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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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anzunehmen, daß Francis Gordon und Jenny nicht an dem dafür bestimmten Tage durch vereinigt würden.
     
    Das gold’ne Band,
    Das nur zerreißt
    Einst durch des Todes Hand,
     
    In den letzten Apriltagen ereignete sich kein Zwischenfall. Wenn sich die Lage nicht weiter verschlimmerte, so besserte sie sich doch auch nicht. Beim Essen erwähnte Mr. Hudelson das Meteor niemals, und Miß Loo, die auf Geheiß der Mutter schwieg, war rein wütend, es nicht so behandeln zu können, wie dieser Störenfried es verdiente. Wenn man nur sah, wie sie ihr Kotelett zerschnitt, konnte man schon verstehen, daß sie an die Feuerkugel dachte und diese gern in so winzige Teilchen zerstückelt hätte, daß ihre Spur nicht wiederzufinden gewesen wäre. Jenny bemühte sich gar nicht, ihre Niedergeschlagenheit zu verbergen, die der Doktor scheinbar nicht bemerken wollte; vielleicht, denn es gingen ihm zu viele astronomische Fragen im Kopfe herum, bemerkte er sie auch wirklich nicht.
    Natürlich erschien jetzt Francis Gordon nie bei den Mahlzeiten. Alles, was er sich erlaubte, war sein täglicher Besuch, wenn der Doktor sich in seinem Wartturme eingeschlossen hatte.
    Im Hause der Elisabethstraße ging es beim Essen auch nicht gemütlicher her. Mr. Dean Forsyth sprach kaum ein Wort, und wenn er sich einmal an Mitz wendete, so antwortete diese nur mit einem Ja oder Nein, das ebenso trocken erschien wie jetzt das Wetter draußen.
    Ein einziges Mal, am 28. April nach dem Frühstück, sagte Mr. Dean Forsyth, als er sich eben vom Tische erhob, zu seinem Neffen:
    »Gehst du denn noch immer zu den Hudelsons?
    – Gewiß, lieber Onkel, antwortete Francis bestimmten Tones.
    – Warum sollte er denn nicht zu den Hudelsons gehen? fragte Mitz etwas bissig.
    – Ich rede nicht mit dir, Mitz! wies sie Mr. Forsyth zurecht.
    – Aber ich antworte Ihnen. Ein Hund bellt auch vor einem Bischof.«
    Mr. Forsyth zuckte die Achseln und wendete sich wieder an Francis.
    »Ich habe Ihnen auch schon geantwortet, Onkel, sagte dieser. Ja, ich gehe jeden Tag dorthin.
    – Nach allem, was der Doktor mir angetan hat! rief Mr. Dean Forsyth.
    – Was hat er Ihnen denn getan?
    – Er hat sich zu entdecken unterstanden…
    – Was Sie selbst entdeckt hatten, und was zu entdecken jedermann das Recht hatte. Um was in aller Welt handelt es sich denn…? Um eine Feuerkugel, wie deren Tausende bei Whaston vorüberfliegen.
    – Du verlierst deine Zeit, mein Söhnchen. Du siehst ja, daß dein Onkel ganz versessen ist auf seinen Kiesel, von dem er doch nicht mehr Wesens machen sollte, wie von dem Prellstein an unserem Hause.«
    So drückte sich Mitz in ihrer derben Sprechweise aus. Und Mr. Dean Forsyth, den diese Sprache noch mehr reizte, zu einem Manne machte, der sich nicht mehr zu beherrschen weiß, polterte in seiner Wut hervor:
     

    Niemals ist ein Fürst oder eine Fürstin so leidenschaftlich lorgnettiert worden. (S. 95.)
     
    »Schön, Francis! Doch ich, ich verbiete dir hiermit, noch weiter einen Fuß auf die Schwelle des Doktors zu setzen!
    – Ich bedaure, Ihnen da nicht gehorchen zu können, erklärte Francis Gordon, der seine Ruhe, so empörte ihn ein solches Verlangen, nur mit Mühe bewahrte. Ich sage Ihnen im voraus, ich gebe doch dahin.
    – Ja ja, er wird gehen, rief die alte Mitz, und wenn Sie uns auch zu Stücken zerhackten.«
    Mr. Forsyth widmete dieser furchtlosen Erklärung keine Antwort.
    »Du bestehst also auf deinem Vorhaben? fragte er den Neffen.
    – Ja, lieber Onkel, bestätigte dieser.
    – Und du gedenkst noch immer, die Tochter dieses Diebes zu heiraten?
    – Gewiß; davon wird mich nichts in der Welt abhalten.
    – Nun, das werden wir ja sehen!«
    Nach diesen Worten, den ersten, die darauf hinwiesen, daß er sich der Heirat widersetzen wollte, verließ Forsyth das Zimmer und wandte sich nach der Turmtreppe, deren Tür er krachend hinter sich zuschlug.
    Daß Francis Gordon entschlossen war, die Familie Hudelson wie gewöhnlich aufzusuchen, unterlag ja keiner Frage. Wie aber, wenn ihm, nach dem Beispiele Mr. Dean Forsyths, auch der Doktor sein Haus verbot? Ließ sich nicht alles befürchten von den zwei Feinden, die durch gegenseitige Eifersucht, durch den Haß der Erfinder, diesem schlimmsten Hasse, geblendet waren?
    Welche Mühe hatte Francis Gordon heute, seine Traurigkeit zu verbergen’ als er sich wieder bei Mrs. Hudelson und ihren beiden Töchtern befand! Von dem peinlichen Auftritt zu Hause wollte er hier nicht sprechen. Wozu auch noch die

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