Die Jagd beginnt
dich behalten, Alaine?« Die beiden Frauen lächelten sich mit Dolchen in den Augen an. Die zweite lächelte Rand nun an. »Ich bin Belevaere Osiellin. Sind alle Männer in Andor so groß? Und so attraktiv?«
Er räusperte sich. »Äh … ein paar sind genauso groß. Verzeiht mir, aber wenn ich jetzt …«
»Ich sah Euch mit Barthanes sprechen. Man behauptet, Ihr kennt auch Galldrian. Ihr müsst mich besuchen kommen, damit wir uns unterhalten können. Mein Mann besucht gerade unsere Güter im Süden.«
»Ihr seid so feinfühlig wie eine Dirne«, zischte Alaine ihr zu, aber im nächsten Moment lächelte sie Rand wieder an. »Sie hat einfach keine Bildung. Welcher Mann könnte sich wohl für eine Frau mit so schlechten Manieren interessieren? Bringt Eure Flöte in mein Haus, und wir werden uns unterhalten. Vielleicht bringt Ihr mir auch das Flötenspiel bei?«
»Was Alaine für Feinfühligkeit hält«, sagte Belevaere in süßlichem Tonfall, »ist lediglich ein Mangel an Mut. Ein Mann, der ein Reiherschwert trägt, muss tapfer sein. Das ist doch eine echte Reiherklinge, nicht wahr?«
Rand versuchte, sich rückwärts zu entfernen. »Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet … ich …« Sie folgten ihm Schritt für Schritt, bis er mit dem Rücken zur Wand stand. Ihre weiten Röcke bildeten eine zweite Wand vor ihm.
Er fuhr zusammen, als sich eine dritte Frau neben die beiden anderen schob. Ihr Rock reichte nun vollends bis an die Wand und versperrte ihm endgültig den Fluchtweg. Sie war älter als die beiden, aber genauso hübsch. Ihr amüsiertes Lächeln konnte die Schärfe ihres Blickes nicht verbergen. Sie trug noch mal um die Hälfte mehr Streifen als Alaine und Belevaere. Diese beiden knicksten vor ihr und sahen sie mürrisch an.
»Versuchen diese beiden Spinnen, Euch in ihr Netz zu locken?« Die ältere Frau lachte. »Die meiste Zeit über verwickeln sie sich selbst mehr darin als ihre Opfer. Kommt mit mir, mein feiner, junger Andoraner, und ich erzähle Euch ein wenig, in welche Schwierigkeiten sie Euch bringen würden. Zum einen habe ich keinen Ehemann, dessentwegen Ihr Euch Gedanken machen müsst. Ehemänner sind so lästig.«
Über Alaines Kopf hinweg konnte er Thom sehen, der sich gerade von einer Verbeugung aufrichtete, obwohl keinerlei Applaus oder Aufsehen zu bemerken war. Mit einer Grimasse schnappte sich der Gaukler einen gefüllten Pokal vom Tablett eines überraschten Dieners.
»Ich sehe da jemanden, mit dem ich sprechen muss«, sagte Rand zu den Frauen, und er quetschte sich aus dem Käfig, den sie um ihn gebildet hatten, gerade als die zuletzt erschienene Frau nach seinem Arm fasste. Alle drei blickten ihm nach, als er zu dem Gaukler eilte.
Thom beäugte ihn über den Rand des Pokals hinweg und nahm dann einen großen Schluck.
»Thom, ich weiß, Ihr habt gesagt, wir trennen uns, aber ich musste vor diesen Frauen fliehen. Alles, was sie mir sagten, war, dass ihre Ehemänner fort seien, aber sie deuteten noch ganz anderes an.« Thom erstickte fast an seinem Wein, und Rand klopfte ihm auf den Rücken. »Ihr trinkt zu schnell, und etwas kommt einem dabei immer in die falsche Kehle. Thom, sie glauben, dass ich mit Barthanes paktiere oder vielleicht auch mit Galldrian, und sie werden es mir wohl nicht abnehmen, wenn ich ihnen sage, dass das nicht stimmt. Ich brauchte einfach eine Ausrede, um von ihnen wegzukommen.«
Thom strich sich über den langen Schnurrbart und blickte hinüber zu den drei Frauen. Sie standen immer noch nebeneinander und beobachteten ihn und Rand. »Ich kenne die drei, Junge. Breane Taborwin allein könnte dich so vieles lehren, wie jeder Mann einmal im Leben lernen sollte, falls er die Erfahrung überlebt. Macht sich Gedanken über ihre Ehemänner. Das gefällt mir, Junge.« Mit einem Mal wurde sein Blick stechend. »Du hattest mir erzählt, du hättest nichts mehr mit den Aes Sedai zu tun. Die Hälfte aller Unterhaltungen heute Abend beschäftigt sich damit, dass aus heiterem Himmel ein Lord aus Andor erschienen ist, mit einer Aes Sedai zur Seite. Barthanes und Galldrian. Diesmal hast du dich von der Weißen Burg ganz schön hineinreiten lassen.«
»Sie ist erst gestern gekommen, Thom. Und sobald das Horn in Sicherheit ist, bin ich sie wieder los. Dafür werde ich sorgen.«
»Du sagst das, als sei es gerade nicht in Sicherheit«, sagte Thom bedächtig. »So hast du dich vorher nicht angehört.«
»Schattenfreunde haben es gestohlen, Thom. Sie haben es hierher
Weitere Kostenlose Bücher