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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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irgendwie der Eindruck von Schweiß. »Ich habe die Eide abgelegt, Kapitän. Ich gehorche, warte und diene.«
    »Seht Ihr?«, sagte Egeanin, wobei sie sich wieder Domon zuwandte. »Es gibt keinen Grund, ihnen das Tragen von Waffen zu verbieten. Es muss Handel geben, und Händler müssen sich gegen Banditen schützen. Wir erlauben den Leuten, nach Gutdünken zu kommen und zu gehen, solange sie gehorchen, warten und dienen. Ihre Vorfahren haben die Eide gebrochen, aber die hier haben dazugelernt.« Sie ging weiter den Hügel hinauf, und die Soldaten schubsten Domon hinter ihr her.
    Er blickte zu dem Händler zurück. Der Mann blieb so gebückt stehen, bis Egeanin sich zehn Schritte von ihm entfernt hatte. Dann richtete er sich auf und eilte mit langen Schritten zum Hafen hinunter.
    Egeanin und seine Bewacher sahen sich auch nicht um, als eine Gruppe berittener Seanchaner an ihnen vorbeikam und weiter die Straße hochritt. Die Soldaten ritten auf Geschöpfen, die wie pferdegroße Katzen aussahen, aber unter ihren Sätteln schimmerten bronzefarben die Schuppen einer Eidechse. Klauenbewehrte Füße packten beim Vorwärtsspringen die Pflastersteine. Ein Kopf mit drei Augen wandte sich nach Domon um, während der Trupp sie überholte. Von allem anderen abgesehen, blickten die Augen für Domons Geschmack zu – weise. Er stolperte und wäre beinahe gestürzt. Die ganze Straße entlang drückten sich die Falmer an die Häuserfronten, und manche schlossen sogar die Augen. Die Seanchaner beachteten das nicht.
    Domon verstand gut, warum die Seanchaner den Leuten hier so viele Freiheiten lassen konnten. Er fragte sich, ob er selbst den Mut aufbringen könne, ihnen Widerstand zu leisten. Damane . Ungeheuer. Gäbe es überhaupt irgendetwas, das die Seanchaner davon abhalten könnte, geradewegs bis zum Rückgrat der Welt zu marschieren? Gehen mich nichts an, dachte er grimmig und überlegte, ob es irgendeine Möglichkeit gab, die Seanchaner bei seinen künftigen Handelsreisen zu meiden.
    Sie erreichten den oberen Rand des Einschnitts, wo die Stadt endete und das Hügelland begann. Es gab keine Stadtmauer. Vor ihnen lagen die Schenken, wo die Kaufleute übernachteten, die ins Landesinnere fuhren, und dazu die Remisen und Ställe. Die Häuser wären auch in Illian respektable Herrenhäuser der niedrigeren Adligen gewesen. Vor dem größten stand eine Ehrenwache von Soldaten der Seanchaner, und obenauf flatterte eine Flagge mit einem goldenen Falken mit ausgebreiteten Schwingen auf blauem Grund. Egeanin gab Schwert und Dolch ab, bevor sie Domon mit hineinbrachte. Ihre beiden Soldaten verblieben auf der Straße. Domon kam ins Schwitzen. Das roch nach der Anwesenheit eines hohen Adligen, und es war nicht gut, mit einem Lord in dessen eigenem Haus verhandeln zu müssen.
    In der Eingangshalle ließ Egeanin Domon an der Tür stehen und sprach mit einem Diener. Er war wohl aus Falme, wie Domon aus den langen Hemdsärmeln und den spiralförmigen Stickereien auf der Brust schloss. Domon glaubte, aus ihrer Unterhaltung die Worte ›Hoher Herr‹ herauszuhören. Der Diener eilte fort und kehrte nach einer Weile zurück. Er führte sie in das unzweifelhaft größte Zimmer des Hauses. Jedes noch so kleine Möbelstück war daraus entfernt worden, selbst die Teppiche, und der Steinboden war blitzblank geputzt. Mit fremdartigen Vögeln bemalte Stellwände verdeckten Wände und Fenster.
    Egeanin trat ein kurzes Stück in den Raum hinein und blieb dann stehen. Als Domon sie fragen wollte, wo sie sich befanden und warum, brachte sie ihn mit einem wilden Blick und einem wortlosen Grollen zum Schweigen. Sie rührte sich nicht, schien aber irgendwie auf Zehenspitzen zu stehen. Sie hielt das, was sie von seinem Schiff mitgenommen hatte, wie etwas Wertvolles in den Händen. Er versuchte sich vorzustellen, was es wohl sei.
    Plötzlich erklang leise ein Gong, und die Seanchanerin sank auf die Knie nieder, wobei sie den in Seide gehüllten Gegenstand vorsichtig neben sich stellte. Auf einen Blick von ihr hin ließ sich auch Domon auf die Knie nieder. Adlige erließen manchmal eigenartige Vorschriften, und er vermutete, die der Seanchaner könnten noch etwas eigenartiger sein als alles, was er bisher kennen gelernt hatte.
    Zwei Männer erschienen im Eingang auf der gegenüberliegenden Seite des Raums. Der eine hatte die linke Kopfseite kahl geschoren. Das verbliebene blassgoldene Haar hing zu einem Zopf geflochten auf seine Schulter herab. Sein sattgelbes Gewand

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