Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
kommentierte Macro tonlos. »Eine Wüste. Ich kann’s kaum erwarten, an all den wunderbaren Dingen teilzunehmen, mit denen sich die da draußen üblicherweise vergnügen. Nach so vielen Jahren habe ich es endlich in eine östliche Provinz geschafft! Aber bekomme ich die Fleischtöpfe Syriens zu sehen? Ganz und gar nicht. Stattdessen verbringe ich meine Zeit in einer abgelegenen Festung mitten in einer verdammten Wüste, wo ich mich schon glücklich schätzen kann, wenn mir die Sonne nicht jeden Tag das Hirn röstet. Nein, tut mir leid, Cato, aber ich kann die Freude, die diese Aussicht anscheinend in dir weckt, nicht teilen. Tut mir wirklich leid.«
    Cato knuffte ihn leicht gegen die Schulter. »Wir werden die heutige Nacht am Toten Meer verbringen, du Idiot. Das willst du doch sicherlich sehen?«
    Macro starrte ihn an. »Das Tote Meer? Das klingt nach einem angenehmen Ort für dich?«
    »Oh, ich bitte dich.« Cato grinste. »Du musst doch schon davon gehört haben.«
    »Warum?«
    Cato wirkte verblüfft. »Es ist ein Naturwunder. Schon als ich noch ein Junge war, habe ich in Rom davon gelesen.«
    »Na ja, weißt du, während du als Junge etwas über Naturwunder gelesen hast, war ich vollauf damit beschäftigt zu lernen, wie man sich als Soldat durchschlägt und den Barbaren am Rhein zu zeigen, wer das Sagen hat. Also entschuldige bitte, wenn ich mich nicht begeistert auf irgendwelche Sehenswürdigkeiten stürze, die angeblich irgendwo am Arsch des römischen Reiches liegen.«
    Cato grinste. »Na schön, mein schlecht gelaunter älterer Offizier. Aber warte nur, bis du es heute Abend siehst.«
    »Cato«, begann Macro in einer Art erschöpfter Verzweiflung, »wenn du einmal ein Meer gesehen hast, hast du alle gesehen. Das Meer hat nichts Besonderes oder auch nur Angenehmes an sich. Schließlich ficken und scheißen die Fische darin. Noch magischer wird’s nicht, wenn es ums Meer geht.«
    Bevor Cato etwas erwidern konnte, befahl der Dekurio, der die Schwadron kommandierte, seinen Männern mit bellender Stimme aufzusitzen, und im Hof der Festung erklangen die Geräusche sich regender Pferde. Hufe schabten über die Steinplatten, als die Reiter sich in ihre Sättel schwangen. Das Leder senkte sich unter dem Gewicht der Soldaten, und die Sattelknäufe bogen sich leicht nach innen, was den Reitern einen sicheren Halt auf ihren Tieren verschaffte. Die beiden Centurionen brachen ihre Unterhaltung ab, schwangen sich einigermaßen unelegant auf ihre Pferde und lenkten ihre Tiere in die Mitte der Kolonne. Florianus hatte ihnen erklärt, dies sei die sicherste Position, bis die Stadtmauern Jerusalems hinter ihnen lägen; danach könnten sie zu Symeon und dem Dekurio vorrücken, die an der Spitze ritten. Macro war nicht besonders glücklich über diese Vorsichtsmaßnahme.
    »Ich mag es nicht, wenn man sich wie eine Amme um mich kümmert«, grummelte er.
    »Besser, als umgebracht zu werden«, erwiderte Cato.
    »Sollen sie’s doch versuchen.«
    Der Dekurio drehte sich zu seiner Schwadron um, sah, dass die Männer bereit waren, und hob seinen Arm.
    »Kolonne, vorrücken!« Er schwang den Arm in Richtung Tor, und die Wachposten unter dem großen Torbogen traten zur Seite, als sich die Kolonne mit klappernden Hufen in Bewegung setzte und in die Straße einbog, die entlang der Nordseite des Tempelkomplexes hinab zum Kidron-Tor führte. Als sie aus dem Schatten des Tores auftauchten, blinzelte Cato im Sonnenlicht, das ihm direkt in die Augen schien. Sie hatten einen Fehler begangen, wie ihm sofort klar wurde. Er und die Männer wären von der Sonne geblendet, falls die Sikarier sie auf dieser Straße angreifen würden, und unter noch heftigerem Blinzeln als zuvor suchte er die Gebäude ab, die dicht an dicht zu beiden Seiten der Straße standen. Aber noch regte sich hier kaum jemand; es waren nur ein paar Frühaufsteher unterwegs. Einige Bettler suchten ihre üblichen Plätze auf, und ein räudiger Hund zog schnüffelnd von einem Abfallhaufen zum nächsten, wo er nach Futterresten suchte. Die wenigen Menschen auf der Straße traten beiseite, sobald die Kolonne sich näherte, und starrten ausdruckslos auf die vorüberreitenden Soldaten. Etwas weiter vorne sah Cato, wie Wachsoldaten den Sperrbalken des Stadttores lösten und die schweren hölzernen Torflügel öffneten, die die Stadt schützten. Kurze Zeit darauf ritt die Schwadron ohne Zwischenfälle aus der Stadt und begann dem steilen Abstieg zu folgen, der in das Tal von Kidron

Weitere Kostenlose Bücher