gekrümmte Schneide zu schleifen.
    Domon berührte den Blutstropfen, der über dem Kragen aus seiner

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