Die Jagd des Adlers
überaus beruhigend, Herr.«
»Dann alles Gute.« Longinus nickte und schien die Hand ausstrecken zu wollen, ließ sie jedoch gleich wieder sinken. Dann drehte er sich um und stieg den Turm hinab.
Ein wenig später sahen Macro, Cato und Postumus zu, wie der Statthalter und seine Eskorte aus der Festung galoppierten und sich sofort nach Norden wandten, um den vorrückenden Rebellen so weit wie möglich auszuweichen, bevor sie die Sicherheit der Legionen unter Longinus’ Kommando in Syrien wieder erreichen würden. Macro bemerkte die unverhüllte Bitterkeit in Postumus’ Blick, während dieser zusah, wie die Soldaten durch die Wüste davonritten.
»Das kommt dabei heraus, wenn du versuchst, Politik zu spielen, mein Freund.«
Postumus drehte sich zu dem Präfekten um und lachte. »Du begreifst es anscheinend nicht, Herr. Er wird uns nie irgendwelche Verstärkung schicken.«
»Warum?«, fragte Cato. »Was meinst du damit?«
»Wenn ihr beide das Beste seid, was Narcissus zu bieten hat, dann mögen die Götter unserem Kaiser gnädig sein. Außerhalb von Rom, so scheint mir, kennen nur wir drei das ganze Ausmaß von Longinus’ Verrat. Wenn er uns hier sterben lässt, gibt es nichts mehr, was seinen Ruf beflecken könnte. Natürlich wird er eine Strafexpedition organisieren, sobald Bushir gefallen ist und wir alle abgeschlachtet wurden. Er wird über unseren Leichen in Trauer verfallen und beklagen, dass er einfach zu spät kam, um uns zu retten.«
Macro und Cato starrten einander an, und schließlich zuckte Macro mit den Schultern. »Na schön. Dann besteht die einzige Möglichkeit, es diesem patrizischen Bastard heimzuzahlen, eben darin, dass wir lebend aus dieser Sache rauskommen.«
»Ach?« Postumus lächelte schwach. »Und wie sollen wir das deiner Meinung nach anstellen, Herr?«
»Genauso, wie wir das immer machen. Indem wir unseren Feinden die Scheiße aus dem Leib prügeln und auf ihren Gräbern tanzen. Cato?«
»Herr?«
»Ich will, dass sich alle Offiziere sofort im Hauptquartier versammeln. Es liegt einiges an Arbeit vor uns, und so, wie es aussieht, haben wir nicht mehr viel Zeit, bevor uns Bannus’ Atem über den Nacken streicht.«
»Scrofa auch? Soll ich Anweisung geben, dass er freigelassen wird?«
Wieder zuckte Macro mit den Schultern. »Warum nicht? Er kann genauso gut etwas Nützliches tun, bevor er stirbt.«
KAPITEL 23
M acro blickte über die Gesichter seiner Offiziere hinweg und wartete, bis er die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Männer hatte.
»In zwei Tagen werden Bannus und seine Kämpfer ihr Lager vor der Festung Bushir aufschlagen. Obwohl wir die genaue Stärke seiner Truppen noch nicht kennen, haben uns unsere Kundschafter berichtet, dass wir dramatisch in der Unterzahl sind. Schlimmer noch, Bannus und seine Männer wurden von den Parthern bewaffnet, die ihm auch eine Reihe berittener Bogenschützen zur Verfügung gestellt haben. Ich habe Boten zur Garnison in Jerusalem und zum Prokurator in Caesarea auf den Weg gebracht, aber ich bezweifle, dass dort genügend Soldaten zur Verfügung stehen, die man uns als Verstärkung schicken könnte. Darüber hinaus ist es kaum wahrscheinlich, dass man für uns eine Entsatzkolonne aus Syrien bereitstellen wird.«
Die letzte Bemerkung sorgte für Überraschung unter den Offizieren, und in gedämpftem Ton machten wütende Bemerkungen die Runde in der Halle. Macro hob die Hand, um die Aufmerksamkeit seiner Offiziere wiederzugewinnen.
»Meine Herren! Ruhe … Der Statthalter von Syrien sieht sich an der Grenze des Reichs mit einer beträchtlichen Bedrohung durch die Parther konfrontiert. Er kann uns keine Männer schicken. Wir sind ganz auf uns gestellt. Ich werde nicht so tun, als ob die Lage besonders rosig wäre. Aber wir haben einige Vorteile. Der Feind muss zu uns kommen, weshalb wir einige Fallen aufbauen können, um ihn in Empfang zu nehmen. Bannus führt eine Armee, die größtenteils aus untrainierten Dorfbewohnern besteht. Sie werden wohl recht mutig sein, wenn die Zeit gekommen ist, aber Mut alleine genügt nicht, um gegen eine gute Ausbildung und Erfahrung zu bestehen. Darüber hinaus sind die guten Verteidigungsanlagen von Vorteil für uns. Die Wälle von Bushir sind so mächtig, wie es bei einer Festung von dieser Größe angemessen ist. Ohne Belagerungsvorrichtungen wird uns der Feind nur dadurch angreifen können, indem er direkt über die Mauern kommt, und wenn ihr jemals einen solchen Angriff miterlebt habt, dann wisst ihr,
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