Die Jagd des Adlers
im Gesicht getroffen wurde. Der Mann riss die Hände hoch, rutschte nach hinten aus seinem Sattel und verschwand unter den Hufen des galoppierenden Pferdes hinter ihm. Ein kurzer Schrei erklang, und sofort schwärmten die Parther nach rechts und links aus, damit die römischen Bogenschützen sie nicht mehr so leicht treffen würden. Doch sie hatten ihre Beute verloren. Das Tor war offen, und die Überlebenden der Patrouille galoppierten unter der steinernen Wölbung hindurch in die Sicherheit der Festung dahinter.
»Schließt das Tor!«, rief Macro mit bellender Stimme einen Augenblick später, und die Angeln knirschten, als das Tor mit einem heftigen Donnern zufiel, dessen Vibrationen noch im Turm darüber zu spüren waren. Sofort rissen die Parther ihre Pferde herum und galoppierten zurück in die Wüste, um der Reichweite der römischen Bogenschützen zu entkommen. Cato sah ihnen kurz nach. Dann wandte er sich an die anderen Offiziere.
»Ich glaube, die Lage ist gerade sehr viel ernster geworden.«
»Parther«, murmelte Longinus. »Diese verdammten Parther. Immer wieder diese verdammten Parther.«
Macro gab Cato ein Zeichen. »Komm, wir müssen uns mit den Männern der Patrouille unterhalten.«
Sie stiegen den Turm hinab und gingen auf die Soldaten zu, die sich um die Überlebenden der Patrouille und ihre Tiere geschart hatten. Die Hälse der Pferde waren von Schweiß und Schaum bedeckt, und man konnte deutlich sehen, wie sich ihre Flanken hoben und senkten, während sie schnaubend ein- und ausatmeten. Macro schob einen der Männer beiseite.
»Macht Platz! Platz da!«
Rasch wichen die Soldaten den Offizieren aus, und einen Augenblick später standen die beiden vor dem Dekurio, der die Patrouille angeführt hatte. Der Arm des Dekurios war aufgeschlitzt worden, und ein Gehilfe des Arztes drückte gerade die Seiten der Wunde zusammen, während ein zweiter einen Verband anlegte. Sie hielten inne, als sie Macro sahen, konnten jedoch keine Haltung annehmen, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Mit einem Nicken gab er ihnen das Zeichen, dass sie weitermachen sollten. Dann wandte er sich an den Dekurio.
»Erstatte Bericht.«
»Ja, Herr.« Der Dekurio wandte sich zugleich auch an Cato. »Wir haben die Dörfer beobachtet, auf die wir ein Auge haben sollten. Ich hatte jeder Siedlung fünf Männer zugeteilt. Die ganze Zeit über konnten wir nichts Verdächtiges finden. Als ich dann gestern Nachmittag meine Männer wieder zusammenzog, um zur Festung zurückzukehren, sahen wir weit im Norden eine Staubwolke, die sich aus den Hügeln in die Ebene bewegte. In diese Richtung hier.«
»Hügel?«, warf Cato ein. »Welche Hügel?«
»In der Nähe von Heshbon, Herr. Ich hatte beschlossen, mir die Sache genauer anzusehen. Es brauchte schon eine ganze Menge Menschen oder Tiere, um so viel Staub aufzuwirbeln. Also ritten wir näher heran, bis ich einige Einzelheiten erkennen konnte. Es war eine Armee, Herr. Tausende von Kämpfern, Hunderte von ihnen beritten, gefolgt von etwas, das wie Karren mit schwerer Ausrüstung aussah, aber das konnte ich nicht mehr genau sehen, denn das war der Moment, in dem ihre Kundschafter uns bemerkten. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass sie von allen Seiten gleichzeitig auf uns einstürmten und ihre Pfeile auf uns abfeuerten. Dabei bemerkte ich auch, dass es sich bei den Reitern um Parther handelte. Sie haben die meisten meiner Männer umgebracht, aber mir und dieser kleinen Truppe hier ist es gelungen, eine Schlucht zu finden, wo wir sie in der Abenddämmerung abschütteln konnten. Wir sind die ganze Nacht hindurch in Richtung Festung weitergeritten. Erst vor ein paar Meilen haben sie uns wieder eingeholt.«
Macro sah ihn kurz an. Dann klopfte er ihm auf den unverletzten Arm. »Weiter so, Dekurio. Kümmere dich um deine Männer, sobald diese Wunde verbunden ist. Sorg dafür, dass sie etwas zu essen bekommen und sich ausruhen können.«
»Ja, Herr. Danke, Herr.«
Macro zog Cato von den Männern weg unter das Torhaus und senkte seine Stimme. »Die werden uns angreifen, was meinst du?«
»Da bin ich mir sicher. Bannus braucht einen Sieg, um zu beweisen, dass er römische Soldaten besiegen kann. Die Leute in den Dörfern brauchen nur einen kleinen Anstoß, und schon laufen sie zu ihm über. Wenn er uns vernichtet, werden sie sich ihm von allen Seiten anschließen.«
»Aber warum uns? Warum fängt er nicht mit einem kleineren Außenposten an?«
»Wir sind von jeder größeren römischen Armee
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