Die Jagd des Adlers
bleiben! Egal weswegen! Vorwärts! Tötet sie, und dann weiter!«
Neben sich hörte Cato, wie Hufe über den Sand trommelten, als Scrofa und seine Kavallerie ein Stück weit an der Seite des Lagers nach vorn und dann mitten zwischen die feindlichen Kämpfer ritten, die nach den Waffen griffen, um sich der römischen Infanterie entgegenzustellen. An der anderen Flanke tat Postumus mit seinen beiden Schwadronen dasselbe, und Cato gelang es schließlich, die Beklemmung abzuschütteln, die sich in seiner Brust breitgemacht hatte. Der Plan war erfolgreich; sie hatten es geschafft, den Feind völlig zu überrumpeln. Jetzt mussten sie den Vorteil, den ihnen die Überraschung verschaffte, so brutal wie möglich ausnutzen. Er rannte weiter und stieß seinen Speer in jeden Feind, der sich noch auf dem Boden bewegte oder ihm in die Quere kam, während er sich dem Zentrum der römischen Linie näherte, die sich ihren Weg durch das feindliche Lager bahnte. Wie Macro es befohlen hatte, bliesen die Soldaten mit den Hörnern und den Trompeten mit aller Macht in ihre Instrumente, und die Luft war vom grellen Getöse der Angriffssignale erfüllt. Auch die anderen Soldaten trugen zu dem schrillen Lärm bei, indem sie wilde Schlachtrufe ausstießen, während sie die feindlichen Kämpfer gnadenlos abschlachteten. Schon jetzt trat Cato über Dutzende von Toten hinweg, und mindestens ebenso viele Verwundete wanden sich, vom Licht der Lagerfeuer erhellt, schreiend auf dem Boden.
Die Römer stürmten immer weiter voran. Sie waren wie eine Welle des Todes, die durch das Lager donnerte und nichts als eine blutige Spur hinter sich zurückließ. Im Osten war aus dem ersten Schimmer, den Cato kurz zuvor gesehen hatte, inzwischen ein deutliches fahles Glühen geworden, und für einen kurzen Moment spürte der junge Centurio, wie Panik sein Herz umschloss. Sobald Bannus’ Männer begriffen, von wie wenigen Soldaten sie angegriffen wurden, würden sie sich ihnen entschlossen entgegenstellen. Noch allerdings flohen die Judäer und die mit ihnen verbündeten Parther vor den Römern, die über ihr Lager hinwegströmten. Cato holte Macro ein, als die römische Linie sich der Zeltgruppe im Herzen des Lagers näherte. Begeisterung erfüllte den Präfekten, und er strahlte vor Vergnügen, als er Cato sah.
»Wir haben sie geschlagen! Die Bastarde fliehen in alle Richtungen!«
Für einen Moment konnte Cato die triumphierende Stimmung seines Freundes teilen, doch dann fiel ihm auf, dass er fast die gesamte Ausdehnung des Lagers erkennen konnte. Sein Herz sank, als er sich Macro zuwandte.
»Es wird hell.«
»Dann können wir umso besser sehen, wie sie fliehen!«
»Es wird hell für beide Seiten, Herr. Schon bald werden sie erkennen, wie sehr sie uns zahlenmäßig überlegen sind. Wir sollten besser damit anfangen, uns zurückzuziehen.«
»Uns zurückziehen?« Macro schüttelte den Kopf und deutete auf die Männer, die an ihnen vorbeirannten, sich weiter ihren Weg durch das feindliche Lager bahnten und jeden umbrachten, der ihnen vor die Waffe kam. »Ich sage dir doch, wir haben sie geschlagen. Wir müssen ihnen weiter nachsetzen, solange ihr Kampfgeist gebrochen ist.«
»Gewiss, Herr. Sofern wir uns bereithalten, den Befehl zum Rückzug zu geben, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
Macro nickte und drehte sich seinen Männern zu, um mit ihnen weiterzustürmen, wobei er Cato das Zeichen gab, ihm zu folgen. Als sie die gegenüberliegende Seite des Lagers erreicht hatten, erfüllte das Licht der Morgendämmerung den ganzen Himmel, und obwohl sich die Sonne noch nicht über den Horizont erhoben hatte, war es so hell, dass die ganze Gegend um die Festung deutlich zu sehen war. Das Lager war mit Toten übersät, und die Römer machten Jagd auf diejenigen, die sich bisher versteckt hatten und jetzt durch Lücken in den römischen Linien zu fliehen versuchten. Weit über tausend Männer und Hunderte Pferde, auf denen teilweise Bannus’ parthische Verbündete saßen, hatten sich weitläufig über das Wüstenterrain verteilt. Doch schon wurde der Feind langsamer, formierte sich neu und begann, den Kampf gegen die weit auseinander stehenden Römer aufzunehmen. Auch die Reitereischwadronen von Scrofa und Postumus hatten sich breit aufgefächert, und einige Soldaten waren viel zu tief in die feindlichen Linien hineingeritten und dadurch in Gefahr, abgeschnitten zu werden.
Atemlos hielten Macro und Cato am Rand des Lagers inne und musterten die Szenerie
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