Die Jagd nach dem Meteore
zu lernen, was das Meteor betraf, dessen Entdeckung zwei hochachtbaren Persönlichkeiten der Stadt zu verdanken war.
Übrigens hätten auch sie schließlich vielleicht gleichgültig dieses kosmischen Ereignisses gedacht, das der »Punch« hartnäckig als ein »komisches« bezeichnete, wenn die Journale nicht durch immer durchsichtiger werdende Andeutungen die Rivalität zwischen Mr. Dean Forsyth und Doktor Hudelson verraten hätten. Das brachte sozusagen die Whastonianer auf die Beine. Alle Welt ergriff begierig die Gelegenheit, darüber einen Streit anzufangen, und allmählich begann die Stadt sich in zwei Lager zu teilen.
Inzwischen näherte sich der für die Hochzeit bestimmte Tag. Mrs. Hudelson, Jenny und Loo einerseits und Francis Gordon und Mitz anderseits lebten in immer wachsender Unruhe. Jeden Tag war jetzt bei einer etwaigen Begegnung der beiden Rivalen der Ausbruch offner Streitigkeiten zu erwarten, ebenso wie das Zusammentreffen zweier mit verschiedener Elektrizität geladener Wolken den elektrischen Funken auslöst, der den Donner erzeugt. Sie wußten alle, daß Mr. Dean Forsyth keiner mildern Stimmung zugänglich war, und daß der Ingrimm Mr. Hudelsons nur auf die Gelegenheit zu einer Entladung wartete.
Der Himmel war jetzt meist blau, die Luft klar und auch der Horizont von Whaston frei von Dünsten. Die beiden Astronomen konnten also bequem weitre Beobachtungen anstellen. An Gelegenheit dazu fehlte es ihnen nicht, da die Feuerkugel in vierundzwanzig Stunden mehr als vierzehnmal über dem Horizont erschien und sie jetzt, dank den neuern Angaben der Sternwarten, im voraus wußten, wohin die Fernrohre bei jedem Vorübergange zu richten waren.
Die Bequemlichkeit bei diesen Beobachtungen war freilich eine ebenso ungleiche, wie die Höhe der Feuerkugel über dem Horizont. Die Vorübergänge aber waren ja so zahlreich, daß diese Unbehaglichkeit viel an Bedeutung verlor. Wenn sie auch nicht mathematisch genau über den Zenith von Whaston wegzog, wo man sie durch einen wunderbaren Zufall zuerst entdeckt hatte, so berührte sie diesen praktisch an jedem Tage doch so nahe, daß es ziemlich auf dasselbe hinauskam. Die beiden leidenschaftlichen Astronomen konnten sich tatsächlich berauschen mit der Beobachtung des Meteors, das über ihrem Haupte glänzend und mit einer blendenden Aureole am Himmelsgewölbe hinzog.
Sie verschlangen es auch fast mit dem Blicke, liebkosten es mit den Augen. Jeder gab ihm seinen eignen Namen: die Forsythsche Feuerkugel, die Hudelsonsche Feuerkugel. Sie war ihr Kind, Fleisch von ihrem Fleische; sie gehörte ihnen, wie der Sohn den Eltern… noch mehr: wie das Geschöpf seinem Schöpfer. Ihr Anblick erregte, erhitzte sie. Ihre Beobachtungen und Hypothesen, die sie aus dem Gange des Meteors ableiteten, übermittelten sie, der eine der Sternwarte in Pittsburg, der andre der von Boston, nie aber vergaßen sie dabei, die Priorität der Entdeckung für sich zu beanspruchen.
Bald befriedigte dieser friedliche Wettstreit nicht mehr ihre gegenseitige Erbitterung. Nicht damit zufrieden, durch die Aufhebung aller persönlichen Beziehungen die diplomatische Verbindung abgebrochen zu haben. verlangte es sie nach offnem Kampfe, nach einer Kriegserklärung.
Eines Tages erschien da im »Whaston Standard« eine ziemlich anzügliche, den Doktor Hudelson betreffende Notiz, die man dem Mr. Dean Forsyth zuschrieb. Sie sagte, daß gewisse Leute doch gar zu gute Augen hätten, wenn sie durch die Gläser eines andern guckten und da nur zu leicht wahrnähmen, was andre schon gesehen hatten.
In einer Antwort auf diese Notiz, die am nächsten Tage im »Whaston Evening« erschien, wurde ausgesprochen, was die Gläser beträfe, so gäbe es solche, die nicht genug gereinigt wären, deren Objektive noch kleine Flecke hätten, die für Meteore anzusehen gerade nicht von großer Geschicklichkeit spräche.
Gleichzeitig brachte der »Punch« eine sehr gelungene Karikatur der beiden Rivalen, die, mit ungeheuern Flügeln ausgestattet, in der Schnelligkeit, ihr Meteor zu erhaschen, wetteiferten, während dieses, dargestellt durch einen Zebrakopf, ihnen die Zunge herausstreckte.
Obgleich sich nun durch diese Artikel und die verletzenden Andeutungen die Uneinigkeit der beiden Gegner noch von Tag zu Tag verschärfte, hatten diese bisher keine Gelegenheit, sich zu der Frage bezüglich der Hochzeit zu äußern. Wenn sie nicht davon sprachen, so ließen sie doch den Dingen ihren Lauf und nichts berechtigte
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