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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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feststehenden Gesetzen gehorchte, lag kein Hindernis vor, seine Elemente zu berechnen. Damit beschäftigte man sich mehr oder weniger auch überall, doch nirgends mit solchem Eifer wie in Whaston. Zur rechnerischen Lösung dieses Problems bedurfte es freilich noch einiger weitrer guter Beobachtungen.

    Das erste, was achtundvierzig Stunden später bestimmt war – doch von Mathematikern, die weder Dean Forsyth noch Hudelson hießen – war die Bahn der Feuerkugel.
    Diese Bahn verlief genau von Norden nach Süden. Die von Mr. Dean Forsyth in seinem Schreiben an das Pittsburger Observatorium erwähnte kleine Abweichung von 3°31’ war nur eine scheinbare und erklärte sich durch die Achsendrehung der Erde.
    Vierhundert Kilometer trennten die Feuerkugel von der Erdoberfläche, und deren erstaunliche Geschwindigkeit betrug nicht weniger als sechstausendneunhundertsiebenundsechzig Meter in der Sekunde. Sie vollendete demnach ihren Kreislauf um die Erde in einer Stunde einundvierzig Minuten und einundvierzig dreiundvierzig Hundertstel Sekunden, woraus sich, nach Angabe von Fachmännern, schließen ließ, daß sie vor Ablauf von hundertvier Jahren hundertsechsundsiebzig Tagen und zweiundzwanzig Stunden nicht wieder über den Zenith von Whaston hinfliegen werde.
    Eine glückliche Vorhersage, geeignet zur Beruhigung der Einwohner der Stadt, die sich so sehr vor dem Herabstürzen des unheilschwangern Asteroids fürchteten. Wenn es noch herunterfiel, so würde es wenigstens nicht auf sie sein.
    »Doch welche Wahrscheinlichkeit liegt für ein Niederfallen vor? fragte der ›Whaston Morning‹. An die Begegnung eines Hindernisses auf seiner Bahn war doch kaum zu denken, ebensowenig, daß es durch sonst etwas in seinem Kreislauf gestört werden könnte.«
    Hieran war ja nicht zu zweifeln.
    »Sicherlich, bemerkte der ›Whaston Evening‹, gibt es Aerolithen, die niedergefallen sind, und auch jetzt ist das nicht ausgeschlossen. Diese aber, meist von geringer Masse, schweifen im Weltraum umher und fallen nur auf die Erde, wenn sie sich beim Vorübergange in den Bereich ihrer Anziehungskraft verirren.«
    Diese Erklärung war ja richtig und sie erschien nicht anwendbar auf die in Frage stehende Feuerkugel mit ihrer so regelmäßigen Bewegung, so daß ihr Niederfallen ebensowenig zu befürchten war wie etwa das des Mondes.
    Nachdem das festgestellt war, galt es jedoch, noch mehrere Punkte aufzuklären, ehe man sich bezüglich dieses Asteroiden, der einen zweiten Satelliten der Erbe bildete, für vollständig unterrichtet halten durfte.
    Welche war seine Größe, seine Masse und seine Natur?
    Auf die erste Frage antwortete der »Whaston Standard« mit folgendem:
    »Nach der Höhe. in der sie sich befand und nach ihrer scheinbaren Größe muß der Durchmesser der Feuerkugel über fünfhundert Meter betragen, das geht wenigstens aus den bisherigen Berechnungen hervor. Es ist dagegen noch nicht möglich gewesen, ihre Natur zu bestimmen. Was sie – unter der Voraussetzung, daß man über genügend mächtige Instrumente verfügt – erkennbar macht, beruht darauf, daß die Feuerkugel mit sehr hellem Glanze leuchtet, was jedenfalls von ihrer Reibung an der Atmosphäre herrührt, obgleich die Dichtigkeit der Luft in einer solchen Höhe nur sehr gering sein kann. Besteht das Meteor nun bloß in einer Anhäufung gasartiger Körper? Oder hat es vielleicht einen festen Kern mit einer leuchtenden Hülle?… Wie groß und von welcher Art ist dann dieser Kern? Das weiß man nicht und wird es auch nie erfahren.
    Alles in allem hat diese Feuerkugel weder bezüglich ihrer Größe noch ihrer Geschwindigkeit etwas Außergewöhnliches an sich. Ihre einzige Eigentümlichkeit besteht darin, daß sie eine geschlossene Bahn beschreibt. Seit wie langer Zeit aber schwebt sie nun schon um unsre Erde? Das könnten auch die patentierten Astronomen nicht sagen, schon weil diese sie niemals vor ihren offiziellen Teleskopen gehabt hätten ohne unsre zwei Mitbürger Mr. Dean Forsyth und Doktor Hudelson, denen der Ruhm für diese schöne Entdeckung vorbehalten war.«
    An alledem war, wie der »Whaston Standard« zutreffend bemerkte, nichts Besonders, außer vielleicht die Sprachgewandtheit seines Redakteurs. Die gelehrte Welt beschäftigte sich auch keineswegs auffallend mehr mit dem, was das schätzbare Journal so tief erregte, und die unwissende Welt nahm an der ganzen Sache nur ein sehr schwaches Interesse.
    Nur die Bewohner von Whaston waren begierig, alles kennen

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