Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
– eines Mannes, den… kurz, eines Mannes, dessen Name ich nicht über die Zunge bringe, überhaupt reizend sein kann.
    – Das ist denn doch gar zu arg! platzte Mitz hervor und band ihre Schürze ab, als ob sie sich dieser als Waffe bedienen wollte.
    – Halt nur, halt, Mitz!« murmelte ihr Herr, etwas beunruhigt wegen ihrer drohenden Haltung.
    Die alte Dienerin schwang ihre Schürze, deren Band bis zur Erde hinabfiel.
    »Nein, das ist noch nicht dagewesen! erklärte sie. Nach fünfzigjährigem Dienste möchte ich aber lieber in einem Winkel verfaulen wie ein toller Hund als länger bei einem Manne zu bleiben, der sein eigen Fleisch und Bein zerreißt! Ich bin nur eine arme dienende Person, aber ein Herz hab’ ich doch, Herr Forsyth, ja, das hab’ ich!
    – Aber ich bitte dich, Mitz, erwiderte Mr. Dean Forsyth betroffen, du weißt wohl gar nicht, was er mir angetan hat, dieser Hudelson?
    – Nun, was hat er Ihnen denn getan?
    – Er hat mich bestohlen!
    – Ich dächte gar!
    – Jawohl, bestohlen! Ganz abscheulich bestohlen!
    – So? Und was hat er Ihnen denn gestohlen? Ihre Uhr… Ihre Börse… etwa Ihr Taschentuch?…
    – Meinen Boliden!
    – Ach, immer Ihren kostbaren Boliden! rief die alte Dienerin mit ironischem und Mr. Forsyth aufs tiefste verletzendem Hohnlächeln. Es ist ja schon lange, daß man nicht mehr von dem berühmten Auswürfling gesprochen hat.
    Das verstehe der liebe Himmel, wie man wegen eines solchen umherschlendernden Dinges in einen solchen Zwiespalt geraten kann! Gehört denn Ihr Bolid Ihnen mehr als Herrn Hudelson? Haben Sie vielleicht Ihren Namen darauf gestempelt? Gehört der denn nicht der ganzen Welt, dem ersten besten, auch mir, selbst meinem Hunde, wenn ich einen hätte, was Gott sei Dank nicht der Fall ist? Sollten Sie ihn vielleicht für Ihr Geld gekauft haben oder wäre er Ihnen durch Erbschaft zugefallen?
    – Mitz, nun ist’s genug! polterte Mr. Forsyth, der sich nicht mehr bezähmen konnte, heraus.
    – Ach was, Mitz hin, Mitz her! rief die alte Dienerin, der immer mehr die Galle überlief. Man muß doch wahrlich so dumm sein wie Saturn, sich wegen eines solchen Steinklumpens, den kein Mensch wieder zu Gesicht bekommt, mit einem alten Freunde zu überwerfen!
    – Schweig’ nun, schweige! befahl der bis ins Herz getroffene Astronom.
    – Nein, Herr Forsyth, ich werde nicht schweigen, und wenn Sie auch noch Ihr Beta, Freund Krone, zu Hilfe rufen.
    – Beta Omikron! Immer schöner!
    – Ja, auch Beta wird mir nicht den Mund verschließen… ebensowenig wie unser Präsident den Erzengel, der vom Allmächtigen zur Verkündung des Endes der Welt herunterkäme, zum Schweigen verurteilen könnte!«
    Mr. Dean Forsyth fühlte sich durch diese schreckliche Phase wie vor den Kopf geschlagen; hatte sein Kehlkopf sich so zusammengeschnürt, daß er kein Wort mehr hindurchließ, seine Stimmritze so, daß sie keinen Laut mehr hervorbringen konnte?
    Gewiß ist es jedenfalls, daß es ihm nicht gelang zu antworten. Hätte er auch in überschäumender Wut seine treue, aber streitbare Mitz an die Tür schleudern wollen, es wäre ihm doch unmöglich gewesen, das hergebrachte »Hinaus!… Im Augenblick hinaus! Komm’ mir nicht mehr vor die Augen!« herauszustoßen.
    Mitz hätte ihm übrigens auch dann nicht gehorcht. Nach fünfzigjährigen Diensten läuft eine Dienerin wegen eines unheilbringenden Meteors nicht von dem Herrn fort, den sie hat zur Welt kommen sehen.
    Es war jedoch Zeit, daß dieser Auftritt ein Ende nahm. Das Wetter klärte sich plötzlich auf, durch die Scheiben des nach dem Garten gelegenen Fensters drang ein heller Lichtstrahl ins Zimmer.
    In diesem Augenblick, das war Mr. Dean Forsyths erster Gedanke, befand sich der Doktor Hudelson gewiß schon auf seinem Wartturm. Er sah fast seinen Rivalen, der diese Aufhellung ausnützte und mit dem Auge am Okular seines Teleskops die Tiefen des Himmels absuchte.
     

    Nun, er wird warten. (S. 77.)
     
    Da konnte er sich nicht länger halten. Der Lichtstrahl wirkte auf ihn wie auf einen gasgefüllten Ballon. Er schwoll auf, verstärkte seine Auftriebskraft und zwang ihn, in die Luft emporzusteigen. Mr. Dean Forsyth warf – um im Bilde zu bleiben – wie Ballast allen in ihm aufgespeicherten Zorn von sich und wandte sich der Tür zu. Leider stand Mitz vor dieser und schien gar nicht geneigt, ihn hindurchzulassen. Sollte er sich nun gar genötigt sehen, sie am Arme zu packen, einen Ringkampf mit ihr zu beginnen und vielleicht noch Omikron

Weitere Kostenlose Bücher