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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gewonnen, Lews Therin. Flackern.
    Rand kämpfte darum, das Nichts zu erhalten, denn es erzitterte unter den Hammerschlägen des Flackerns der ganzen Welt. Er musste das eine Symbol im Geist festhalten, auch wenn tausend davon über die Oberfläche des Nichts schrammten. Er hielt es mit aller Kraft fest.
    »… ist falsch!«, schrie Verin.
    Die Macht war überall und alles.
    Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Er war Soldat. Er war Schafhirte. Er war Bettler, und er war König. Er war Bauer, Gaukler, Seilmacher, Zimmermann. Er wurde geboren, lebte und starb als Aiel. Er starb, dem Wahnsinn verfallen, verfaulend, er starb an einer Krankheit, bei einem Unfall oder im hohen Alter. Er wurde hingerichtet, und die Massen bejubelten seinen Tod. Er rief sich zum Wiedergeborenen Drachen aus, und seine Flagge bedeckte den Himmel. Er lief vor der Macht davon und versteckte sich und starb, ohne jemals etwas über sich selbst zu erfahren. Er kämpfte jahrelang gegen den Wahnsinn und die Krankheit an, und er unterlag ihnen binnen zweier Winter. Manchmal kam Moiraine und holte ihn von den Zwei Flüssen weg, entweder allein oder mit seinen Freunden, die die Winternacht überlebt hatten. Manchmal kam sie nicht. Gelegentlich waren es andere Aes Sedai, die ihn holten. Manchmal auch Rote Ajah. Egwene heiratete ihn. Egwene saß mit ernstem Gesicht in die Stola der Amyrlin eingehüllt vor ihm und ließ ihn von den anderen Aes Sedai dämpfen. Egwene stieß ihm mit Tränen in den Augen einen Dolch ins Herz, und er dankte ihr dafür, als er starb. Er liebte andere Frauen, heiratete andere Frauen. Elayne und Min und eine blonde Bauerntochter, die er auf dem Weg nach Caemlyn kennen lernte, und Frauen, die er noch nie gesehen hatte, bevor er all diese Leben lebte. Hundert Leben. Mehr. So viele, dass er sie nicht mehr zählen konnte. Und am Ende jedes Lebens, als er im Sterben lag, als er den letzten Atemzug tat, flüsterte ihm eine Stimme ins Ohr: Ich habe wieder gewonnen, Lews Therin. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern. Flackern.
    Das Nichts löste sich auf, die Verbindung zu Saidin verschwand, und Rand stürzte mit einem dumpfen Schlag, der ihm den Atem geraubt hätte, wäre er nicht sowieso schon halb betäubt gewesen. Unter seiner Wange und seinen Händen fühlte er rauen Stein. Es war kalt.
    Er war sich Verins Gegenwart bewusst, die versuchte, aus der Rückenlage auf die Knie zu kommen. Er hörte, wie sich jemand laut übergab, und hob den Kopf. Uno kniete am Boden und rieb sich den Mund mit dem Handrücken. Alle waren am Boden, und die Pferde standen mit steifen Beinen und wild rollenden Augen da. Ingtar hatte sein Schwert gezogen und den Griff so hart gepackt, dass die Klinge zitterte. Sein Blick ging ins Leere. Loial saß breitbeinig da. Er hatte die Augen aufgerissen und wirkte wie betäubt. Mat hatte sich beinahe zu einer Kugel zusammengerollt und die Arme um den Kopf geschlungen. Perrins Finger gruben sich in sein Gesicht ein, als wolle er das herausreißen, was er gesehen hatte, oder vielleicht auch die Augen, die es gesehen hatten. Keinem der Soldaten ging es besser. Masema weinte unverhohlen. Tränen liefen ihm übers Gesicht. Hurin sah sich um, als suche er nach einer Zuflucht.
    »Was …?« Rand hielt inne und schluckte schwer. Er lag auf einem rauen, verwitterten Felsen, der halb im Boden steckte. »Was ist geschehen?«
    »Ein Schwall der Einen Macht.« Die Aes Sedai erhob sich taumelnd und zog schaudernd ihren Umhang um sich zusammen. »Es war, als zwänge man uns … schob … Es schien aus dem Nichts zu kommen. Ihr müsst lernen, das besser zu beherrschen. Unbedingt! So viel der Einen Macht könnte Euch einmal wie Zunder verbrennen.«
    »Verin, ich … Ich lebte … Ich war …« Ihm wurde bewusst, dass der Fels unter ihm abgerundet war. Der Portalstein. Hastig und zittrig raffte er sich hoch. »Verin, ich lebte und starb – ach, ich weiß nicht, wie oft. Jedes Mal war es anders, aber ich war es trotzdem. Jedes Mal ich.«
    »Die Verbindungslinien zwischen den Welten des Möglichen, von jenen angelegt, die die Zahl des Tieres kannten.« Verin schauderte und schien eher mit sich selbst zu sprechen. »Ich habe niemals Genaueres darüber gehört, doch es gibt keinen Grund, warum wir nicht auf diesen Welten geboren werden könnten. Aber die dort ablaufenden Leben wären dann ganz anders als unseres hier. Eindeutig. Verschiedene

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