Die Jagd des Adlers
bevor er sich heftig das Gesäß rieb, um nach einem Tag im Sattel die Blutzirkulation wieder anzuregen. Seine Glieder schmerzten, und sein ganzer Körper war von Staub und Schweiß bedeckt.
»Ich brauche ein Bad. Aber ich nehme nicht an, dass es hier ein Badehaus gibt.«
»Nein, Herr.«
»Wie sieht’s dort drüben aus, in Qumran?«
»Dort gibt es eins, Herr. Aber wir haben nicht die Erlaubnis, ihre Bäder zu benutzen.«
»Warum das denn?«, sagte Macro gereizt. »Ich würde ihnen einen guten Preis zahlen.«
»Das sind Essener, Herr. Sie sind freundlich, aber sie teilen weder ihre Nahrung noch irgendwelche Einrichtungen mit uns, damit wir nichts Unreines über sie bringen.«
»Was ist nur los mit diesem beschissenen Land?«, platzte Macro heraus. »Hat die Sonne denn jedem das Hirn verbrannt? Was sind diese Essener überhaupt? Doch nicht etwa noch eine verdammte Sekte?«
»Tut mir leid, Herr.« Der Optio zuckte mit den Schultern. »Aber so ist es nun mal. Meine Männer haben den strikten Befehl, die Essener nicht zu provozieren.«
»Na schön. Bring unsere Männer unter, und sorg dafür, dass sie etwas zu essen bekommen. Ich gehe schwimmen.«
»Schwimmen, Herr?«
»Ja. Im Meer.«
Macro bemerkte den überraschten Blick des Optio und fuhr verärgert fort: »Sag mir nicht, dass unsere Freunde, die Essener, so weit gehen, dass sie nicht einmal das ganze verdammte Meer mit mir teilen.«
»Nein, Herr, das ist nicht das Problem. Es ist nur …«
Macro unterbrach ihn. »Kümmere dich um die Männer und die Pferde.« Er wandte sich an Cato. »Kommst du mit?«
»O ja.« Cato lächelte. »Diese Erfahrung möchte ich nicht verpassen.«
Aus den Augenwinkeln sah Macro, dass Cato und Symeon wissende Blicke tauschten. Abrupt drehte er sich zu ihnen um. »Was?«
Cato gab sich unschuldig. »Nichts. Komm, wir gehen schwimmen.«
Die beiden Offiziere zogen sich bis auf die Tuniken und Stiefel aus und gingen den steinigen Hang zum Ufer hinab. Sie folgten dem Ufer einige Schritte weit, bis sie einen Kieselstrand fanden, wo sie die restlichen Kleider, die Gürtel und die Dolche auf einem Felsen ablegten. Wachsam trat Macro an den Rand des Wassers und begann, unter dem amüsierten Blick seines jungen Freundes in die Fluten zu waten. Als ihm das Wasser bis zur Hüfte stand, hob er eine Hand und rieb die Finger aneinander.
»Merkwürdig … Fühlt sich irgendwie ölig an.« Er hob die Finger vors Gesicht und roch einen Augenblick lang an ihnen, bevor er vorsichtig mit der Zunge darüberfuhr. Sofort verzerrte sich sein Gesicht zu einer Grimasse. »Äh!«
»Was ist?«
»Das Wasser. Es schmeckt schrecklich. Viel zu salzig.«
»Dann solltest du es nicht trinken«, sagte Cato. »Schwimm einfach darin.«
»Für jemanden, der ein so miserabler Schwimmer ist wie du, bist du wahnsinnig scharf drauf, dich in dieses Meer zu stürzen.«
Cato lachte. »Du wirst sofort verstehen, warum.«
Macro war zu müde, um weiter auf Catos Neckereien einzugehen, und wandte sich ab. Er streckte die Arme aus und stürzte sich nach vorn in die sanft wogende See. Doch anstatt in die Wellen einzutauchen, trieb er auf dem Wasser wie ein Korken. Als er versuchte, die ersten Schwimmzüge zu machen, schienen sich seine Beine hinter ihm aus dem Wasser zu erheben.
»Was, zum Teufel, geht hier eigentlich vor?«
Noch immer lachend, watete Cato zu seinem Freund, und noch bevor ihm die Wellen bis zu den Schultern reichten, trat er bereits Wasser. Es war ein seltsames Gefühl, und er lächelte genüsslich. Macro mühte sich immer noch ab, indem er versuchte, mit weiteren Schwimmzügen noch ein Stück vom Ufer wegzugelangen.
»Das ist lächerlich.« Er gab auf und drehte sich auf den Rücken. Mühelos dahintreibend sah er hinüber zu Cato. »Ich nehme an, dass das der Grund dafür ist, warum dieses Meer als eine Art verdammtes Naturwunder gilt.«
Cato ließ sich mitten im Wasser nieder und hob die Beine. »Merkwürdig, nicht wahr?«
Macro, der seine Überraschung inzwischen überwunden hatte, fand die Erfahrung recht angenehm. Eine Weile lang experimentierte er mit den verschiedenen Arten, sich fortzubewegen, bis er schließlich erkannte, dass die beste Möglichkeit darin bestand, einfach auf dem Rücken liegen zu bleiben und seine Arme als Ruder zu benutzen. Cato folgte seinem Beispiel, wobei er jauchzte wie ein kleiner Junge.
Sie planschten so heftig herum, dass sie die Warnrufe, die aus der Festung erklangen, erst hörten, als es längst zu spät
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