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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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seine Axt sowieso nicht ganz herausgezogen. Als er die Hand vom Schwertgriff nahm, ließ Rand das Nichts fahren, und er schauderte. Das Nichts verflog, doch es hinterließ ein schwaches Echo von Leere in seinem Inneren und die Sehnsucht, sie durch irgendetwas auszufüllen.
    Der Ogier wandte sich zu Verin und verbeugte sich. »Aes Sedai, ich heiße Juin, Sohn des Lacel, Sohn des Laud. Ich bin gekommen, um Euch zu den Ältesten zu führen. Sie wollen wissen, warum sich eine Aes Sedai zu uns begibt, noch dazu mit Bewaffneten und einem unserer eigenen Jünglinge.« Loial zog die Schultern ein, als wolle er am liebsten verschwinden.
    Verin warf den Aiel einen bedauernden Blick zu, als hätte sie sich gern mit ihnen unterhalten, bedeutete dann aber Juin, er solle vorangehen. Er führte sie ohne weiteren Kommentar und auch ohne Loial anzublicken fort.
    Einen Moment lang standen Rand und die anderen den drei Aielfrauen nervös gegenüber. Zumindest fühlte sich Rand nervös. Ingtar erschien ihm dagegen unbeweglich wie ein Fels in der Brandung und genauso ausdruckslos. Die Aiel hatten wohl die Schleier von den Gesichtern genommen, aber die Speere trugen sie immer noch in der Hand, und sie musterten die vier Männer, als wollten sie in ihr Inneres blicken. Besonders Rand war das Ziel immer zornigerer Blicke. Er hörte, wie die Jüngste der drei murmelte: »Er trägt ein Schwert«, und es klang wie ein Gemisch von Grauen und Verachtung. Dann gingen die drei wieder. Eine bückte sich, um die Holzschüssel aufzuheben, und beim Weggehen sahen sie sich um, bis sie schließlich unter den Bäumen verschwunden waren.
    »Töchter des Speers«, knurrte Ingtar. »Ich habe nicht geglaubt, dass sie noch aufzuhalten sind, nachdem sie die Schleier angelegt hatten. Jedenfalls nicht einiger Worte wegen.« Er sah Rand und seine beiden Freunde an. »Ihr solltet einmal einen Angriff der Roten Schilde oder der Steinsoldaten erleben. Den hält man genauso leicht auf wie eine Lawine.«
    »Sie konnten den Pakt nicht brechen, nachdem sie daran erinnert wurden«, sagte Erith lächelnd. »Sie kamen, um Besungenes Holz zu erwerben.« In ihrer Stimme klang nun Stolz mit. »Wir haben im Stedding Tsofu zwei Baumsänger! Und die sind heutzutage selten. Ich habe wohl gehört, dass Stedding Schangtai einen jungen, sehr talentierten Baumsänger haben soll, aber bei uns gibt es gleich zwei davon.« Loial lief rot an, aber sie schien es nicht zu bemerken. »Wenn Ihr nun mit mir kommt, zeige ich Euch, wo Ihr warten könnt, bis die Ältesten alles besprochen haben.«
    Während sie hinter ihr herliefen, murmelte Perrin: »Besungenes Holz, ha! Diese Aiel suchen nach dem, ›Der mit der Morgendämmerung kommt‹.«
    Und Mat fügte lakonisch hinzu: »Sie suchen nach dir, Rand!«
    »Nach mir? Das ist doch verrückt. Wieso glaubst du …«
    Er schwieg, denn nun führte sie Erith die Stufen zu einem mit Wildblumen bewachsenen Haus hinunter, das offensichtlich für menschliche Gäste reserviert war. Die Zimmer maßen zwanzig Schritt von Wand zu Wand. Die bemalte Decke befand sich gute zwanzig Spannen über dem Boden. Trotzdem hatten die Ogier sich alle Mühe gegeben, dass sich Menschen darinnen wohl fühlen konnten. Die Möbel waren vielleicht ein wenig zu groß, die Stühle ein wenig zu hoch, sodass die Füße in der Luft baumelten, und die Tischfläche befand sich über Rands Hüfthöhe. Hurin hätte tatsächlich, ohne sich bücken zu müssen, in den gemauerten Kamin hineinlaufen können. Der Kamin machte irgendwie den Eindruck, er sei von Wasser ausgewaschen worden und nicht von Maurern zusammengefügt. Erith sah Loial zweifelnd an, doch der winkte nur ab und zog einen der Stühle in die Ecke hinüber, die man von der Tür aus am schlechtesten überblicken konnte.
    Sobald das Ogiermädchen gegangen war, zog Rand Mat und Perrin auf die Seite. »Was meint ihr damit, dass sie nach mir suchen? Weswegen? Sie haben mich sehr wohl gesehen und sind dann fortgegangen.«
    »Sie haben dich angeschaut«, sagte Mat grinsend, »als hättest du einen Monat lang nicht mehr gebadet und dich außerdem mit Schafspisse eingerieben.« Sein Grinsen verflog. »Aber sie könnten wirklich nach dir suchen. Wir haben da einen anderen Aiel kennen gelernt.«
    Rand lauschte mit wachsendem Erstaunen ihrer Erzählung über die Begegnung an Brudermörders Dolch. Mat führte das Wort, und Perrin warf gelegentlich etwas ein, wenn sein Freund etwas zu übertrieben ausschmückte. Mat trug dick auf, wie

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