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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Ruhe zu kommen. Bevor ich mich umdrehen kann, schicken sie dann eine Botschaft zum Stedding Schangtai an meine Mutter, und die kommt her und sorgt dafür, dass ich verheiratet bin, bevor sie sich noch den Reisestaub abwäscht. Sie hat schon immer gesagt, ich sei zu vorschnell und brauche eine Frau. Ich glaube, sie hat Ausschau gehalten, als ich mich verzog. Welche Frau sie auch für mich auswählt … na ja, überhaupt jede Frau wird mich anbinden, damit ich nicht mehr nach draußen gehe, bevor mein Bart grau ist. Ehefrauen meinen immer, man solle keinen Mann nach draußen lassen, bevor er nicht reif genug ist, sein Temperament zu zügeln.«
    Mat lachte so schallend los, dass alle ihn anschauten, aber auf Loials verzweifeltes Gestikulieren hin sagte er leise: »Bei uns wählen die Männer selbst aus, und keine Frau kann einen Mann davon abhalten zu tun, was er tun will.«
    Rand runzelte die Stirn. Er erinnerte sich daran, wie ihm Egwene immer gefolgt war, als sie noch klein waren. Als sie das bemerkte, hatte Frau al’Vere besonderes Interesse für ihn entwickelt und die anderen Jungen nicht mehr so beachtet. Später dann tanzten bei Festen einige Mädchen mit ihm und andere nicht. Eigenartig daran war nur, dass Egwenes Freundinnen mit ihm tanzten, doch die Mädchen, die sie nicht leiden konnte, wollten nicht. Er erinnerte sich auch schwach daran, wie Frau al’Vere Tam auf die Seite gezogen und mit ihm gesprochen hatte – Und sie nörgelte darüber, dass Tam keine Frau hatte, an die sie sich wenden könne!  –, und danach hatten Tam und alle anderen so getan, als seien er und Egwene einander versprochen, obwohl sie nicht vor dem Frauenkreis gekniet und die entsprechenden Worte gesagt hatten. Er hatte die Dinge früher auch nie von dieser Warte aus betrachtet; zwischen ihm und Egwene war alles eigentlich ganz selbstverständlich gewesen. Es war eben so.
    »Ich glaube, bei uns geschieht es auf die gleiche Weise«, knurrte er, und als Mat lachte, fügte er hinzu: »Erinnerst du dich an irgendetwas, was dein Vater getan hat, obwohl deine Mutter etwas dagegen hatte?« Mat öffnete grinsend den Mund, zog dann jedoch die Augenbrauen hoch und schloss ihn wieder.
    Juin kam die Treppe von draußen herunter. »Würdet Ihr bitte alle mitkommen? Die Ältesten möchten Euch sehen.« Er sah Loial nicht direkt an, doch der ließ vor Schreck trotzdem beinahe sein Buch fallen.
    »Falls die Ältesten versuchen, dich zum Bleiben zu zwingen«, sagte Rand, »werden wir sagen, dass wir dich unbedingt zum Weiterkommen brauchen.«
    »Ich wette, es hat überhaupt nichts mit dir zu tun«, sagte Mat. »Ich schätze, sie wollen uns nur mitteilen, dass wir das Tor benützen können.« Er schüttelte sich, und seine Stimme wurde noch leiser: »Wir müssen doch, oder?« Es war nicht als Frage gemeint.
    »Entweder bleiben und heiraten oder durch die Kurzen Wege reisen.« Loial verzog das Gesicht. »Wenn man Ta’veren zum Freund hat, ist das Leben ziemlich riskant.«

KAPITEL 36

    Der Ältestenrat
    A ls sie in Juins Schlepptau durch die Ogierstadt schritten, bemerkte Rand, dass Loial immer unruhiger wurde. Loials Ohren waren genauso steif wie sein Rücken. Er machte große Augen, sobald er nur sah, dass ihn ein anderer Ogier musterte. Besonders die Frauen und Mädchen schienen ihn nervös zu machen, und eine ganze Menge von denen nahm durchaus Notiz von ihm. Er wirkte, als schritte er zu seiner Hinrichtung.
    Der bärtige Ogier deutete auf eine breite Treppe, die hinunter in eine grasbewachsene Erhebung führte. Sie war viel größer als alle anderen. Man konnte sie ohne weiteres als Hügel bezeichnen. Direkt dahinter stand einer der Großen Bäume.
    »Warum wartest du nicht hier draußen, Loial?«, fragte Rand.
    »Die Ältesten …«, begann Juin.
    »… wollen wahrscheinlich nur uns Menschen sehen«, beendete Rand den angefangenen Satz.
    »Warum lassen sie ihn nicht in Ruhe?«, warf Mat ein.
    Loial nickte lebhaft. »Ja. Ja. Ich glaube …« Eine größere Gruppe von Ogierfrauen beobachtete ihn – von weißhaarigen Großmüttern bis zu Töchtern in Eriths Alter. Die ganze Gruppe unterhielt sich, aber alle Blicke ruhten auf ihm. Seine Ohren zuckten. Er betrachtete die breite Tür, zu der die Stufen hinunterführten, und dann nickte er wieder. »Ja, ich werde mich hier draußen hinsetzen und lesen. Genau. Ich werde lesen.« Er griff in seine Manteltasche und zog ein Buch hervor. Er setzte sich auf den Abhang neben die Treppe, schlug das bei

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