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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gerettet!«
    Hurin schob die Stellwände beiseite, die vor den Fenstern standen. Nach einem letzten Ruck spähte er endlich hinunter auf die Straße. »Diese Soldaten sind noch alle da, als hätten sie Wurzeln geschlagen.« Er schauderte. »Diese … Dinger auch.«
    Rand trat zu ihm hinüber. Die beiden Kreaturen waren Grolme , daran gab es keinen Zweifel. »Wie haben sie bloß …«
    Als er den Blick von der Straße hob, erstarben ihm die Worte auf den Lippen. Er sah geradewegs über die Gartenmauer des großen Gebäudes gegenüber hinweg. Man hatte weitere Mauern abgerissen und so den Garten erweitert. Dort saßen Frauen auf Bänken oder schlenderten die Gartenwege entlang, und zwar immer paarweise. Frauen, die durch silberne Leinen verbunden waren – vom Handgelenk der einen zum Hals der anderen. Eine der Frauen mit einem Halsband blickte auf. Er war zu weit weg, um ihr Gesicht deutlich erkennen zu können, doch einen Augenblick lang trafen sich ihre Blicke, und er wusste, wer sie war. Er wurde leichenblass. »Egwene«, hauchte er.
    »Was redest du da?«, fragte Mat. »Egwene ist in Sicherheit in Tar Valon. Ich wünschte, wir wären auch dort.«
    »Sie ist hier«, sagte Rand. Die beiden Frauen drehten sich um und gingen zu einem Gebäude am hinteren Ende der Gärten. »Sie ist hier, gleich gegenüber. O Licht, sie trägt eines dieser Halsbänder!«
    »Bist du sicher?«, Perrin kam nach vorn und spähte ebenfalls durch das Fenster. »Ich sehe sie nicht, Rand. Und – ich könnte sie erkennen, wenn sie da wäre, selbst auf diese Entfernung.«
    »Ich bin sicher«, sagte Rand. Die beiden Frauen verschwanden in einem Haus auf der anderen Straßenseite. Sein Magen verkrampfte sich. Sie müsste doch in Sicherheit sein. Sie müsste in der Weißen Burg sein. »Ich muss sie herausholen. Ihr anderen …«
    »Aha!« Die näselnde Stimme war genauso leise wie das Geräusch der zur Seite geschobenen Tür. »Euch habe ich nicht erwartet.«
    Für einen kurzen Moment stand Rand wie erstarrt da. Der hoch gewachsene Mann mit dem rasierten Schädel, der in den Raum getreten war, trug ein langes blaues Gewand, das auf dem Boden schleifte, und seine Fingernägel waren so lang, dass Rand sich fragte, ob er überhaupt irgendetwas ergreifen könne. Die beiden Männer, die unauffällig hinter ihm standen, hatten nur die Hälfte des Schädels rasiert. Auf der anderen Seite hing das dunkle Haar in einem Zopf jeweils auf die rechte Wange herunter. Einer von ihnen trug ein Schwert in der Scheide auf den Armen.
    Er hatte nur einen Moment Zeit, und dann fielen die Stellwände an beiden Enden des Raums um und enthüllten jeweils eine Tür, in der sich vier oder fünf Soldaten der Seanchaner drängten, zwar ohne Helm, doch gerüstet und mit Schwertern in den Händen.
    »Ihr befindet Euch in der Gegenwart des Hochlords Turak«, begann der Mann, der das Schwert trug. Er sah Rand und die anderen wütend an, doch eine knappe Bewegung eines Fingers mit blau lackiertem Nagel brachte ihn zum Schweigen. Der andere Diener trat vor, verbeugte sich und knöpfte Turaks Gewand auf.
    »Als einer meiner Wächter tot aufgefunden wurde«, sagte der Mann mit dem kahlen Schädel gelassen, »hatte ich den Mann in Verdacht, der sich Fain nennt. Ich misstraue ihm schon, seit Huon auf so geheimnisvolle Weise starb, und diesen Dolch wollte er immer schon haben.« Er streckte die Arme vor, damit der Diener ihm das Gewand ausziehen konnte. Trotz seiner sanften, näselnden Stimme waren seine Arme und sein Oberkörper mit Muskeln bepackt. Der Oberkörper war nackt. Darunter trug er eine blaue Schärpe und eine weite weiße Hose, die aus Hunderten von Pailletten bestand. Sein Tonfall wirkte gelangweilt, und er beachtete die Schwerter in den Händen der Gefährten kaum. »Und nun finde ich Fremde vor, die nicht nur den Dolch, sondern auch das Horn stehlen. Es wird mir eine Freude sein, einen oder zwei von Euch zu töten, weil Ihr meine morgendliche Ruhe gestört habt. Die Überlebenden sagen mir dann, wer Ihr seid und warum Ihr kamt.« Er streckte eine Hand aus, ohne hinzusehen, der Mann mit dem in der Scheide steckenden Schwert legte ihm den Griff in die Hand, und dann zog er die schwere gekrümmte Klinge heraus. »Ich will nicht, dass das Horn beschädigt wird.«
    Turak gab keinen Befehl, doch einer der Soldaten stolzierte in den Raum und fasste nach dem Horn. Rand wusste nicht, ob er lachen sollte oder nicht. Der Mann trug eine Rüstung, aber mit seinem hochmütigen

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