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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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kommt ein Barde. Und außerdem dürfte König Easar auf dem Weg von Fal Moran nach hier sein. Ich habe ihn benachrichtigt, sobald …«
    Ihre Stimmen verklangen, als sie den Hof überquerten, und wurden vom Lärm der Reisevorbereitungen verschluckt. Die Amyrlin warf keinen einzigen Blick in Rands Richtung.
    Als Rand hinunterblickte, war der Behüter verschwunden und nirgends mehr zu sehen. Loial ließ sein Pferd wieder an Rands Seite treten. »Der Mann ist schwer zu fangen und festzuhalten, nicht wahr, Rand? Er ist nicht da, dann ist er da, dann ist er weg, und man sieht ihn weder kommen noch gehen.«
    Schwert in die Scheide. Rand schauderte. Behüter müssen verrückt sein.
    Der Behüter, mit dem die Amyrlin gerade sprach, sprang plötzlich in den Sattel. Er befand sich schon in gestrecktem Galopp, bevor er die weit offen stehenden Torflügel passierte. Sie sah ihm nach, und ihre Haltung schien ihn anzutreiben, noch schneller zu reiten. »Wohin reitet er in solcher Eile?«, fragte sich Rand laut.
    »Ich hörte«, sagte Loial, »dass sie heute jemanden den ganzen Weg nach Arad Doman hinüberschicken wollte. Es gab eine Nachricht über irgendwelche Unruhen in der Ebene von Almoth, und die Amyrlin will genau wissen, was es damit auf sich hat. Was ich nicht verstehe, ist, warum gerade jetzt? Nach dem zu schließen, was ich gehört habe, hat das Gerücht die Aes Sedai bereits von Tar Valon herbegleitet.«
    Rand fror. Egwenes Vater hatte eine große Landkarte zu Hause, eine Karte, über der Rand mehr als einmal gebrütet hatte. Er hatte geträumt, bevor er herausfand, was an den Träumen dran war, wenn sie zur Wirklichkeit wurden. Sie war alt, diese Karte, und zeigte einige Länder und Staaten, von denen die Kaufleute von auswärts behaupteten, sie existierten nicht mehr, aber die Ebene von Almoth war eingezeichnet. Sie stieß direkt an die Toman-Halbinsel. Wir treffen uns auf der Toman-Halbinsel wieder. Das lag ganz auf der anderen Seite der Welt, die er kannte, an der Küste des Aryth-Meers. »Das hat mit uns nichts zu tun«, flüsterte er. »Hat nichts mit mir zu tun.«
    Loial schien es nicht gehört zu haben. Er rieb sich mit einem dicken Wurstfinger über einen Nasenflügel und sah immer noch zu dem Tor hinüber, durch das der Behüter verschwunden war. »Wenn sie das in Erfahrung bringen wollte, warum schickt sie dann nicht jemanden los, bevor sie Tar Valon verlässt? Aber Ihr Menschen seid immer ungeduldig und leicht erregbar, springt immer hektisch herum und schreit gleich.« Seine Ohren wurden steif vor Verlegenheit. »Es tut mir so Leid, Rand. Siehst du, was ich damit meinte: reden, bevor ich denke? Ich bin selbst manchmal vorschnell und leicht erregbar, wie du weißt.«
    Rand lachte. Es war ein eher gequältes Lachen, aber er fühlte sich wohl bei dem Gedanken, überhaupt etwas zu haben, worüber er lachen konnte. »Wenn wir so lange lebten wie ihr Ogier, wären wir vielleicht auch etwas gesetzter.« Loial war neunzig Jahre alt, und nach Ogier-Regeln bedeutete das, er war zehn Jahre zu jung, um das Stedding allein zu verlassen. Dass er trotzdem weggegangen war, stellte seiner beharrlichen Ansicht nach einen Beweis seiner vorschnellen Handlungsweise dar. Wenn Loial schon ein leicht erregbarer Ogier war, dachte Rand, dann mussten die anderen wohl aus Stein bestehen.
    »Vielleicht«, sann Loial laut nach, »aber ihr Menschen macht so viel aus eurem Leben. Wir tun nichts, als in unseren Stedding zusammenzuhocken oder die Haine zu pflanzen, und auch das Erbauen war beendet, bevor das Lange Exil noch vorüber war.« Es waren die Haine, die Loial am Herzen lagen, und nicht die Städte, die die Menschen an die Ogier erinnerten, die sie erbaut hatten. Es waren diese Haine, angelegt, um die Ogier-Baumeister an die Stedding zu erinnern, derentwegen Loial seine Heimat verlassen hatte. »Seit wir den Weg zurück zu den Stedding gefunden haben …« Seine Worte brachen ab, als sich die Amyrlin näherte.
    Ingtar und die anderen Männer rutschten in den Sätteln hin und her und bereiteten sich darauf vor, abzusteigen und niederzuknien, doch sie bedeutete ihnen, zu bleiben, wo sie waren. Leane stand neben ihr, und Agelmar einen Schritt dahinter. Nach seinem betrübten Gesicht zu schließen, hatte er es aufgegeben, sie dafür gewinnen zu wollen, noch länger zu bleiben.
    Die Amyrlin sah einen nach dem anderen an, bevor sie sprach. Ihr Blick ruhte nicht länger auf Rand als auf den anderen.
    »Der Friede segne Euer Schwert,

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