Die Jagd beginnt
Binsenfackeln her, deren Qualm die Decke schwärzte. Sie befanden sich so weit voneinander entfernt, dass es dazwischen fast dunkel war.
»Ich bin froh, dass du wieder normal mit mir sprichst«, sagte Rand. »So, wie du dich ständig verbeugt und Kratzfüße gemacht hast, glaubte ich schon, du wolltest die Leute aus Cairhien noch übertreffen.«
Hurins Gesicht lief rot an. »Also, was das betrifft …« Er blickte den Flur hinunter in Richtung des Lärms und spitzte die Lippen, als wolle er ausspucken. »Sie tun alle so wohlerzogen und korrekt, aber … Lord Rand, jeder von ihnen behauptet, seinem Herrn oder seiner Herrin gegenüber treu zu sein, aber alle deuten an, dass sie bereit sind, ihr Wissen weiterzuverkaufen. Und wenn sie ein paar Gläser getrunken haben, dann flüstern sie einem Sachen über ihre Herrschaft ins Ohr, dass einem die Haare zu Berge stehen. Ich weiß, sie sind nun mal aus Cairhien, aber so was habe ich denn doch noch nie erlebt.«
»Wir gehen bald von hier weg, Hurin.« Rand drückte eher seine Hoffnung aus als eine Gewissheit. »Wo ist dieser Garten?« Hurin bog in einen Seitengang ein, der zur Rückseite des Hauses führte. »Hast du Ingtar und die anderen schon runtergebracht?«
Der Schnüffler schüttelte den Kopf. »Lord Ingtar ließ sich von sechs oder sieben dieser so genannten Damen in die Enge treiben. Ich konnte nicht nahe genug herankommen, um mit ihm zu sprechen. Und Verin Sedai war bei Barthanes. Sie sah mich derart eigenartig an, als ich mich näherte, dass ich nicht einmal versucht habe, ihr etwas zu sagen.«
Sie bogen um eine weitere Ecke, und da standen Loial und Mat. Loial konnte wegen der niedrigen Decke nur gebückt stehen.
Loials Grinsen war fast so breit wie sein ganzes Gesicht. »Da bist du ja, Rand. Ich war noch niemals so froh, jemandem entkommen zu können, wie bei diesen Leuten dort oben! Sie fragten mich immer wieder, ob die Ogier zurückkehrten und ob Galldrian sich mit uns über die noch ausstehende Bezahlung geeinigt habe. Es scheint, als hätten all die Ogier-Steinwerker nur deshalb Cairhien verlassen, weil Galldrian sie nicht mehr bezahlte, außer mit Versprechungen. Ich musste ihnen immer wieder erklären, dass ich davon nichts wisse, aber die Hälfte glaubte wohl, ich würde lügen, und die andere Hälfte dachte, ich spiele auf irgendetwas an.«
»Wir hauen bald ab«, versicherte ihm Rand. »Mat, geht es dir gut?« Das Gesicht seines Freundes wirkte hohlwangiger, als er es zuletzt in Erinnerung hatte, hagerer sogar als in der Schenke, und seine Wangenknochen standen deutlich hervor.
»Mir geht’s gut«, erwiderte Mat mürrisch. »Es machte mir gewiss nichts aus, die anderen Diener zu verlassen. Diejenigen, die nicht daran glaubten, du würdest mich verhungern lassen, dachten wohl, ich sei krank, und wollten mir nicht zu nahe kommen.«
»Hast du den Dolch gefühlt?«, fragte Rand.
Mat schüttelte betrübt den Kopf. »Das Einzige, was ich gefühlt habe, war, dass mich jemand die meiste Zeit über beobachtet. Diese Leute sind genauso schlimm wie Blasse, was das Herumschleichen betrifft. Seng mich, ich bin vor Schreck fast aus der Haut gefahren, als mir Hurin sagte, er habe die Spur der Schattenfreunde aufgespürt. Rand, ich kann ihn überhaupt nicht spüren, und ich habe dieses verdammte Gebäude vom Dachstuhl bis zum Keller abgesucht.«
»Das muss nicht heißen, dass er sich nicht hier befindet, Mat. Ich habe ihn zum Horn in die Truhe gesteckt, denk daran. Vielleicht kannst du ihn deshalb nicht fühlen. Ich glaube nicht, dass Fain weiß, wie man sie öffnet, sonst hätte er sie nicht die ganze Zeit schleppen lassen, als er aus Fal Dara floh. Selbst das viele Gold ist unwichtig, wenn man es mit dem Horn von Valere vergleicht. Wenn wir das Horn finden, finden wir auch den Dolch. Du wirst ja sehen.«
»Solange ich nicht mehr so tun muss, als sei ich dein Diener«, knurrte Mat. »Solange du nicht verrückt wirst und …« Die Worte erstarben, und sein Mund verzog sich.
»Rand ist nicht verrückt, Mat«, sagte Loial. »Die Leute aus Cairhien hätten ihn niemals hier eingelassen, wenn er kein Lord wäre. Sie sind es, die spinnen.«
»Ich bin nicht wahnsinnig«, sagte Rand grob. »Noch nicht. Hurin, zeig mir diesen Garten!«
»Hier herüber, Lord Rand.«
Sie gingen durch eine niedrige Tür – Rand musste sich ducken – in die Nacht hinaus. Loial musste sich vornüberbeugen und die Schultern einziehen, um durchzukommen. Aus den Fenstern über ihnen
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