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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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drang genug gelber Lichtschein, dass Rand zwischen quadratischen Blumenbeeten eine Backsteinmauer erkennen konnte. Zu beiden Seiten warfen Ställe und andere außenliegende Gebäude wuchtige Schatten. Gelegentlich drangen Fetzen von Musik aus dem Hauptgebäude, entweder von der Feier der Diener her oder aus den Sälen mit ihren Herrschaften oben.
    Hurin führte sie auf Gartenwegen entlang, bis selbst der trübe Lichtschein verblasste und sie sich ihren Weg im Mondschein suchen mussten. Ihre Stiefel knirschten leise auf den Kieseln. Büsche, die im Tageslicht vor Blüten gestrahlt hätten, drohten nun wie düstere Gestalten im Dunkel. Rand fasste nach seinem Schwert, und sein Blick schweifte andauernd hin und her. Hundert Trollocs konnten ungesehen um sie herum lauern. Zwar hätte Hurin die Trollocs gerochen, wenn sie wirklich da wären, aber das half auch nicht sehr. Wenn Barthanes ein Schattenfreund war, dann mussten auch zumindest einige seiner Diener und Wächter ebenfalls welche sein. Hurin konnte einen Schattenfreund nicht immer am Geruch erkennen. Schattenfreunde, die aus der Nacht hervorsprangen, waren auch nicht viel besser als Trollocs.
    »Dort, Lord Rand«, flüsterte Hurin, und er deutete nach vorn.
    Vor ihnen umschloss eine Steinmauer, die nicht viel über Loials Kopf hinausragte, eine quadratische Fläche von etwa fünfzig Schritt Seitenlänge. Rand war sich der Schatten wegen nicht sicher, aber es sah danach aus, als setze sich der Garten dahinter fort. Er fragte sich, warum Barthanes mitten in seinem Garten diese Fläche ausgespart und ummauert hatte. Über der Mauer war kein Dach zu sehen. Warum gingen sie da hinein und blieben drin? Loial beugte sich herunter und brachte seinen Mund dicht an Rands Ohr: »Ich habe dir doch gesagt, dass hier einst ein Ogierhain stand. Rand, das Tor zu den Kurzen Wegen befindet sich innerhalb dieser Mauer. Ich kann es fühlen.«
    Rand hörte, wie Mat resigniert seufzte. »Wir geben nicht auf, Mat«, sagte er.
    »Ich gebe nicht auf. Ich habe aber genug Verstand, um nicht noch einmal durch die Kurzen Wege gehen zu wollen.«
    »Das müssen wir aber vielleicht«, sagte Rand darauf. »Geh und suche Ingtar und Verin. Zieh sie irgendwie auf die Seite – es ist mir gleich, wie du das anstellst –, und sage ihnen, dass ich glaube, Fain habe das Horn durch ein Tor gebracht. Lass es aber niemand anders hören. Und denke daran, dass du hinkst; man glaubt, du seist gestürzt.« Es schien ihm erstaunlich, wenn selbst jemand wie Fain es riskierte, die Wege zu benützen, aber es war wohl die einzig mögliche Antwort. Sie verbringen doch keine Nacht und keinen Tag da drinnen, ohne Dach über dem Kopf.
    Mat verbeugte sich tief, und seine Stimme troff vor Ironie: »Sofort, Lord Rand. Wie der Lord wünschen. Soll ich Eure Flagge tragen, Herr?« Er ging in Richtung Herrenhaus los, und sein Gemurre verklang. »Jetzt muss ich hinken. Beim nächsten Mal habe ich mir dann wohl den Hals gebrochen oder …«
    »Er hat lediglich Angst wegen des Dolchs, Rand«, sagte Loial.
    »Ich weiß«, gab Rand zurück. Aber wie lange noch, bis er irgendjemandem erzählt, was ich bin, auch wenn er das nicht bewusst vorhat? Er konnte nicht glauben, dass Mat ihn jemals absichtlich verraten würde – zumindest so viel war von der alten Freundschaft noch übrig. »Loial, heb mich bitte hoch, damit ich über die Mauer schauen kann.«
    »Rand, falls die Schattenfreunde immer noch …«
    »Sind sie nicht. Heb mich hoch, Loial!«
    Alle drei traten ganz nahe an die Mauer heran, und Loial machte mit den Händen einen Steigbügel für Rand. Der Ogier richtete sich trotz Rands Gewicht flink auf, und damit befand sich Rands Kopf gerade in der richtigen Höhe, um über die Mauerkante hinwegblicken zu können.
    Die dünne Sichel des abnehmenden Mondes warf nur spärliches Licht auf den Garten, und der größte Teil der Innenfläche lag sowieso im Schatten, doch schien es dort drinnen weder Blumen noch Sträucher zu geben. Nur eine einsame Bank aus blassem Marmor stach ins Auge. Sie war so platziert, dass man von ihr aus das anblicken konnte, was sich wie ein riesiger, aufrecht stehender Grabstein in der Mitte der Fläche erhob.
    Rand klammerte sich an der Mauerkrone fest und zog sich hinauf. Loial zischte leise und griff nach seinem Fuß, aber er riss sich los und ließ sich auf der anderen Mauerseite hinunterfallen. Unter seinen Füßen befand sich eine kurz geschnittene Grasdecke. Es kam ihm der flüchtige Gedanke,

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