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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hier?«
    »Wird die Festung angegriffen? Antworte mir, Mann!«
    »Das ist kein Soldat. Wer ist das? Was geschieht hier eigentlich?«
    »Das ist der junge Lord aus dem Süden!«
    »Irgendjemand muss ihn aufhalten!«
    Die Angst ließ ihn die Zähne fletschen, aber er rannte weiter und bemühte sich, noch schneller zu laufen.
    Dann trat eine Frau in den Flur und stand ihm plötzlich gegenüber. Trotz seiner Eile blieb er stehen. Er erkannte dieses Gesicht; er würde es wohl immer erkennen, auch wenn er ewig lebte. Die Amyrlin. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihn gewahrte, und sie erwiderte seinen Blick. Eine andere Aes Sedai, die große Frau mit dem Stab, trat zwischen ihn und die Amyrlin und schrie ihm etwas zu, das er bei dem immer lauter werdenden Stimmengewirr nicht verstehen konnte.
    Sie weiß Bescheid. Licht hilf mir, sie weiß Bescheid. Moiraine hat es ihr gesagt. Mit einem Knurren rannte er weiter. Licht, ich muss sichergehen, dass Egwene nichts passiert ist, bevor sie … Hinter ihm erklangen Schreie, doch er hörte nicht hin.
    Draußen in der Festung herrschte ein vollkommenes Durcheinander. Männer mit Schwertern in der Händen rannten zu den Höfen und sahen ihn überhaupt nicht an. Durch das Lärmen der Alarmglocken konnte er jetzt auch andere Geräusche vernehmen. Rufe. Schreie. Metall, das auf Metall auftraf. Er hatte gerade genug Zeit, um zu erkennen, dass es sich um Kampfgeräusche handelte – Kampf? Mitten in Fal Dara? –, als drei Trollocs vor ihm um die Ecke rannten.
    Behaarte Schnauzen verunstalteten ansonsten menschliche Gesichter, und einer von ihnen trug die Hörner eines Hammels. Sie fauchten und hoben sichelähnliche Schwerter, als sie auf ihn zurannten.
    Der Gang, der nur einen Moment zuvor noch von rennenden Männern gefüllt gewesen war, war nun bis auf die drei Trollocs und ihn selbst leer. Überrascht von ihrem Erscheinen zog er ungeschickt sein Schwert und versuchte ›Die Hummel küsst eine Rose‹. Erschüttert darüber, dass sich Trollocs im Herzen der Festung von Fal Dara befanden, führte er den Angriff so ungeschickt aus, dass sich Lan vor Verachtung abgewandt hätte. Ein Trolloc mit Bärenschnauze wich ihm mühelos aus, prallte aber gegen die beiden anderen und brachte sie einen Moment lang außer Tritt.
    Plötzlich war da ein Dutzend Shienarer und raste an ihm vorbei auf die Trollocs zu. Die Männer waren halb angezogen – in bester Kleidung für das Fest –, hatten aber Schwerter in den Händen. Der Trolloc mit der Bärenschnauze röchelte wild, als er starb, und seine Kumpane rannten weg, von schwertschwingenden, schreienden Männern verfolgt. Überall erklangen Rufe und Schreie.
    Egwene!
    Rand wandte sich dem Inneren der Festung zu, rannte durch menschenleere Gänge, in denen hier und da tote Trollocs am Boden lagen. Oder auch tote Männer.
    Dann kam er an eine Kreuzung von Korridoren, und zu seiner Linken war gerade ein Kampf zu Ende gegangen. Sechs Männer mit Haarknoten lagen blutend und leblos am Boden, und ein siebter verschied soeben. Der Myrddraal drehte beim Herausziehen sein Schwert absichtlich noch einmal im Bauch des Mannes, und der Soldat schrie, während er sein Schwert fallen ließ und stürzte. Der Blasse bewegte sich mit der Eleganz einer Schlange, wobei der schlangenartige Eindruck noch dadurch verstärkt wurde, dass er einen Brustpanzer aus schwarzen, sich überlappenden Schuppen trug. Er drehte sich um, und das bleiche, augenlose Gesicht musterte Rand. Ohne Eile ging er auf Rand zu und lächelte blutleer. Bei einem einzelnen Mann musste er sich nicht beeilen.
    Er blieb wie angewurzelt stehen. Die Zunge klebte ihm am Gaumen. Der Blick der Augenlosen bedeutet Angst. Das war es, was man in den Grenzlanden sagte. Seine Hand zitterte, als er das Schwert hob. Er dachte überhaupt nicht daran, das Nichts heraufzubeschwören. Beim Licht, er hat gerade sieben Soldaten auf einmal getötet. Beim Licht, was mache ich nur? Licht!
    Plötzlich blieb der Myrddraal stehen. Sein Lächeln war verschwunden. »Der gehört mir, Rand.« Rand fuhr zusammen, als Ingtar neben ihn trat, dunkel und stämmig, mit einem festlichen gelben Mantel bekleidet, das Schwert in beiden Händen. Ingtars dunkle Augen blickten unverwandt den Blassen an. Falls der Shienarer die Angst fühlte, die dieser Blick auslöste, ließ er sich nichts anmerken. »Probiert Eure Kräfte erst mal an ein oder zwei Trollocs aus«, sagte er leise, »bevor Ihr einem von diesen gegenübertretet.«
    »Ich bin

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