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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zurückkomme und ihn hole.« Damit war sie weg.
    Min starrte ihr mit offenem Mund nach. In einem Augenblick war sie noch da und im nächsten weg. Min merkte erst jetzt, dass sie Rands bewusstlosen Körper ganz fest in die Arme geschlossen hatte. Sie hatte das Gefühl, seinen Schutz zu benötigen.
    Das hagere Gesicht zeigte einen entschlossenen Ausdruck, und so ritt Byar mit der sinkenden Sonne im Rücken dahin und warf keinen Blick zurück. Er hatte alles gesehen, was nötig war, alles, was er bei diesem verfluchten Nebel sehen konnte. Die Legion war tot, Lordhauptmann Geofram Bornhald war tot, und es gab nur eine Erklärung dafür: Schattenfreunde hatten sie verraten, Schattenfreunde wie dieser Perrin von den Zwei Flüssen. Diese Nachricht brachte er Dain Bornhald, dem Sohn des Lordhauptmanns, der zusammen mit den Kindern Tar Valon überwachte. Aber er hatte noch Schlimmeres zu berichten und niemand Geringerem als Pedron Niall selbst. Er musste berichten, was er am Himmel über Falme beobachtet hatte. Er schlug sein Pferd mit dem Zügel und blickte nicht zurück.

KAPITEL 49

    Wie es vorbestimmt war
    R and öffnete die Augen und blickte direkt in das durch das grüne Blätterdach eines Lederblattbaums einfallende Sonnenlicht. Die widerstandsfähigen breiten Blätter des Baums waren trotz des fortgeschrittenen Herbsts noch immer grün. Im Wind, der die Blätter flattern ließ, lag eine Andeutung von Schnee. Vielleicht würde es noch vor Anbruch der Nacht schneien. Er lag auf dem Rücken und tastete nach den Decken, die ihn wärmten. Mantel und Hemd waren zwar verschwunden, aber um seine Brust schien sich ein Verband zu ziehen, und die linke Seite schmerzte. Er drehte den Kopf, und da saß Min auf dem Boden und beobachtete ihn. Er erkannte sie kaum wieder, weil sie einen Rock trug. Sie lächelte unsicher.
    »Min, bist du es? Woher kommst du? Wo sind wir?« Sein Erinnerungsvermögen war nur undeutlich. An frühere Dinge konnte er sich erinnern, aber die letzten Tage erschienen ihm wie die Scherben eines Spiegels, die durch seinen Verstand wirbelten und ihm nur kurze Ausblicke gewährten, bevor sie wieder wegflogen. »Wir kommen aus Falme«, sagte sie. »Wir sind jetzt fünf Tagesreisen östlich davon, und du hast die ganze Zeit geschlafen.«
    »Falme.« Weitere Erinnerungsfetzen. Mat hatte das Horn von Valere geblasen. »Egwene! Ist sie …? Haben sie sie befreit?« Er hielt die Luft an.
    »Ich weiß nicht, wen du mit ›sie‹ meinst, aber sie ist frei. Wir haben sie selbst befreit.«
    »Wir? Ich verstehe nicht.« Sie ist frei. Wenigstens ist sie … »Nynaeve, Elayne und ich.«
    »Nynaeve? Elayne? Wie denn das? Wart ihr alle in Falme?« Er versuchte, sich aufzusetzen, aber sie drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück und verharrte so, die Hände auf seinen Schultern und den Blick aufmerksam auf sein Gesicht gerichtet. »Wo ist sie?«
    »Fort.« Mins Gesicht lief rot an. »Sie sind alle fort. Egwene und Nynaeve, Mat, Hurin und Verin. Hurin wollte eigentlich nicht weg. Aber jetzt sind sie alle auf dem Weg nach Tar Valon. Egwene und Nynaeve müssen zu ihrer Ausbildung in die Burg zurück, und Mat muss zu den Aes Sedai, damit sie irgendetwas wegen des Dolchs unternehmen. Sie haben das Horn von Valere mitgenommen. Ich kann nicht glauben, dass ich es wirklich gesehen habe.«
    »Fort«, murmelte er. »Sie hat nicht einmal gewartet, bis ich aufwache.« Das Rot von Mins Wangen wurde kräftiger, und sie rückte ein Stück von ihm ab und betrachtete eingehend ihren Schoß.
    Er hob die Hände und fuhr sich übers Gesicht. Dann hielt er mitten in der Bewegung inne und betrachtete erschrocken seine Handflächen. Auch auf seine linke Handfläche war jetzt ein Reiher eingebrannt, der genau dem auf der rechten Hand glich; eine Linie war wie die andere. Einmal der Reiher, um ihn auf den rechten Weg zu bringen; zum zweiten Mal der Reiher, um ihm seinen wahren Namen zu verleihen. »Nein!«
    »Sie sind weg«, sagte sie. »Das Neinsagen hilft jetzt auch nichts mehr.«
    Er schüttelte den Kopf. Irgendetwas sagte ihm, dass der Schmerz in seiner Seite wichtig war. Er konnte sich nicht daran erinnern, verwundet worden zu sein, aber es war wichtig. Er wollte seine Decken hochschlagen und nachsehen, doch sie zog seine Hände weg.
    »Mit denen solltest du jetzt nichts anfangen. Sie sind noch nicht verheilt. Verin versuchte, sie auf ihre Art zu heilen, doch das gelang bei dir nicht.« Sie zögerte und nagte an der Unterlippe. »Moiraine meint,

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