Die Jagd des Adlers
Schwierigkeiten gibt. Wenn nicht …«
»Sie werden ihre Sache problemlos erledigen«, beruhigte ihn Cato. »Jeder in der Kohorte weiß, was auf dem Spiel steht.«
»Dann liegt alles in den Händen der Götter«, schloss Macro, als er den Arm hob und die Kolonne weiterwinkte. »Ich hoffe nur, dass Fortuna nicht glaubt, ich hätte alles Glück, das mir zusteht, schon aufgebraucht.«
»Natürlich hast du das nicht«, erwiderte Cato leise. Er hatte sich inzwischen an Macros abergläubische Neigungen gewöhnt und längst jeden Versuch aufgegeben, seinen Freund von einer rationaleren Sicht der Welt zu überzeugen. Cato selbst bezweifelte sogar, ob es so etwas wie Götter überhaupt gab. Doch der Glaube an sie war zweifellos nützlich, denn er half den meisten Menschen, die Lücke zwischen Wissen und Erfahrung zu überwinden. Deshalb beschränkte sich Cato seit einiger Zeit darauf, anderen ihren Aberglauben zu lassen und sogar bis zu einem gewissen Grad auf ihn einzugehen.
»Du denkst also nicht, dass ich nie mehr Glück haben werde?«, flüsterte Macro. »Genau das frage ich mich nämlich, wenn ich mir all die Scheiße ansehe, die seit unserer Ankunft in Judäa in meine Richtung geflogen ist.«
»Nein, Herr«, erwiderte Cato geduldig. »Du hast größtenteils selbst für dein Glück gesorgt. Fortuna hat nur gelegentlich noch ein bisschen was draufgelegt. Aber wir sollten uns jetzt wirklich nicht unterhalten.«
»Nein.« Macro beschleunigte seine Schritte ein wenig, sodass er ein kleines Stück vor Cato ging. Dann spitzte er die Ohren, lauschte und hielt gleichzeitig konzentriert nach Anzeichen für irgendwelche Bewegungen Ausschau. Zu seiner Linken waren die Festungsmauern im Licht der nach und nach erlöschenden Flammen deutlich sichbar, und man konnte die Umrisse von Parmenions Männern erkennen, die auf den Türmen und den Wällen patrouillierten. Während die Kolonne einen weiten Bogen um die Festung beschrieb, kamen immer größere Teile des feindlichen Lagers in Sicht. Schließlich lag eine lang gezogene Reihe von Feuern, die in der Ferne flackerten, vor den Soldaten. Eine halbe Meile nördlich des Lagers zog sich eine nicht allzu steile Erdspalte durch das Terrain. Von dort aus sollte die Kolonne sich zum Angriff formieren. Als Macro sich davon überzeugt hatte, dass seine Männer die Festung in so großer Entfernung passiert hatten, dass man sie nicht entdecken würde, änderte er die Richtung und begann, die Kolonne von der Seite her zum feindlichen Lager zu führen. Dies war der gefährlichste Moment. Sollten sie entdeckt werden, bevor sie eine günstige Angriffsposition bezogen hatten, konnte Bannus mit seiner ganzen Armee auf sie einstürmen, und die Römer würden in kürzester Zeit überwältigt werden.
Als sie sich der Erdfalte näherten, gab es keine Alarmrufe, und es erklangen auch keine Trompetenstöße, die verraten hätten, dass der Feind ihre Anwesenheit bemerkt hatte. Schließlich senkte sich der Boden langsam ab, und dann ragten zwei dunkle Massen vor ihnen auf, die durch einen schmalen Streifen offenes Terrain getrennt waren – die vier Kavallerieschwadronen, die der Infanteriekolonne vorausgeritten waren. Cato zeigte sie Macro und führte die Kolonne zwischen die kleine, berittene Truppe. Während die Kolonne Aufstellung nahm, ritt einer der Kavallerieoffiziere langsam die Reihen ab und hielt inne, als er die Helmbüsche von Macro und Cato sah.
»Herr?«
Sofort erkannte Macro die ruhige Stimme Scrofas.
»Ist das der Präfekt?«
»Ja. Komm her.« Macro winkte ihn zu sich. »Gibt es irgendetwas zu berichten?«
»Wir haben uns um die Wachen gekümmert, die in größerer Entfernung um das Lager postiert waren. Ihre Ablösung ist erst vor Kurzem aus dem Lager gekommen. Um die haben wir uns auch gekümmert. Wir haben sie so schnell überwältigt, dass niemand Alarm schlagen konnte.«
»Gut. Aber man wird die Männer, die abgelöst werden sollten, zurückerwarten. Wir müssen sofort angreifen.«
Doch Cato hatte plötzlich eine Idee. »Warte. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, noch überraschender zuzuschlagen.«
»Wie?« Die dunkle Gestalt Macros drehte sich ihm zu. »Wie meinst du das?«
Cato wandte sich an Scrofa. »Die Leichen der Ablösungsmannschaft. Wo sind sie?«
»Gleich da drüben.« Scrofa deutete auf den Hang, der sich in Richtung des feindlichen Lagers erhob.
»Was hast du vor, Cato?«, wollte Macro wissen.
»Sie warten auf die Männer, die von ihren Kameraden abgelöst
Weitere Kostenlose Bücher