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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Gesichtsausdruck wurde weicher, als er zu ihr hinunterblickte. »Wie geht es dir denn, Egwene? Fühlst du dich wieder wohl? Moiraine meinte, es werde dir wieder gut gehen, aber du warst so still. Zuerst glaubte ich, du seist tot.«
    »Nein, bin ich nicht«, lachte sie. Sie konnte sich an nichts erinnern, was geschehen war, nachdem sie Mat gebeten hatte, mit ihr in den Kerker zu gehen. Ihr Gedächtnis setzte dort wieder ein, als sie an jenem Morgen in ihrem Bett erwacht war. Nachdem sie alles über diese Nacht erfahren hatte, war sie beinahe froh darüber, sich an nichts erinnern zu können. »Moiraine sagte, wenn sie mich nicht vollständig hätte heilen können, dann hätte sie mir kräftige Kopfschmerzen gelassen, weil ich so idiotisch war. Aber das ging nun mal nicht.«
    »Ich sagte dir doch, dass Fain gefährlich ist«, sagte er leise. »Ich habe es dir gesagt, aber du wolltest nicht auf mich hören.«
    »Wenn du weiter so mit mir reden willst«, meinte sie heftig, »dann übergebe ich dich wieder Nisura. Sie wird anders mit dir umgehen als ich. Der letzte Mann, der versucht hat, sich in die Frauenquartiere einzuschleichen, hat den nächsten Monat bis zu den Ellbogen in Seifenwasser verbracht. Er musste den Frauen beim Wäschewaschen helfen, und dabei wollte er doch nur seine Verlobte besuchen und sich für einen Streit entschuldigen. Aber wenigstens war er so schlau, sein Schwert nicht zu tragen. Das Licht weiß, was sie mit dir anfangen würden.«
    »Jeder will irgendetwas mit mir anfangen«, grollte er. »Jeder will mich zu irgendetwas benutzen. Aber ich werde mich nicht benutzen lassen. Wenn wir einmal das Horn und Mats Dolch gefunden haben, werde ich mich nie wieder benutzen lassen.«
    Mit einem ungeduldigen Schnauben packte sie ihn bei den Schultern und zog ihn herum, damit er sie ansah. Sie funkelte zu ihm hinauf. »Wenn du nicht bald vernünftig redest, Rand al’Thor, schwöre ich, dass ich dir die Ohren langziehen werde.«
    »Jetzt klingst du wie Nynaeve«, lachte er. Doch als er zu ihr hinunterblickte, verflog sein Lachen. »Ich schätze, dass ich dich nie wiedersehen werde. Ich weiß, dass du nach Tar Valon musst. Das ist klar. Und du wirst eine Aes Sedai. Ich bin mit den Aes Sedai fertig, Egwene. Ich werde nicht die Marionette für sie spielen, nicht für Moiraine oder irgendeine andere.«
    Er wirkte so verloren, dass sie am liebsten seinen Kopf an ihre Schulter gebettet hätte, und gleichzeitig so starrköpfig, dass sie ihn wirklich an den Ohren ziehen wollte. »Hör mir mal zu, du großer Hornochse. Ich werde eine Aes Sedai, und ich werde trotzdem einen Weg finden, dir zu helfen. Ganz bestimmt.«
    »Wenn du mich das nächste Mal siehst, wirst du mich wahrscheinlich dämpfen wollen.«
    Sie sah sich hastig um. Sie waren allein im Flur. »Wenn du deine Zunge nicht hütest, kann ich dir auch nicht helfen. Willst du, dass es jeder erfährt?«
    »Zu viele wissen es bereits«, sagte er. »Egwene, ich wünschte, die Umstände seien anders, aber es ist nun mal nicht so. Ich wünschte … Pass auf dich auf. Und versprich mir, dass du dich nicht für die Roten Ajah entscheiden wirst.«
    Tränen ließen ihren Blick verschwimmen, als sie die Arme um ihn schlang. »Und du passt bitte auf dich auf«, sagte sie energisch zu seiner Brust. »Wenn nicht, dann werde ich … ich werde …« Sie glaubte, ihn murmeln zu hören: »Ich liebe dich«, und dann drückte er kraftvoll ihre Arme von sich und schob sie sanft weg. Er drehte sich um und ging fort. Er rannte beinahe.
    Sie fuhr zusammen, als Nisura ihren Arm berührte. »Er sieht aus, als hättest du ihm eine Aufgabe erteilt, die ihm nicht gefällt. Aber du darfst ihn nicht sehen lassen, dass du seinetwegen weinst. Das schwächt deine Position. Komm! Nynaeve verlangt nach dir.«
    Egwene wischte sich über die Wangen und folgte der anderen Frau. Pass auf dich auf, du wollköpfiger Tollpatsch. Licht, behüte ihn!

KAPITEL 9

    Abschied
    D er Außenhof befand sich in geordnetem Aufruhr, als Rand schließlich mit seinen Satteltaschen und dem Bündel samt Laute und Flöte ankam. Die Sonne kletterte dem Zenit entgegen. Männer eilten zwischen den Pferden herum und prüften Sattelgurte und Ladegeschirr. Andere hetzten mit Dingen zu den Packpferden, an die sie in letzter Minute gedacht hatten, oder brachten den arbeitenden Männern Wasser oder eilten weg, um etwas zu holen, was ihnen gerade eingefallen war. Aber jeder schien genau zu wissen, was er tat und wohin er zu gehen

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