Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Lord Ingtar«, sagte sie schließlich. »Ehre den Erbauern, Loial Kiseran.«
    »Ihr ehrt uns, Mutter. Möge der Friede Tar Valon erhalten bleiben.« Ingtar verbeugte sich im Sattel, und die anderen Shienarer folgten seinem Beispiel.
    »Alle Ehre Tar Valon«, sagte Loial, der sich ebenfalls verbeugte.
    Nur Rand und seine beiden Freunde auf der anderen Seite der Gruppe hielten sich aufrecht. Er fragte sich, was sie ihnen wohl gesagt habe. Leanes finstere Miene galt allen dreien, und Agelmar riss die Augen auf, doch die Amyrlin nahm keine Notiz davon.
    »Ihr reitet, um das Horn von Valere zu suchen«, sagte sie, »und die Hoffnung der Welt reitet mit Euch. Das Horn darf nicht in falschen Händen verbleiben, besonders nicht in den Händen von Schattenfreunden. Diejenigen, die zur Antwort auf seinen Ruf erscheinen, kommen, gleich wer es bläst, und sie sind an das Horn gebunden und nicht ans Licht.«
    Es entstand Unruhe unter den Zuhörern. Jeder hatte geglaubt, dass diese aus den Gräbern zurückgerufenen Helden für das Licht kämpfen würden. Wenn sie stattdessen für den Schatten kämpften …
    Die Amyrlin fuhr fort, doch Rand hörte nicht mehr zu. Der Beobachter war wieder da. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Er spähte hinauf zu den überfüllten Bastionen der Bogenschützen, die den Hof überblickten, und zu den dichten Reihen der Menschen auf den Wehrgängen. Irgendwo dort droben befand sich das Augenpaar, das ihm ungesehen gefolgt war. Der Blick hing an ihm wie schmutziges Öl. Es kann kein Blasser sein, hier nicht. Aber wer dann? Oder was? Er drehte sich im Sattel um und zog auch den Braunen herum und suchte. Der Hengst begann wieder zu tänzeln.
    Plötzlich zischte etwas vor Rands Gesicht vorbei. Ein Mann, der hinter der Amyrlin vorbeilief, schrie auf und stürzte. Ein schwarz gefiederter Pfeil ragte aus seiner Seite. Die Amyrlin stand ruhig da und betrachtete einen Riss in ihrem Ärmel. Blut drang langsam durch die graue Seide.
    Eine Frau schrie, und plötzlich erklangen überall um den Hof Rufe und Schreie. Die Menschen auf den Mauern drängten sich wild durcheinander, und jeder Mann im Hof hatte sein Schwert gezogen. Selbst Rand, wie er überrascht bemerkte.
    Agelmar erhob seine Klinge zum Himmel. »Findet ihn«!, brüllte er. »Bringt ihn zu mir!« Sein vor Zorn gerötetes Gesicht erblasste, als er das Blut am Ärmel der Amyrlin bemerkte. Er fiel auf die Knie nieder und senkte den Kopf. »Vergebt, Mutter. Ich habe bei Eurem Schutz versagt. Ich bin beschämt.«
    »Unsinn, Agelmar«, sagte die Amyrlin. »Leane, hört auf, um mich herumzuwuseln, und kümmert Euch um diesen Mann. Ich habe mich mehr als einmal schlimmer geschnitten, wenn ich Fische ausnahm, und er benötigt sofort Hilfe. Agelmar, steht auf. Steht auf, Herr von Fal Dara. Ihr habt nicht versagt, und Ihr habt keinen Grund, Euch zu schämen. Letztes Jahr in der Weißen Burg, wo an jeder Tür meine eigenen Wachen und rund herum Behüter stehen, kam ein Mann mit einem Messer bis auf fünf Schritte an mich heran. Zweifellos ein Weißmantel, auch wenn ich keinen Beweis habe. Bitte steht auf, oder Ihr beschämt mich.« Als Agelmar sich langsam erhob, fühlte sie nach ihrem zerrissenen Ärmel. »Ein schlechter Schuss für einen Weißmantel-Bogenschützen oder sogar für einen Schattenfreund.« Ihr Blick huschte zu Rand hinüber und traf seinen. »Wenn er überhaupt auf mich gezielt hat.« Der Blick war wieder woandershin gerichtet, bevor er etwas aus ihrer Miene ablesen konnte, doch er wäre am liebsten abgestiegen und hätte sich versteckt.
    Er war nicht auf sie gezielt, und sie weiß es.
    Leane richtete sich aus ihrer knienden Haltung auf. Jemand hatte einen Umhang über das Gesicht des Mannes gebreitet, der den Pfeil abbekommen hatte. »Er ist tot, Mutter.« Es klang müde. »Er war schon tot, bevor er den Boden berührte. Selbst wenn ich gleich neben ihm gestanden hätte …«
    »Ihr habt Euer Möglichstes getan, Tochter. Vom Tod kann man nicht geheilt werden.«
    Agelmar trat näher heran. »Mutter, falls Weißmantel-Mörder oder Schattenfreunde in der Nähe sind, müsst Ihr mir gestatten, Euch Männer mitzugeben. Wenigstens bis zum Fluss. Ich wäre untröstlich, wenn Euch ausgerechnet in Shienar etwas zustoßen würde. Bitte geht zurück in die Frauenquartiere. Ich bürge mit meinem Leben dafür, dass sie bis zu Eurer Abreise gut bewacht werden.«
    »Nehmt es nicht so schwer«, sagte sie zu ihm. »Der Kratzer wird mich keinen einzigen Moment

Weitere Kostenlose Bücher