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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Unruhe der Familie vermehren, da er ja fest entschlossen war, den Weisungen seines Onkels nicht zu folgen, wenn dieser auch ferner darauf bestände.
    Hätte es denn wirklich ein vernunftbegabtes Wesen begreifen können, daß die Vereinigung zweier Verlobter wegen einer Feuerkugel verhindert oder mindestens verzögert werden könnte? Selbst wenn Mr. Dean Forsyth und der Doktor Hudelson sich weigerten, bei der Trauung einander gegenüber zu treten, gut, so würde man auch ohne sie auskommen. Ihre Anwesenheit war ja nicht unumgänglich nötig, wenn sie nur ihre Zustimmung nicht verweigerten. Das galt vor allem von dem Doktor, denn während Francis Gordon nur der Neffe seines Onkels war, war Jenny ja die Tochter ihres Vaters und hätte sich gegen seinen Willen nicht verheiraten können.
    Wollten die beiden Wütenden einander aber erst nachher »auffressen«, so hätte das den Reverend O’Garth gewiß nicht verhindert, seines Amtes in der Saint-Andrewkirche zu walten.
    Wie zur Rechtfertigung dieses optimistischen Gedankenganges verliefen noch einige Tage ohne weitre Veränderung der Lage. Das Wetter blieb immer schön, und kaum jemals war der Himmel Whastons so dauernd heiter gewesen. Außer einem leichten Bodennebel am Morgen und am Abend, der sich nach dem Aufgange und dem Untergange der Sonne zerstreute, trübte kein Wölkchen die Reinheit der Atmosphäre, durch die die Feuerkugel ihre regelmäßige Bahn zog.
    Wir brauchen wohl nicht zu versichern, daß die Herren Forsyth und Hudelson sie auch jetzt mit den Blicken verschlangen, daß sie die Arme ausstreckten, wie um sie zu packen, ja daß sie das Meteor gleichsam einzuatmen suchten. Gewiß wäre es besser gewesen, wenn dieses sich hinter einer dicken Wolkenschicht verborgen hätte, da sein Anblick die beiden Gegner nur noch mehr erregte. Ehe Mitz zu Bett ging, drohte sie auch jeden Abend dem Himmel mit geballter Faust. Vergeblich. Das Meteor verfolgte immer seinen leuchtenden Bogen am sternbesäten Firmamente.
    Was die Sachlage weiter zu verschlimmern anfing, war die jeden Tag deutlicher hervortretende Einmischung der Allgemeinheit in diese private Streitigkeit. Entweder nur lebhaft oder geradezu mit Feuereifer nahmen die Tageszeitungen für Dean Forsyth oder für Hudelson Partei. Indifferent blieb keine einzige. Obgleich von einer Frage der Priorität ja kaum noch die Rede sein konnte, wollte doch niemand von deren Erörterung ablassen. Von der Höhe des Turmes und der Warte reichte der Streit hinunter bis in die Bureaux der Redaktionen und drohte überall ernste Verwicklungen hervorzurufen. Bereits forderte man zu öffentlichen Versammlungen auf, wo über die Sache verhandelt werden sollte, und da würde es bei dem ungestümen Charakter der Bürger des freien Amerikas gewiß zu heftigen Auseinandersetzungen kommen.
    Mrs. Hudelson und Jenny fühlten sich wegen dieser allgemeinen Erregung recht beunruhigt. Loo bemühte sich vergebens, ihrer Mutter, und Francis ebenso vergebens, seiner Verlobten gut zuzureden. Es ließ sich nicht verheimlichen, daß die beiden Rivalen unter dem Einflusse der bedauerlichen Hetzereien immer mehr in Hitze gerieten. Man stritt erbittert über die – falschen oder wahren – Auslassungen des Mr. Dean Forsyth und ebenso über die glaubhaften oder unglaubhaften Worte, die Mr. Hudelson geäußert haben sollte, und von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde gestaltete sich die Lage bedrohlicher.
    Unter diesen Verhältnissen ertönte plötzlich ein Donnerschlag, der sozusagen in der ganzen Welt seinen Widerhall fand.
    War das Meteor vielleicht explodiert und hatte alle Echos des Himmelsgewölbes wachgerufen?
    O nein! Es handelte sich einfach um eine Nachricht von besonderer Art, die der Telegraph und das Telephon mit elektrischer Geschwindigkeit in allen Republiken und Königreichen der Alten und der Neuen Welt verbreiteten.
    Diese Nachricht kam aber nicht von der Warte des Mr. Hudelson oder vom Turme Dean Forsyths her; ebensowenig stammte sie aus einer der Sternwarten in Pittsburg, Boston oder Cincinnati. Diesmal war es die Pariser Sternwarte, die das Aufsehen der ganzen zivilisierten Welt dadurch erregte, daß sie der »Presse« folgende Mitteilung geliefert hatte:
    »Die Feuerkugel, die der Aufmerksamkeit der Observatorien in Cincinnati und Pittsburg von zwei angesehenen Bürgern der Stadt Whaston (Staat Virginien) empfohlen worden war und die ihren Kreislauf um die Erdkugel bisher vollkommen regelmäßig einzuhalten scheint, ist auf allen

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