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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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es: ›vollständig sein‹. Doch Renna war nach wie vor für ihre Ausbildung zuständig, und in vier von fünf Fällen trug Renna ihr Armband. Falls jemand einzutreten wünschte, gab es keine Möglichkeit, ihn daran zu hindern. Es gab keine Schlösser an den Türen zu den Zimmern der Damane . In Egwenes Zimmer stand nur ein enges hartes Bett, ein Waschgestell mit einer angestoßenen Kanne und einer großen Waschschüssel, ein Stuhl und ein Tisch, und für mehr war auch kein Platz. Damane brauchten keine Bequemlichkeit, keine Privatsphäre und kein Eigentum. Damane waren selbst Eigentum. Min hatte auch ein solches Zimmer in einem der anderen Häuser, doch sie konnte kommen und gehen, wie sie wollte – oder fast, wie sie wollte. Die Seanchaner hatten eine Schwäche für Vorschriften, von denen es für jedermann mehr gab als in der Weißen Burg für die geplagten Novizinnen.
    Egwene trat vom Fenster zurück. Sie wollte nicht riskieren, dass eine der Frauen von unten hochblickte und das leichte Glühen um sie herum bemerkte, das beim Benutzen der Einen Macht entstand. Sie tastete mit Saidar vorsichtig nach ihrem Halsband. Ihre Suche nach einer Schwachstelle aber war umsonst. Sie wusste noch nicht einmal, ob das Band gewebt oder aus Einzelgliedern zusammengesetzt war. Manchmal schien es so und dann wieder anders. Auf jeden Fall wirkte es wie ein einziges Stück. Sie benutzte nur ein winziges bisschen der Macht, die kleinste Einheit, die sie sich vorstellen konnte, und doch stand auf ihrer Stirn Schweiß, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Es war eine der Eigenschaften des A’dam , dass es einer Damane , die in Abwesenheit ihrer Sul’dam die Macht benützte, schlecht wurde, und je mehr Macht sie lenkte, desto schlechter wurde ihr. Wenn sie nur eine Kerze entzündet hätte, die etwas weiter als eine Armlänge von ihr entfernt stand, hätte sie sich übergeben müssen. Renna hatte ihr einmal befohlen, die kleinen Lichtkugeln zu jonglieren, während das Armband auf dem Tisch lag. Wenn sie sich daran erinnerte, schüttelte sie sich immer noch.
    Jetzt schlängelte sich die silberne Leine über den nackten Fußboden und an der ungetünchten Holzwand hinauf bis zu dem Haken, an dem das Armband hing. Bei diesem Anblick knirschte sie vor ohnmächtigem Zorn mit den Zähnen. Wenn man einen Hund so nachlässig allein ließ, konnte er wegrennen. Wenn jedoch eine Damane ihr Armband auch nur einen Fußbreit von der Stelle entfernte, an die es die Sul’dam gelegt hatte … Renna hatte ihr auch aufgetragen, das zu tun. Sie musste ihr eigenes Armband durchs Zimmer tragen – oder es zumindest versuchen. Sie war sicher, dass es nur Minuten dauerte, bis die Sul’dam sich das Armband selbst mit heftiger Bewegung angelegt hatte, doch Egwenes Schreien und die Krämpfe, unter denen sie sich auf dem Fußboden wälzte, schienen sich über Stunden hinzuziehen.
    Jemand klopfte, und Egwene fuhr zusammen, bevor ihr einfiel, dass es keine Sul’dam sein konnte. Von denen würde keine anklopfen. Sie ließ Saidar fahren, da sie sich sowieso schon elend fühlte. »Min?«
    »Hier bin ich zu meinem wöchentlichen Besuch«, verkündete Min, als sie hereinschlüpfte und die Tür schloss. Ihre Fröhlichkeit klang ein wenig gezwungen, doch sie bemühte sich immer, so gut sie konnte, Egwenes Stimmung zu heben. »Wie gefällt es dir?« Sie drehte sich um die eigene Achse und führte ihr dunkelgrünes Wollkleid aus dem seanchanischen Fundus vor. Einen schweren, dazu passenden Umhang hatte sie sich über den Arm gelegt. Ihr dunkles Haar wurde von einem grünen Band zusammengehalten, obwohl es noch kaum lang genug dafür war. An ihrer Hüfte hing immer noch das Messer in der Scheide. Egwene war überrascht gewesen, als Min es beim ersten Zusammentreffen trug, aber die Seanchaner vertrauten ihnen offenbar. So lange, bis sie eine Vorschrift brachen.
    »Es ist hübsch«, sagte Egwene vorsichtig. »Aber warum?«
    »Ich bin nicht zum Feind übergelaufen, falls du das denkst. Ich musste mich entweder anpassen oder ein Zimmer irgendwo draußen in der Stadt nehmen, von wo aus ich dich vielleicht nicht mehr hätte besuchen dürfen.« Sie wollte sich schon breitbeinig auf den Stuhl setzen, als trüge sie Hosen, schüttelte dann aber den Kopf und drehte den Stuhl um, damit sie sich richtig hinsetzen konnte. »Jeder hat seinen Platz im Muster«, imitierte sie spöttisch, »und der Platz eines jeden muss deutlich sichtbar sein. Diese alte Hexe Mulaen hatte es wohl satt,

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