Die Jagd beginnt
war. Zuerst musste er Hurin bei Laune halten und dann Selene beeindrucken. Danach schien es gar keine andere Möglichkeit mehr gegeben zu haben. Seine Schritte wurden langsamer, bis er schließlich stehen blieb. »Als Moiraine mich gehen ließ, glaubte ich, nun wäre alles wieder ganz einfach. Sogar die Suche nach dem Horn, auch mit … mit allem eben … na ja, ich stellte mir das alles einfacher vor.« Selbst mit Saidin im Kopf? »Licht, was gäbe ich nicht darum, wenn alles wieder einfach und unkompliziert wäre!«
»Ta’veren …« , begann Loial.
»Davon will ich nichts mehr hören.« Rand lief wieder genauso schnell wie vorher weiter. »Alles, was ich will, ist Mat den Dolch geben und Ingtar das Horn.« Und dann? Verrückt werden? Sterben? Wenn ich sterbe, bevor ich dem Wahnsinn verfalle, tue ich wenigstens niemandem weh. Aber sterben will ich auch wieder nicht. Lan kann ja ›Schwert in die Scheide‹ erwähnen, aber ich bin Schäfer und kein Behüter. »Wenn ich es nicht mehr berühren kann«, murmelte er, »vielleicht kann ich dann … Owyn hätte es beinahe geschafft.«
»Was, Rand? Ich habe dich nicht verstanden.«
»Ach, nichts«, sagte Rand müde. »Ich wünschte, Ingtar käme endlich. Und Mat und Perrin.«
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Rand war tief in Gedanken versunken. Thoms Neffe hatte es drei Jahre lang durchgehalten, weil er die Macht nur dann benutzte, wenn er es für unbedingt nötig hielt. Wenn Owyn es fertig gebracht hatte, das so einzuschränken, müsste es doch auch möglich sein, ganz ohne die Macht auszukommen, wie verführerisch Saidin auch sein mochte.
»Rand«, sagte Loial, »dort vorne brennt es.«
Rand schob seine Grübeleien beiseite und blickte mit finsterer Miene in die Stadt hinein. Eine dicke, schwarze Rauchsäule erhob sich über den Dächern. Er konnte nicht erkennen, aus welchem Gebäude sie quoll, aber es war in der Nähe ihrer Schenke.
»Schattenfreunde«, sagte er beim Betrachten der Rauchwolke. »Trollocs können nicht ungesehen die Stadt betreten, aber Schattenfreunde … Hurin!« Er rannte los, und Loial hielt leicht Schritt mit ihm.
Je näher sie kamen, desto offenkundiger wurde es, welches Gebäude da brannte. Sie umrundeten die letzte Biegung, und da war der Verteidiger der Drachenmauer . Rauch quoll aus den oberen Fenstern, und Flammen schlugen aus dem Dach. Vor der Schenke hatten sich viele neugierige Zuschauer versammelt. Cuale schrie und hüpfte wild herum. Er wies Männer an, die Möbel auf die Straße trugen. Eine Doppelkette von Männern gab auf der einen Seite wassergefüllte Eimer weiter ins Haus hinein, und auf der anderen Seite kamen die leeren Eimer zurück und wurden bis zum weiter unten an der Straße befindlichen Brunnen weitergereicht. Die meisten Leute standen aber nur herum und sahen zu. Eine grelle Flamme schlug durch das Ziegeldach in den Himmel, und sie gaben ein lautes ›Aaaaah‹ von sich.
Rand drängte sich durch die Menge zum Wirt. »Wo ist Hurin?«
»Vorsichtig mit diesem Tisch umgehen!«, schrie Cuale. »Verkratzt ihn nicht!« Er sah Rand an und blinzelte. Sein Gesicht war von Rauch geschwärzt. »Lord Rand? Wer? Euer Diener? Ich kann mich nicht daran erinnern, ihn gesehen zu haben, Herr. Bestimmt ist er draußen. Lass die Kerzenhalter nicht fallen, du Narr! Sie sind aus Silber!« Cuale tanzte weg, um die Männer anzuschreien, die alle seine Besitztümer aus der Schenke schleppten.
»Hurin ist nicht hinausgegangen«, sagte Loial. »Er hätte niemals …« Er sah sich um und ließ den Rest ungesagt. Einige Zuschauer schienen den Ogier ebenso interessant zu finden wie das Feuer.
»Ich weiß«, sagte Rand und stürzte in die Schenke hinein.
Dem Schankraum sah man kaum an, dass das Gebäude in Flammen stand. Die Doppelkette von Männern zog sich die Treppe hinauf und gab die Eimer weiter, während andere herumeilten und hinaustrugen, was noch an Möbeln übrig war. Aber hier sah man nicht mehr Rauch, als sonst aus der Küche quoll. Erst als Rand sich an den Männern vorbei die Treppe hochzwängte, wurde er dichter. Hustend rannte er hoch.
Die Kette endete kurz vor der Treppe zum zweiten Stock. Männer standen auf halber Höhe und schleuderten Wasser in einen von Rauch erfüllten Gang. Flammen züngelten an den Wänden hoch und flackerten rot durch den schwarzen Qualm.
Einer der Männer packte Rand am Arm. »Ihr könnt da nicht hinaufgehen, Lord! Dort oben ist alles verloren. Ogier, sagt es ihm
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