Die Jagd beginnt
lauschenden Zuschauer nach Luft schnappten, aber es war ihm gleich. Sie konnten ihr Großes Spiel spielen, wenn sie wollten, aber Ingtar war gekommen, und er hatte nun seine Ruhe. »Sie können noch nicht weit sein.«
Ingtar hatte vorher den Mund gehalten, aber jetzt trat er vor und packte Rand am Arm. »Ihr habt es gehabt? Und …« – er blickte sich nach der neugierigen Menge um – »… das andere Ding?«
»Sie haben sich auch das wieder geholt«, sagte Rand leise. Ingtar schlug sich mit der Faust auf die Handfläche und wandte sich ab. Ein paar Cairhiener wichen vor seinem wilden Blick zurück.
Mat kaute auf seiner Lippe herum und schüttelte dann den Kopf. »Ich wusste nicht, dass ihr ihn gefunden hattet, also fühle ich mich nicht, als habe ich ihn verloren. Er ist eben immer noch verloren.« Es war klar, dass er von dem Dolch sprach und nicht vom Horn von Valere. »Wir finden ihn schon wieder. Jetzt haben wir zwei Schnüffler. Perrin ist auch einer. Er folgte der Spur bis nach Vortor, nachdem du mit Loial und Hurin verschwunden warst. Ich glaubte, du wärst vielleicht einfach weggelaufen, um … na ja, du weißt schon, was ich meine. Wo warst du eigentlich? Ich verstehe immer noch nicht, wie du solch einen Vorsprung vor uns gewinnen konntest. Dieser Bursche behauptete, ihr wärt schon seit Tagen hier.«
Rand sah Perrin an – er ein Schnüffler? – und bemerkte so, dass Perrin ihn ebenfalls musterte. Er glaubte, Perrin irgendetwas murmeln zu hören. Schattentöter? Ich muss ihn falsch verstanden haben. Perrins gelber Blick hielt ihn eine Weile lang fest. Er schien Geheimnisse über ihn zu enthalten. Er sagte sich, dass er sich das sicherlich nur einbildete – ich bin doch nicht verrückt – noch nicht –, und riss den Blick von Perrin los.
Verin half gerade einem sichtlich wackligen Hurin auf die Beine. »Ich fühle mich so leicht wie Gänsedaunen«, sagte er. »Noch ein wenig müde, aber …« Er sprach nicht weiter. Er schien sie zum ersten Mal bewusst zu sehen und auch jetzt erst zu begreifen, was geschehen war.
»Die Erschöpfung wird noch ein paar Stunden anhalten«, sagte sie zu ihm. »Es ist anstrengend für den Körper, sich selbst schnell zu heilen.«
Die Leserin aus Cairhien erhob sich. »Aes Sedai?«, fragte sie leise. Verin neigte den Kopf, und die Leserin knickste tief.
So leise sie auch gewesen waren: Die Worte ›Aes Sedai‹ kursierten durch die Menge und lösten Ehrfurcht, Angst und auch Zorn aus. Mittlerweile blickten alle zu ihnen herüber. Nicht einmal Cuale beachtete seine brennende Schenke. Rand war der Meinung, dass ein wenig Vorsicht nun wohl angebracht sei.
»Habt ihr schon Zimmer gefunden?«, fragte er. »Wir müssen miteinander reden, und hier geht es nicht.«
»Gute Idee«, meinte Verin. »Ich war früher schon hier im Großen Baum . Dort kehren wir ein.«
Loial ging die Pferde holen. Das Dach der Schenke war vollends eingestürzt, doch die Ställe waren unversehrt. Bald ritten sie durch die Straßen, jedenfalls alle außer Loial, der behauptete, sich zu sehr ans Laufen gewöhnt zu haben. Perrin hielt die Führleine eines der Packpferde, die sie mit nach Süden gebracht hatten.
»Hurin«, fragte Rand, »wie schnell wirst du wieder so weit sein, dass du erneut ihrer Spur folgen kannst? Die Männer, die dich niederschlugen und das Feuer legten, haben doch wohl eine Spur hinterlassen, oder?«
»Ich kann ihr schon jetzt folgen, Lord Rand. Und ich konnte sie auf der Straße riechen. Der Gestank wird sich aber nicht lange halten. Es waren keine Trollocs dabei, und sie haben niemanden getötet. Nur Männer, Lord Rand. Schattenfreunde, glaube ich, aber das kann man am Geruch oft nicht feststellen. Vielleicht einen Tag lang wird er sich halten, dann ist er verflogen.«
»Ich glaube, sie können die Truhe genauso wenig öffnen, Rand«, sagte Loial, »sonst hätten sie einfach das Horn mitgenommen. Das wäre doch viel einfacher gewesen, als die ganze Truhe wegzuschleppen.«
Rand nickte. »Sie müssen sie in einen Karren oder auf ein Pferd gepackt haben. Sobald sie die Truhe aus Vortor hinausgeschafft haben, werden sie sich wieder den Trollocs anschließen. Dieser Spur wirst du bestimmt folgen können, Hurin.«
»Bestimmt, Lord Rand.«
»Dann musst du dich ausruhen, bis du wieder stark genug bist«, sagte Rand. Der Schnüffler wirkte bereits einigermaßen sicher auf den Beinen, aber er saß in sich zusammengesunken und mit müdem Gesicht auf dem Reittier. »Im
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