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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wie ein Schaf, das geschlachtet werden soll. Das Rad selbst hält dich Zeitalter auf Zeitalter in deinem Schicksal gefangen. Aber ich kann dich befreien. Du kriechende Kreatur, ich allein auf der ganzen Welt kann dich lehren, die Macht richtig anzuwenden. Nur ich kann sie davon abhalten, dich zu töten, noch bevor du dem Wahnsinn verfällst. Nur ich kann den Wahnsinn aufhalten. Du hast mir früher schon gedient. Diene mir wieder, Lews Therin, oder du wirst für immer vernichtet!«
    »Ich heiße«, brachte Rand mit klappernden Zähnen mühsam heraus, »Rand al’Thor.« Sein Zittern war so stark, dass er die Augen schloss, und als er sie wieder öffnete, war er allein.
    Ba’alzamon war fort. Der Schatten hatte sich aufgelöst. Seine Satteltaschen lehnten mit geschlossenen Schnallen am Stuhl, und eine beulte sich aus, wo das Drachenbanner steckte, genauso, wie er alles zurückgelassen hatte. Nur von der Lehne des Stuhls erhob sich noch immer Rauch, und auf dem Holz waren die Spuren eingebrannter Finger zu sehen.

KAPITEL 42

    Falme
    N ynaeve drückte Elayne in die enge Gasse zwischen einem Tuchhändler und der Werkstatt eines Töpfers zurück, als ein durch eine silberne Leine verbundenes Frauenpaar vorbeikam, das die gepflasterte Straße zum Hafen von Falme hinunterschritt. Sie wagten nicht, dieses Paar zu nahe an sich herankommen zu lassen. Die Menschen auf der Straße machten diesen beiden noch bereitwilliger Platz als den Soldaten der Seanchaner oder den gelegentlich vorbeikommenden Sänften der Adligen, die nun, da die Tage kalt geworden waren, durch dicke Vorhänge ihre Insassen verbargen. Selbst die Pflastermaler boten den beiden Frauen ihre Dienste nicht an, obwohl sie ansonsten alle mit ihren Kreiden belästigten. Nynaeve verzog zornig den Mund, während sie die Sul’dam und die Damane auf ihrem Weg durch die Menge beobachtete. Obwohl sie sich bereits seit ein paar Wochen in dieser Stadt aufhielten, machte sie dieser Anblick krank, jetzt womöglich noch mehr als vorher. Sie konnte sich nicht vorstellen, so etwas irgendeiner Frau antun zu können, noch nicht einmal Moiraine oder Liandrin.
    Na ja, Liandrin vielleicht schon , gab sie widerwillig zu. Manchmal, tief in der Nacht in dem kleinen muffigen Zimmer über einem Fischhändler, das sie gemietet hatten, stellte sie sich vor, was sie alles mit Liandrin anstellen würde, bekäme sie sie in die Hände. Mit Liandrin mehr als mit Suroth. Mehr als einmal war sie über ihre eigene Grausamkeit erschrocken, obwohl sie sich an ihrem Erfindungsreichtum erfreute. Während sie sich noch bemühte, die beiden Frauen weiter zu beobachten, fiel ihr Blick auf einen knochigen Mann, der weit unten die Straße hinabschritt und schnell wieder in der Menge untertauchte. Sie sah nur einen Augenblick lang eine große Nase in einem schmalen Gesicht. Er trug über seiner Kleidung ein reich verziertes bronzefarbenes Gewand nach typischer seanchanischer Mode, aber sie glaubte nicht, dass er ein Seanchaner war. Der Diener, der ihm folgte, war allerdings einer, und sogar einer von hohem Rang, da er die Haare an einer Schläfe abrasiert hatte. Die Einwohner Falmes hatten die Mode der Seanchaner nicht angenommen und diese spezielle schon gar nicht. Der sah aus wie Padan Fain, dachte sie ungläubig. Das kann ja wohl nicht sein. Nicht hier. »Nynaeve«, fragte Elayne leise, »können wir weitergehen? Dieser Bursche hier, der die Äpfel verkauft, schaut schon ganz misstrauisch, und wenn er nachzählt, möchte ich nicht, dass er sich fragt, was ich wohl in den Taschen habe.«
    Sie trugen beide lange Mäntel aus Schafsleder mit dem Fell nach innen, und jede hatte auf der Brust leuchtend rote Spiralen aufgemalt bekommen. Das war typisch ländliche Kleidung, die in Falme nicht weiter auffiel, wo ja sehr viele Leute aus den Gehöften und Dörfern der Umgebung herumliefen. Unter so vielen Fremden hatten sie sich unbemerkt einnisten können. Sie hatte ihren Zopf entflochten und ausgekämmt, und der goldene Ring mit der Schlange, die ihren eigenen Schwanz fraß, hing jetzt neben Lans schwerem Ring an einer Lederschnur wie ein Medaillon unter ihrem Kleid.
    Die großen Taschen auf Elaynes Mantel beulten sich verdächtig aus. »Du hast ihm die Äpfel gestohlen?«, zischte Nynaeve leise. Sie zog Elayne sofort hinaus auf die belebte Straße. »Elayne, wir müssen doch nicht stehlen. Jedenfalls noch nicht.«
    »Nein? Wie viel Geld haben wir noch übrig? Du hast in letzter Zeit beim Essen verdächtig oft

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