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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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verhalten – und Lord Agelmar natürlich auch nicht –, aber in der Stadt heißt es, Ihr seid ein ausländischer Prinz aus dem Süden, und einige der Herren aus dem Ausland halten strikt den Abstand zum gewöhnlichen Volk ein.«
    »Ich bin kein Lord.« Wenigstens kann ich dem allen jetzt entkommen. »Einfach Rand.«
    Hurin zwinkerte. »Wie Ihr wünscht, Lord … äh … Rand. Seht Ihr … siehst du, ich bin ein Schnüffler. Diesen Sonnentag habe ich vierjähriges Jubiläum gehabt. Zuvor hatte ich noch nie von so etwas gehört, aber ich weiß nun, dass es noch ein paar andere wie mich gibt. Es hat langsam angefangen. Ich habe Gestank gerochen, wo sonst niemand etwas riechen konnte, und das wurde immer häufiger. Es hat ein ganzes Jahr gedauert, bis ich darauf kam, was es bedeutet. Ich konnte Gewalt riechen, Tod und Verletzungen. Ich konnte riechen, wo es geschehen war. Ich konnte die Spur derjenigen riechen, die Gewalttaten vollbracht hatten. Jede Spur ist anders, also kann ich sie nie verwechseln. Lord Ingtar hat davon gehört und nahm mich in seinen Dienst, um der Gerechtigkeit des Königs zu dienen.«
    »Du kannst Gewalt riechen?«, fragte Rand. Er konnte sich nicht helfen – er musste die Nase des Mannes ansehen. Es war eine ganz gewöhnliche Nase, nicht groß und nicht klein. »Du willst damit sagen, dass du wirklich jemandem folgen kannst, der einen anderen Mann getötet hat? Nur durch deinen Geruchssinn?«
    »Das kann ich, Lord … äh … Rand. Mit der Zeit lässt der Geruch nach, aber je schlimmer die Gewalttat war, desto länger hält er sich. Ich kann ein zehn Jahre altes Schlachtfeld noch riechen, auch wenn die Spuren der Männer, die dort waren, längst verblichen sind. Oben in der Nähe der Fäule bleiben die Spuren der Trollocs immer gleich stark. Ein Trolloc kann nicht viel mehr als töten und verletzen. Bei einer Wirtshausschlägerei aber, wo vielleicht nur ein Arm gebrochen wird, ist der Geruch nach wenigen Stunden verflogen.«
    »Ich sehe schon, warum du nicht willst, dass die Aes Sedai das herausfinden.«
    »Äh … Lord Ingtar hatte schon Recht hinsichtlich der Aes Sedai, das Licht möge sie erleuchten … äh … Rand. Da war einmal eine in Cairhien – Braune Ajah, aber ich schwöre, ich hatte sie in Verdacht, zu den Roten zu gehören, bevor sie mich schließlich laufen ließ –; sie hat mich einen ganzen Monat festgehalten, um herauszufinden, wie ich das mache. Sie konnte es nicht ertragen, etwas nicht zu wissen. Sie murmelte immer wieder: ›Ist es eine alte Fähigkeit, die nun wieder auftaucht, oder ist es etwas Neues?‹ und starrte mich an, bis man glauben konnte, ich benütze tatsächlich die Eine Macht. Ich habe beinahe schon an mir selbst gezweifelt. Aber ich bin nicht wahnsinnig geworden, und ich tue auch eigentlich nichts. Ich rieche es nur.«
    Rand konnte nicht anders als sich an Moiraines Worte zu erinnern. Die alten Schranken werden brüchig. In unserer Zeit liegt etwas von Auflösung und Veränderung. Alte Dinge kommen zurück, und neue werden geboren. Wir erleben vielleicht das Ende eines Zeitalters. Er schauderte. »Also werden wir diejenigen, die das Horn stahlen, mithilfe deiner Nase verfolgen.«
    Ingtar nickte. Hurin grinste stolz und sagte: »Das werden wir … äh … Rand. Einmal habe ich einen Mörder bis Cairhien verfolgt und einen anderen sogar bis Maradon, um sie den Richtern des Königs zu übergeben.« Sein Grinsen verflog, und er sah fast besorgt aus. »Aber dies ist der schlimmste Fall, mit dem ich je beschäftigt war. Mord riecht schlecht, und die Spur der Mörder stinkt danach, aber das hier …« Er rümpfte die Nase. »Letzte Nacht waren auch Männer darin verwickelt. Müssen Schattenfreunde gewesen sein, aber man kann einen Schattenfreund nicht am Geruch erkennen. Ich folge den Trollocs und den Halbmenschen. Und etwas noch Schlimmerem.« Er wurde leiser, machte ein finsteres Gesicht und murmelte etwas in sich hinein, aber Rand konnte es verstehen. »Etwas noch Schlimmerem, Licht hilf mir!«
    Sie erreichten das Stadttor, und gleich hinter der Mauer hob Hurin das Gesicht in den leichten Wind. Seine Nasenflügel blähten sich, und er schnaubte vor Ekel. »Dorthin, Lord Ingtar.« Er zeigte nach Süden.
    Ingtar blickte überrascht drein. »Nicht in Richtung Fäule?«
    »Nein, Lord Ingtar. Pfui!« Hurin wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab. »Ich kann sie beinahe schmecken. Sie gingen nach Süden.«
    »Dann hatte die Amyrlin also Recht«, sagte Ingtar

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