Die Jagd beginnt
bedächtig. »Eine große und weise Frau, die Bessere als mich verdient, um ihr zu dienen. Nimm die Witterung auf, Hurin.«
Rand drehte sich um und spähte zurück die Straße hinauf zur Festung. Er hoffte, dass es Egwene auch wirklich gut gehe. Nynaeve wird sich um sie kümmern. Vielleicht ist es so besser, ein klarer Einschnitt, zu schnell, um zu schmerzen, sobald er vollbracht wurde.
Er ritt hinter Ingtar und dem Banner der Grauen Eule her nach Süden. Der Wind frischte auf und blies ihm trotz des Sonnenscheins kalt in den Rücken. Er glaubte, schwaches und spöttisches Gelächter darin zu hören.
Der zunehmende Mond beleuchtete die feuchten nachtdunklen Straßen von Illian, in denen immer noch der Lärm der Feiern des Tages nachklang. In nur wenigen Tagen würde man die Wilde Jagd nach dem Horn mit allen Feierlichkeiten eröffnen, die der Überlieferung nach bis auf das Zeitalter der Legenden zurückgingen. Die Feierlichkeiten zu Ehren der Jäger fielen mit dem Fest des Teven und mit dessen berühmtem Gaukler-Wettbewerb zusammen. Wie immer würde der wichtigste aller Preise für den besten Vortrag der Wilden Jagd nach dem Horn verliehen.
Heute Abend traten die Gaukler in den Palästen und Herrenhäusern der Stadt auf, wo sich die Großen und Mächtigen aufhielten und die Jäger, die aus allen Ländern gekommen waren, um, wenn nicht das Horn selbst, dann doch wenigstens Unsterblichkeit im Lied der Barden zu finden. Es würde Musik erklingen und getanzt werden und Fächer und Eis geben, um die erste wirkliche Hitzewelle des Jahres besser zu überstehen. Aber auch in den Straßen herrschte in dieser mondbeschienenen, schwülen Nacht großer Trubel. Bis die Jäger aufbrachen, herrschte Tag und Nacht Trubel. Menschen mit Masken und bizarren Kostümen, von denen viele eine Menge Haut sehen ließen, rannten an Bayle Domon vorbei. Sie rannten rufend und singend einher, ein halbes Dutzend zusammen, dann vereinzelte kichernde Paare, die sich innig umarmten, dann wieder zwanzig in einer grölenden Gruppe. Am Himmel zerstoben Feuerwerkskörper in goldenen und silbernen Explosionen vor dem schwarzen Himmel. Es befanden sich beinahe so viele Feuerwerker in der Stadt wie Gaukler.
Domon verschwendete nicht viele Gedanken an das Feuerwerk oder die Jagd. Er war auf dem Weg, sich mit Männern zu treffen, von denen er glaubte, sie wollten ihn möglicherweise töten.
Er überquerte die Brücke der Blumen über einen der vielen Kanäle in der Stadt und ging ins Riechende Viertel, den Hafenbezirk von Illian. Der Kanal roch nach dem Inhalt zu vieler Nachttöpfe, und es gab kein Anzeichen dafür, dass sich in der Nähe der Brücke jemals Blumen befunden hatten. Das Viertel roch nach Hanf und Pech aus den Werften und Docks, nach saurem Hafenschlamm, und alles wurde noch verstärkt durch eine erhitzte, feuchte Luft. Domon atmete schwer. Jedes Mal, wenn er aus dem Norden zurückkehrte, wurde er erneut von der Frühsommerhitze Illians überrascht, obwohl er hier geboren war. In einer Hand trug er einen kräftigen Knüppel, und die andere ruhte auf dem Griff des kurzen Schwerts, das er schon so oft benützt hatte, um das Deck seines Flusskahns vor Räubern zu schützen. Nicht wenige Straßenräuber lauerten in diesen durchfeierten Nächten, wo die Beute reich und die meisten Opfer betrunken waren.
Aber er war ein breitschultriger, kräftiger Mann, und keiner derer, die darauf aus waren, Gold zu erbeuten, hielt ihn mit seinem einfach geschnittenen Mantel für reich genug, um zu riskieren, etwas von einem Mann seiner Größe und von seinem Knüppel abzubekommen. Die wenigen, die ihn im aus einem Fenster fallenden Licht klar erkennen konnten, blieben stehen und warteten, bis er vorbei war. Dunkles Haar hing ihm auf die Schultern, und ein langer Bart, der die Oberlippe freiließ, umrahmte ein Gesicht, das noch nie einen sanften Ausdruck gezeigt hatte. Jetzt wirkte es so grimmig, als habe er vor, sich durch eine Wand hindurchzurammen. Er musste bestimmte Männer treffen und war nicht gerade glücklich darüber.
Weitere Betrunkene rannten vorüber, wobei sie völlig falsch sangen und der Wein ihre Worte verschwimmen ließ. ›Das Horn von Valere‹, ganz gewiss! dachte Domon mürrisch. Es sein mein Schiff, was ich behalten wollen. Und mein Leben, Glück stich mich.
Er kehrte in eine Schenke ein, die das Zeichen eines großen, weiß gestreiften Dachses aufwies, der mit einem Mann mit silberner Schaufel auf den Hinterbeinen tanzte. Den Dachs
Weitere Kostenlose Bücher