Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
Aufmerksamkeit gegenüber dem Kampf, der auf beiden Seiten der Bresche tobte, erlosch schlagartig, als er spürte, wie sich die Spitze einer Klinge in eine seiner Waden bohrte. Er biss die Zähne zusammen, stöhnte auf vor Schmerz und Wut und sah nach unten. Ein kleiner, beweglicher Junge hatte sich zusammengekauert und unter seinem Schild hindurchgeschoben, obwohl er dabei riskierte, zu Tode getrampelt zu werden. Er hatte einen kurzen Krummdolch in seiner Hand, mit dem er ausholte, um ein weiteres Mal auf Catos Bein einzustechen. Ohne nachzudenken, rammte Cato den unteren Rand seines Schildes in den Nacken des Jungen. Der Junge wurde von heftigen Zuckungen geschüttelt, ließ den Dolch fallen und stürzte zu Boden. Bevor Cato sich überhaupt klarmachen konnte, dass er ein Kind getötet hatte, erschien ein schrecklich vernarbtes Gesicht über dem oberen Rand seines Schildes, und eine Schwertspitze zuckte nach vorn. Cato gelang es gerade noch, den Kopf zur Seite zu reißen, sodass die Klinge nur seine Wange streifte und über seine Schulter abgelenkt wurde. Einen kurzen Moment lang war Cato benommen, doch als sich die weißen Flecken vor seinen Augen wieder aufgelöst hatten, erkannte er, dass einer seiner Männer den Arm des Angreifers fast vollständig durchtrennt hatte, woraufhin der Mann sich mit einem Schrei zurückfallen ließ. Cato schüttelte den Kopf, um die letzten Spuren seiner Benommenheit abzustreifen, und schob sich wieder nach vorn, indem er seinen Schild in die dicht gepackte Masse der Angreifer rammte, die versuchten, sich einen Weg in die Festung zu erzwingen. Es gab keinen Platz mehr, zu irgendwelchen gezielten Hieben anzusetzen, denn auf beiden Seiten wurden die Männer in den vorderen Reihen durch den Druck der Nachrückenden gegeneinandergeschoben, sodass es jetzt nur noch darum ging, wer mehr Kraft aufbieten konnte. Cato schob seine Schulter in die Innenseite seines Schildes, verschaffte sich einen festen Stand und drückte sich gegen den Feind.
    Von der Plattform aus sah Macro nach unten auf die Bresche und erkannte erleichtert, dass es den Judäern im Augenblick nicht gelang, weiter vorzurücken. Der Helmbusch eines Centurios, der mitten im Handgemenge hin und her schwankte, zeigte ihm, dass Cato noch am Leben war und seine Männer von der ersten Reihe aus führte. Macro riss sich von der Bresche los und warf einen Blick zurück in die Mitte der Festung. Überall hinter der inneren Mauer tobten Feuer, und noch während Centurio Parmenion und seine Männer sich mit aller Kraft darum bemühten, die Flammen zu löschen, flogen neue Brandpfeile und Töpfe mit brennendem Öl in hohem, leuchtendem Bogen über die Mauer hinweg und fachten das Feuer weiter an. Die Männer um Macro waren in Gefahr, durch die Brände und die auf die Bresche einstürmenden Angreifer vom Rest der Kohorte abgeschnitten zu werden. Es gab nur eine Möglichkeit, das zu verhinden, wie Macro grimmig bemerkte. Sie mussten die innere Mauer um jeden Preis halten und den Feind dann so weit zurückdrängen, dass viel mehr Soldaten beim Löschen helfen konnten, bevor die Judäer den Mut zu einem neuen Großangriff aufbrachten.
    Auf beiden Seiten der Bresche versuchte der Feind, Sturmleitern an die Brüstung anzulegen. Jedes Mal, wenn die Holme gegen die Mauern schlugen, bemühten sich die Soldaten hektisch, sie zurückzuschleudern, bevor die ersten Angreifer die Sprossen hinaufstürmen und sich ihren Weg über die Mauer freikämpfen konnten. Direkt vor Macro erschienen zwei roh behauene, schmale Balken, und er eilte mit erhobenem Schild und gezücktem Schwert darauf zu. Einen Augenblick später erschien ein mit einem Turban bekleideter Kopf, bei dem die Metallspitze eines konisch zulaufenden Helms aus dem Stoff ragte. Dunkle Augen starrten Macro an, und der Angreifer zischte etwas zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor, als er eine weitere Sprosse hinaufstieg, innehielt und mit dem mächtigen Schwert in seiner freien Hand gegen den römischen Offizier ausholte. Macro riss seine Klinge hoch, um den Schlag zu parieren, und rammte dem Mann dann den schweren Messingknauf seiner Waffe ins Gesicht. Der Angreifer brach ohnmächtig zusammen, ließ sein Schwert zu Macros Füßen fallen und stürzte auf die Männer am Fuß der Leiter. Sofort drückte Macro die Holme von der Mauer weg und wandte sich nach links. Er sah, wie der nächste Parther von der obersten Sprosse einer weiteren Leiter aus mit einem römischen Soldaten kämpfte.

Weitere Kostenlose Bücher