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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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kein Mantel für eine lange Reise, Rand«, sagte Loial.
    Rand blickte hinunter auf die goldenen Dornen, die den purpurroten Ärmel emporkletterten, und er schnitt eine Grimasse. Kein Wunder, dass Mat und Perrin immer noch glauben, ich hielte mich für was Besseres. Als er in sein Zimmer zurückgekehrt war, hatte er alles leer vorgefunden – das Gepäck war bereits fertig gepackt und weggebracht worden. Alle einfachen Mäntel, die man ihm gegeben hatte, befanden sich auf den Packpferden, sagten die Diener. Jeder im Schrank zurückgebliebene Mantel war mindestens ebenso prachtvoll wie der, den er anhatte. In seinen Satteltaschen befand sich keine Kleidung außer ein paar Hemden, einigen Wollstrümpfen und einem Paar Reservehosen. Zumindest hatte er die goldene Schnur von seinem Ärmel entfernt; die Anstecknadel mit dem roten Adler hatte er in die Tasche gesteckt. Lan hatte sie ihm ja schließlich geschenkt.
    »Ich werde mich umziehen, wenn wir heute Abend lagern«, murmelte er. Er atmete tief ein. »Loial, ich habe dir Sachen gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen, und ich hoffe, du kannst mir vergeben. Du hast jedes Recht, auf mich zornig zu sein, aber ich hoffe, du bist es nicht.«
    Loial grinste, und seine Ohren stellten sich auf. Er brachte sein Pferd näher heran. »Ich sage die ganze Zeit über Sachen, die ich nicht sagen sollte. Die Ältesten haben immer behauptet, ich rede schon eine Stunde, bevor ich denke.«
    Plötzlich befand sich Lan neben Rands Steigbügeln. Er trug seine graugrüne Rüstung, in der er im Wald oder bei Dunkelheit fast nicht mehr zu sehen war. »Ich muss mit dir sprechen, Schafhirte.« Er sah Loial an. »Allein bitte, wenn es Euch recht ist, Erbauer.« Loial nickte und ritt auf seinem riesigen Pferd ein Stück weg.
    »Ich weiß nicht, ob ich auf Euch hören sollte«, sagte Rand zu dem Behüter. »Diese auffallende Kleidung und alles, was du mir empfohlen hast, war nicht sehr hilfreich.«
    »Wenn du keinen großen Sieg erringen kannst, Schafhirte, dann lerne, dich mit kleinen abzufinden. Wenn du es fertig gebracht hast, dass sie glauben, du seist mehr als ein Bauernjunge, den man leicht herumkommandieren kann, dann hast du einen kleinen Sieg errungen. Jetzt sei ruhig und hör zu. Ich habe nur Zeit für eine letzte Lektion – die schwerste: Schwert in die Scheide.«
    »Du hast jeden Morgen eine Stunde damit verbracht, mich nichts anderes tun zu lassen, als dieses blöde Schwert zu ziehen und zurück in die Scheide zu stecken. Stehend, sitzend, liegend. Ich denke, ich schaffe es, das Schwert zurückzustecken, ohne mich dabei zu verletzen.«
    »Ich sagte, du sollst zuhören, Schafhirte«, grollte der Behüter. »Es wird eine Zeit kommen, wo du unter allen Umständen ein Ziel erreichen musst. Das kann sowohl beim Angreifen als auch in der Verteidigung geschehen. Und der einzige mögliche Weg wird darin bestehen, dass du deinem Gegner erlaubst, das Schwert in deinem eigenen Körper unterzubringen.«
    »Das ist ja verrückt«, sagte Rand. »Warum sollte ich je …?«
    Der Behüter schnitt ihm das Wort ab. »Du wirst es erkennen, wenn es so weit ist, Schafhirte, wenn der Zweck das Opfer wert ist und du keine andere Wahl mehr hast. Das nennt man dann ›Schwert in die Scheide‹. Merke es dir.«
    Die Amyrlin erschien und schritt mit Leane und deren Stab sowie Lord Agelmar neben sich über den Hof. Selbst in einem grünen Samtmantel wirkte der Herr von Fal Dara keineswegs deplaziert unter so vielen gerüsteten Männern. Von den anderen Aes Sedai war noch nichts zu sehen. Als sie vorbeikamen, hörte Rand einen Teil ihrer Unterhaltung.
    »Aber Mutter«, protestierte Agelmar gerade, »Ihr habt gar keine Zeit gehabt, Euch von der Reise hierher auszuruhen! Bleibt doch noch ein paar Tage. Ich verspreche Euch ein Fest heute Abend, wie Ihr es kaum in Tar Valon erwarten könnt.«
    Die Amyrlin schüttelte den Kopf, ohne im Schreiten innezuhalten. »Ich kann nicht, Agelmar. Ihr wisst, ich würde bleiben, wenn ich könnte. Ich hatte nicht beabsichtigt, lange zu bleiben, und dringende Angelegenheiten verlangen meine Anwesenheit in der Weißen Burg. Ich sollte jetzt schon dort sein.«
    »Mutter, es beschämt mich, dass Ihr an einem Tag ankommt und uns am nächsten wieder verlasst. Ich schwöre Euch, die Vorgänge von letzter Nacht werden sich nicht wiederholen. Ich habe die Wachen sowohl an den Stadttoren als auch in der Festung verdreifachen lassen. Ich habe hier Akrobaten aus der Stadt, und aus Mos Shirare

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