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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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alles andere mitgenommen und das Horn dagelassen. Ronan ist tot und auch die Wächter, die er vor der Schatzkammer postiert hatte.« Seine Stimme wurde leiser. »Als ich ein Junge war, da hielt Ronan den Turm von Jehaan mit zwanzig Männern gegen tausend Trollocs. Aber wenigstens ist er nicht kampflos untergegangen. Der alte Mann hatte Blut an seinem Dolch. Keiner könnte wohl mehr erwarten.« Er schwieg für einen Moment. »Sie sind durch das Hundetor hereingekommen und auch auf dem gleichen Weg verschwunden. Wir haben fünfzig oder mehr erledigt, aber zu viele entkamen. Trollocs! Wir hatten noch nie zuvor Trollocs in der Festung. Nie!«
    »Wie konnten sie denn durch das Hundetor hereinkommen, Ingtar? Ein Mann allein könnte dort hundert aufhalten. Und alle Tore waren verrammelt.« Er trat unsicher von einem Fuß auf den anderen, weil er daran denken musste, warum. »Die Wachen hätten es nicht geöffnet, um irgendjemand hereinzulassen.«
    »Ihnen hat man den Hals durchgeschnitten«, sagte Ingtar. »Beides gute Männer, und doch wurden sie geschlachtet wie die Schweine. Der Angriff erfolgte von innen. Irgendjemand tötete sie und öffnete dann das Tor. Jemand, der ihnen nahe kommen konnte, ohne Verdacht zu erregen. Jemand, den sie kannten.«
    Rand sah die leere Zelle an, in der sich Fain befunden hatte. »Aber das bedeutet …«
    »Ja. Es sind Schattenfreunde in Fal Dara. Oder waren. Wir werden bald wissen, was los ist. Kajin überprüft gerade, ob jemand fehlt. Friede! Verrat in der Festung von Fal Dara!« Mit finsterer Miene sah er sich im Kerker um und die Männer an, die auf ihn warteten. Alle hatten Schwerter und trugen noch ihre Festgewänder. Ein paar hatten auch Helme auf. »Wir können hier nichts weiter tun. Raus! Alle!« Rand schloss sich dem Rückzug an. Ingtar tippte mit dem Finger an Rands Wams. »Was ist das? Habt Ihr Euch entschlossen, Stallbursche zu werden?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Rand. »Zu lang, um sie hier zu erzählen. Vielleicht ein andermal.« Vielleicht auch nie, wenn ich Glück habe. Vielleicht kann ich in all diesem Durcheinander fliehen. Nein, kann ich nicht. Nicht, bevor ich nicht weiß, dass es Egwene gut geht. Und Mat. Licht, was wird aus ihm ohne den Dolch? »Ich schätze, Lord Agelmar hat die Wachen an allen Toren verdoppelt.«
    »Verdreifacht«, sagte Ingtar in befriedigtem Tonfall. »Keiner wird durch diese Tore kommen, weder von innen noch von außen. Sobald Lord Agelmar hörte, was da geschehen war, ordnete er an, dass keiner ohne seine persönliche Erlaubnis die Festung verlassen dürfe.«
    Sobald er hörte …? »Ingtar, was war denn vorher los? Was war mit dem früheren Befehl, jeden in der Festung festzuhalten?«
    »Früherer Befehl? Was für ein früherer Befehl? Rand, die Festung wurde nicht geschlossen, bevor Lord Agelmar von dieser Sache hörte. Jemand hat Euch etwas Falsches erzählt.«
    Rand schüttelte langsam den Kopf. Weder Ragan noch Tema hätten so etwas erfunden. Und selbst wenn die Amyrlin den Befehl gegeben hätte, würde Ingtar das wissen. Aber wer dann? Und wie? Er sah Ingtar aus den Augenwinkeln an und überlegte, ob der Shienarer vielleicht log. Du wirst wirklich langsam verrückt, wenn du ausgerechnet Ingtar verdächtigst.
    Jetzt befanden sie sich im Wachraum des Kerkers. Die abgeschlagenen Köpfe und die Überreste der Wachen waren entfernt worden, nur auf dem Tisch zeigten sich noch rote Schlieren, und im Stroh waren feuchte Flecke, die zeigten, wo sie gelegen hatten. Zwei Aes Sedai waren dort, gelassen wirkende Frauen mit braunen Fransen an ihren Stolen, die die Kritzeleien an den Wänden betrachteten und nicht darauf achteten, dass ihre Röcke durch das Stroh schleiften. An beider Gürtel hing je ein Schreibkasten mit einem Tintenfass, und sie machten sich mit einer Feder Notizen in kleine Bücher. Sie sahen die Männer nicht einmal an, die durch den Raum trampelten.
    »Schaut hierher, Verin«, sagte eine von ihnen und deutete auf einen Abschnitt der Steinwand, der mit Trolloc-Schrift bedeckt war. »Das sieht interessant aus.«
    Die andere eilte herbei, und ihr Rock bekam dabei einige rötliche Flecke ab. »Ja, ich sehe, was Ihr meint. Eine viel bessere Schrift als der Rest. Kein Trolloc. Sehr bemerkenswert.« Sie schrieb etwas in ihr Buch und blickte dazwischen immer wieder auf, um die eckigen Buchstaben auf der Wand zu lesen.
    Rand eilte hinaus. Selbst wenn es keine Aes Sedai gewesen wären, würde er nicht in einem Raum mit

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