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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gegen das Eisengitter seiner Zelle. Sein Gürtel war um die Gitterstäbe und um seinen Hals gewickelt. Während Rand hinblickte, zuckte er ein letztes Mal. Seine Füße schabten über den mit Stroh bedeckten Boden und lagen dann still. Zunge und Augen quollen aus seinem dunkel angelaufenen Gesicht. Seine Knie berührten beinahe den Boden; er hätte jederzeit aufstehen können.
    Schaudernd spähte Rand in die nächste Zelle. Der große Mann mit dem in Muskeln versinkenden Gelenken kauerte ganz hinten in seiner Zelle und hatte die Augen weit aufgerissen. Bei Rands Anblick schrie er und wand sich und kratzte verzweifelt an der Zellenwand.
    »Ich will dir nichts tun«, rief Rand. Der Mann schrie weiter und versuchte, sich einen Weg durch die Wand zu kratzen. Seine Hände waren blutig und hinterließen Schmierer über älteren Schmierern geronnenen Blutes. Dies war offenbar nicht der erste Versuch, mit bloßen Händen die Wand zu durchbrechen.
    Rand wandte sich ab und war froh, dass sein Magen bereits leer war. Es gab nichts, was er für einen der beiden hätte tun können. »Egwene!«
    Sein Laternenschein erreichte endlich das Ende des Zellengangs. Die Tür zu Fains Zelle stand offen, und die Zelle war leer. Doch auf dem Steinboden vor der Zelle lagen zwei Gestalten, deren Anblick Rand vorwärtsspringen ließ. Er fiel zwischen ihnen auf die Knie.
    Egwene und Mat lagen verkrümmt dort, bewusstlos … oder tot. Mit tiefer Erleichterung sah er, dass sich ihre Brustkörbe hoben und senkten. Keiner von beiden wies irgendeine Verwundung auf.
    »Egwene? Mat?« Er legte das Schwert hin und rüttelte sanft an Egwene. »Egwene?« Sie öffnete die Augen nicht. »Moiraine! Egwene ist verwundet! Und Mat!« Mat atmete schwer, sein Gesicht war leichenblass. Rand hätte am liebsten geweint. Es hätte doch mich treffen müssen! Ich habe den Dunklen König beim Namen genannt. Ich!
    »Rührt sie nicht an!« Moiraine klang überhaupt nicht aufgewühlt oder überrascht. Nur ungewohnt förmlich.
    Die Zelle wurde plötzlich von einer Lichtflut erleuchtet, als die beiden Aes Sedai eintraten. Jede balancierte einen glühenden Ball kühlen Lichts, der in der Luft über ihrer Hand schwebte.
    Liandrin marschierte geradewegs in der Mitte des breiten Gangs und raffte ihren Rock mit der freien Hand hoch, damit er nicht im Stroh schleifen konnte. Moiraine jedoch sah zuerst nach den beiden Gefangenen, bevor sie ihr folgte. »Für den einen kann man nichts tun«, sagte sie, »und der andere kann warten.«
    Liandrin erreichte Rand zuerst und wollte sich schon zu Egwene hinunterbeugen, doch da eilte Moiraine hinzu und legte ihre freie Hand auf Egwenes Stirn. Liandrin richtete sich mit einer Grimasse wieder auf.
    »Sie ist nicht schwer verletzt«, sagte Moiraine nach einem Moment. »Sie wurde hier getroffen.« Sie fuhr mit dem Finger über einen Bereich an der Seite von Egwenes Kopf, der von ihrem Haar bedeckt war. Rand konnte daran nichts Besonderes entdecken. »Das ist ihre einzige Verletzung. Sie wird bald wieder wohlauf sein.«
    Rand blickte von einer Aes Sedai zur anderen. »Und was ist mit Mat?« Liandrin hob eine Augenbraue und beobachtete dann mit spöttischer Miene Moiraine. »Seid ruhig«, sagte Moiraine. Ihre Finger lagen immer noch auf Egwenes Kopf an der Stelle, wo sie getroffen worden war. Sie schloss die Augen. Egwene murmelte etwas und bewegte sich, doch dann lag sie wieder still. »Ist sie …?«
    »Sie schläft, Rand. Es wird ihr bald wieder gut gehen, aber sie muss schlafen.« Moiraine wandte sich Mat zu, aber in seinem Fall berührte sie ihn nur einen Augenblick lang, bevor sie die Hand zurückzog. »Das ist schon ernster«, sagte sie leise. Sie tastete an Mats Hüfte herum, öffnete endlich seinen Mantel und gab einen zornigen Laut von sich. »Der Dolch ist weg.«
    »Was für ein Dolch?«, fragte Liandrin.
    Plötzlich erklangen im Vorraum Stimmen. Männer machten ihrem Ekel und ihrem Zorn Luft.
    »Hier herein«, rief Moiraine. »Bringt zwei Bahren mit. Schnell.« Irgendjemand im Vorraum rief nach Tragen.
    »Fain ist weg«, sagte Rand. Die beiden Aes Sedai sahen ihn an. Er konnte von ihren Gesichtern nichts ablesen. Ihre Augen glitzerten im Lichtschein.
    »Ich habe es gemerkt«, sagte Moiraine mit ausdrucksloser Stimme.
    »Ich sagte ihr, sie solle nicht hierher gehen. Ich sagte ihr, es sei gefährlich.«
    »Als ich kam«, sagte Liandrin mit kalter Stimme, »hat er gerade das Geschriebene im Vorraum verwischt.«
    Er rutschte unsicher auf

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