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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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großen Augen. »Oh«, war aber alles, was sie sagte.
    Mins Wangen liefen rot an. Warum muss ich mich so verhalten, als hätte ich etwas angestellt? Närrin! »Ich … ich halte ihn warm. Er ist bewusstlos und eiskalt.«
    Egwene kam nicht weiter ins Zimmer herein. »Ich … ich fühlte, wie er mich anzog, mich brauchte. Elayne fühlte dasselbe. Ich denke, es hat etwas damit zu tun, wer … wer er ist, aber Nynaeve hat nichts gespürt.« Sie atmete tief und erregt ein. »Elayne und Nynaeve holen die Pferde. Wir haben Bela gefunden. Die Seanchaner haben die meisten ihrer Pferde zurückgelassen. Nynaeve meint, wir sollten so schnell wie möglich losreiten, und … und … Min, du weißt doch jetzt, wer er ist, oder?«
    »Ich weiß es.« Min wollte ihren Arm unter Rands Kopf wegziehen, aber sie fühlte sich wie gelähmt. »Jedenfalls vermute ich es. Was immer er sein mag, jetzt ist er jedenfalls verwundet. Ich kann nichts für ihn tun, außer ihn warm halten. Vielleicht kann Nynaeve etwas für ihn tun.«
    »Min, du weißt … du weißt doch, dass er nicht heiraten kann. Er bringt … uns alle in Gefahr, Min.«
    »Das musst du mit dir selbst ausmachen«, sagte Min. Sie zog Rands Kopf an ihre Brust. »Elayne hatte schon Recht. Du hast ihn zugunsten der Weißen Burg verlassen. Was kümmert es dich, wenn ich ihn mir schnappe?«
    Egwene blickte sie, wie es schien, lange Zeit an. Nicht Rand, überhaupt nicht, sondern nur sie. Sie merkte, wie ihr Gesicht immer mehr anlief, und wollte wegsehen, konnte es aber nicht.
    »Ich werde Nynaeve holen«, sagte Egwene schließlich und lief mit geradem Rücken und hoch erhobenem Kopf aus dem Zimmer.
    Min wollte sie zurückrufen, ihr hinterherlaufen, aber sie lag wie gelähmt da. Tränen der Enttäuschung rollten ihr die Wangen hinunter. Es musste sein. Ich weiß es. Ich habe das in ihrer Zukunft gelesen. Licht, ich will nicht darin verwickelt sein. »Es ist alles deine Schuld«, sagte sie zu Rands schlaffer Gestalt. »Nein, das ist es nicht. Aber ich glaube, du musst dafür bezahlen. Wir hängen alle wie die Fliegen in einem Spinnennetz. Was ist, wenn ich ihr sage, dass es noch eine weitere Frau gibt, die erst kommen wird und die sie noch nicht einmal kennt? Und was würdest du selbst davon halten, mein feiner Lord Schafhirte? Du siehst nicht gerade schlecht aus, aber … Licht, ich weiß noch nicht einmal, ob du wirklich mich erwählen wirst. Ich weiß auch nicht, ob ich überhaupt von dir erwählt werden will. Oder wirst du uns alle drei auf dem Knie jonglieren? Es ist vielleicht nicht deine Schuld, Rand al’Thor, aber anständig ist es auch nicht.«
    »Nicht Rand al’Thor«, sagte eine wohltönende Stimme von der Tür her. »Lews Therin Telamon. Der Wiedergeborene Drache.«
    Min riss die Augen auf. Sie war die schönste Frau, die Min jemals gesehen hatte, mit blasser glatter Haut, langem schwarzen Haar und Augen, so dunkel wie die Nacht. Ihr Kleid war so weiß, dass frisch gefallener Schnee dagegen schmutzig gewirkt hätte. Ihr Gürtel war aus Silber. Ihr Schmuck war ebenfalls aus Silber. Min war ganz auf Abwehr eingestellt. »Was meint Ihr damit? Wer seid Ihr?«
    Die Frau stand nun am Bett und strich Rand die Haare glatt, als sei Min nicht vorhanden. Ihre Bewegungen waren so elegant, dass Min Neid empfand, obwohl sie noch nie zuvor eine Frau um etwas beneidet hatte. »Er glaubt es immer noch nicht, denke ich. Er weiß es, glaubt es aber nicht. Ich habe seine Schritte geleitet, habe ihn herumgeschoben und gezogen und ihn angelockt. Er war schon immer stur, aber diesmal werde ich ihn erziehen. Ishamael glaubt, er beherrschte den Ablauf der Dinge, aber in Wirklichkeit bin ich es, die alle Fäden spinnt.« Ihre Finger streiften über Rands Stirn, als wolle sie ein Zeichen hinterlassen. Min fand, dass es wie ein Drachenzahn aussah. Rand rührte sich und murmelte etwas. Es waren die ersten Laute, die er von sich gab, seit sie ihn gefunden hatte.
    »Wer seid Ihr?«, wollte Min wissen. Die Frau blickte sie an. Sie sah Min nur einfach an, doch Min drückte sich nach hinten in die Kissen und klammerte sich verzweifelt an Rand fest.
    »Man nennt mich Lanfear, Kind.«
    Mins Mund war plötzlich so ausgetrocknet, dass sie kein Wort herausbrachte, selbst wenn es um ihr Leben gegangen wäre. Eine der Verlorenen! Nein! Licht, nein! Sie konnte nur den Kopf schütteln. Diese Ablehnung brachte Lanfear zum Lächeln.
    »Lews Therin gehörte und gehört mir, Mädchen. Pfleg ihn für mich, bis ich

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