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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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so groß wie der, den er mit Mat und Perrin teilte. Egwene hatte ihn für sich allein.
    Ohne aufzublicken, sagte Nynaeve: »Wenn du am Nachmittag schon schläfst, kannst du nicht erwarten, dass du in der Nacht noch schlafen kannst.«
    Er runzelte die Stirn, aber sie konnte das nicht sehen. Zumindest glaubte er das. Sie war nur wenige Jahre älter als er, aber die Tatsache, dass sie Dorfheilerin war, fügte dem fünfzig Jahre an Autorität hinzu. »Ich brauchte ein Versteck, und ich war müde«, sagte er und fügte dann schnell hinzu: »Ich bin nicht so einfach hier hereingekommen. Egwene hat mich in die Frauenquartiere eingeladen.«
    Nynaeve senkte ihr Strickzeug und lächelte ihn belustigt an. Sie war eine hübsche Frau. Das war etwas, was er daheim nie bemerkt hätte; man betrachtete eine Dorfheilerin nicht wie eine normale Frau. »Licht, hilf mir, aber du wirst jeden Tag den Shienarern ähnlicher, Rand. In die Frauenquartiere eingeladen – ha!« Sie schnaubte. »Jeden Tag kann man erwarten, dass du anfängst, über deine Ehre zu reden und zu bitten, dass der Friede dein Schwert segnen möge.« Er lief rot an und hoffte, dass sie es bei der trüben Beleuchtung nicht bemerken würde. Sie musterte sein Schwert, dessen Griff aus dem langen Bündel auf dem Boden neben ihm herausragte. Er wusste, dass sie etwas gegen das Schwert hatte, gegen jedes Schwert, aber ausnahmsweise verlor sie darüber kein Wort. »Egwene sagte mir, warum du ein Versteck brauchst. Mach dir keine Sorgen. Wir werden dich vor der Amyrlin oder jeder anderen Aes Sedai verstecken, wenn du das willst.«
    Sie sah ihm in die Augen, und ihr Blick zuckte gleich wieder weg, aber er hatte ihre Unsicherheit bemerkt. Ihre Zweifel. Es stimmt, ich kann die Macht beherrschen. Ein Mann, der die Eine Macht lenkt! Du solltest den Aes Sedai helfen, mich zu fangen und zu dämpfen.
    Mit finsterem Gesicht zog er das Lederwams gerade, das ihm Egwene besorgt hatte, und drehte sich so, dass er sich an die Wand lehnen konnte. »Sobald ich kann, werde ich mich in einem Karren verbergen oder hinausschleichen. Ihr müsst mich nicht lange verstecken.« Nynaeve sagte nichts; sie strickte weiter und gab einen verärgerten Laut von sich, als sie eine Masche fallen ließ. »Wo ist Egwene?«
    Sie ließ das Strickzeug in den Schoß sinken. »Ich weiß nicht, warum ich es heute abend überhaupt noch probiere. Aus irgendeinem Grund kann ich mir die Zahl der Maschen einfach nicht merken. Sie ist zu Padan Fain hinuntergegangen. Sie glaubt, es könne ihm helfen, wenn er bekannte Gesichter sieht.«
    »Meines hat ihm gewiss nicht geholfen. Sie sollte sich von ihm fern halten. Er ist gefährlich.«
    »Sie will ihm helfen«, sagte Nynaeve ruhig. »Denk daran, sie war auf dem Weg, meine Helferin zu werden, und die Arbeit einer Seherin besteht nicht nur darin, das Wetter vorherzusagen. Auch Menschen zu heilen gehört dazu. Egwene hat den Drang zum Heilen. Sie muss es einfach. Und wenn Padan Fain wirklich so gefährlich wäre, hätte Moiraine etwas erwähnt.«
    Er lachte kurz auf. »Du hast sie nicht gefragt. Egwene hat es zugegeben, und ich kann mir nicht vorstellen, dass du irgendjemanden um Erlaubnis fragst.« Ihre hochgezogenen Augenbrauen vertrieben ihm das Lachen. Er weigerte sich allerdings, sich zu entschuldigen. Sie waren weit weg von zu Hause, und er sah nicht ein, dass sie noch weiterhin die Seherin von Emondsfelde sein konnte, wenn sie nach Tar Valon ging. »Haben sie schon mit der Suche nach mir begonnen? Egwene ist nicht sicher, dass sie es tun werden, aber Lan meint, die Amyrlin sei meinetwegen hier, und ich glaube, ich schließe mich eher seiner Meinung an als ihrer.«
    Einen Augenblick lang zögerte Nynaeve mit ihrer Antwort. Stattdessen beschäftigte sie sich mit ihren Wollknäueln. Schließlich sagte sie: »Ich bin nicht sicher. Vor einer Weile kam eine der Dienerinnen vorbei. Um das Bett zu machen, behauptete sie. Als ob Egwene schon ins Bett ginge, da doch heute Abend das Fest für die Amyrlin stattfindet. Ich habe sie weggeschickt; sie hat dich nicht gesehen.«
    »In den Männerquartieren macht einem niemand das Bett.« Sie warf ihm einen Blick zu, der ihn noch vor einem Jahr zum Stottern gebracht hätte. Er schüttelte den Kopf. »Sie würden doch nicht ihre Mägde schicken, um mich zu suchen, Nynaeve.«
    »Als ich vorhin in die Kühlkammer ging, um mir einen Becher Milch zu holen, waren zu viele Frauen in den Gängen. Diejenigen, die zum Fest geladen sind, sollten sich

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