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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Tabak zu erwerben. Immer kamen mit ihnen die Nachrichten von neuen Auseinandersetzungen, von Kriegen und falschen Drachen. Es kam ein Jahr ganz ohne Händler und Kaufleute, und als sie im nächsten zurückkehrten, erzählten sie, dass Artur Falkenflügels Heer zurückgekehrt sei, oder zumindest die Nachkommen seiner Soldaten. Die alten Länder waren zerschlagen, behaupteten sie, und die neuen Herrscher der Welt, die in der Schlacht angekettete Aes Sedai einsetzten, hatten die Weiße Burg geschleift und den Boden versalzen, wo Tar Valon gestanden hatte. Es gab keine Aes Sedai mehr.
    Im Gebiet der zwei Flüsse war nichts davon zu spüren. Immer noch mussten die Felder bestellt, die Schafe geschoren und die Lämmer versorgt werden. Tam schaukelte Enkel auf den Knien, bevor er schließlich neben seiner Frau zur letzten Ruhe gebettet wurde. An das alte Bauernhaus wurden neue Räume angebaut. Egwene wurde zur Dorfheilerin gewählt, und die meisten waren davon überzeugt, dass sie besser sei als die vorherige Dorfheilerin, Nynaeve al’Meara. Das war auch gut so, denn ihre Heilmittel, die bei anderen so wunderbar wirkten, konnten Rand nur gerade eben am Leben halten. Eine geheimnisvolle Krankheit bedrohte ihn ohne Unterlass. Seine Launen wurden schlimmer, und er wütete oft, dieses Leben sei nicht das, was ihm vorherbestimmt gewesen sei. Wenn diese düsteren Launen ihn überkamen, fürchtete Egwene sich vor ihm, denn wenn es am schlimmsten war, geschahen manchmal eigenartige Dinge. Gewitter zogen auf, die sie nicht vorhergesehen hatte, Waldbrände flammten plötzlich auf … Aber sie liebte ihn und sorgte für ihn und erhielt seine geistige Gesundheit, obwohl manch einer grollte, dass Rand al’Thor wahnsinnig sei und gefährlich dazu.
    Als sie starb, saß er allein lange Zeit an ihrem Grab. Tränen flossen in seinen grau melierten Bart. Seine Krankheit kehrte zurück, und er siechte dahin. Er verlor die letzten beiden Finger seiner rechten Hand und einen an der linken. Seine Ohren wirkten wie Narben, und die Männer erzählten sich, er rieche faulig. Er wurde zu einer immer düstereren Gestalt.
    Doch als der furchtbare Ruf erschallte, weigerte sich niemand, ihn an seiner Seite zu dulden. Aus der Großen Fäule waren Trollocs und Blasse und andere Albtraumgestalten hervorgebrochen, und die neuen Herrscher der Welt wurden zurückgeworfen, trotz all ihrer Macht. Also nahm Rand den Bogen auf, den er mit seinen übrig gebliebenen Fingern gerade noch benützen konnte, und er humpelte mit denen mit, die nach Norden zum Taren marschierten; es waren Männer aus jedem Dorf, von jedem Hof und aus jedem Winkel der Zwei Flüsse, Männer mit Bogen und Axt und Spieß und mit Schwertern, die schon lange in den Speichern vor sich hin gerostet waren. Auch Rand trug ein Schwert mit einem Reiher auf der Klinge. Er hatte es gefunden, nachdem Tam gestorben war, doch er wusste es nicht zu gebrauchen. Es kamen auch Frauen mit, die Waffen, die sie irgendwo gefunden hatten, über die Schultern gelegt, und sie marschierten neben den Männern her. Einige lachten und meinten, sie hätten das seltsame Gefühl, all dies schon einmal erlebt zu haben. Und am Taren trafen die Menschen von den Zwei Flüssen auf die Invasoren: endlose Reihen von Trollocs, die unter einer toten, schwarzen Flagge, die das Licht zu fressen schien, von albtraumhaften Blassen angeführt wurden. Rand sah diese Flagge und glaubte, der Wahnsinn habe ihn gepackt, denn ihm schien es, dass er dazu bestimmt gewesen war, dieses Banner zu bekämpfen. Er schoss jeden seiner Pfeile auf die Flagge, so gerade, wie es sein Geschick und das Nichts erlaubten, und er machte sich keine Gedanken über die Trollocs, die sich ihren Weg über den Fluss hinweg bahnten, oder über die Männer und Frauen, die an seiner Seite starben. Einer dieser Trollocs schließlich durchbohrte ihn, bevor er vor Kampfeswut heulend weiter in das Gebiet der Zwei Flüsse hineinhetzte. Und als er so am Ufer des Taren lag und sah, wie der Mittagshimmel sich verdunkelte, und als sein Atem immer schwächer wurde, da hörte er eine Stimme sagen: Ich habe wieder gewonnen, Lews Therin. Flackern.
    Das Kreissymbol mit dem Pfeil verzerrte sich zu parallel verlaufenden Wellenlinien, und er zwang sie nur mühsam in ihre alte Form zurück.
    Verins Stimme: »… richtig. Etwas …«
    Die Macht wütete.
    Flackern. Tam bemühte sich, Rand zu trösten, als Egwene gerade eine Woche vor ihrer Hochzeit krank wurde und starb. Auch Nynaeve

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