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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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derselben, wo er am Tage vorher den Papierhaufen, der früher das Fernrohr bedeckte, mit so bemerkenswerter Sicherheit auf die Seite geschoben hatte. Heute mußte er nun die entgegengesetzte Operation vornehmen. Xirdal zwängte also den Arm unter den Papierhaufen und schob ihn mit sicherer Hand wieder nach seiner früheren Stelle.
    Durch dieses zweite »Aufräumen« kam ein schwärzlicher Kasten zum Vorschein, den Zephyrin Xirdal ohne Anstrengung aufhob und mitten im Zimmer einem Fenster gegenüber niedersetzte.
    An diesem Kasten, einem einfachen würfelförmigen und dunkel angestrichenen Behälter, war nichts Besondres zu sehen. Darin befand sich in einer Reihe von Glasgefäßen eine Anzahl Drahtspulen, deren Ende je zwei zu zwei mit immer dünneren Kupferdrähten verbunden waren. Über dem Kasten freistehend sah man auf einem Zapfen im Brennpunkte eines Metallspiegels noch ein doppeltspindelförmiges Glasgefäß, das mit den andern keine leitende Verbindung hatte.
    Mit Hilfe sehr seiner Instrumente stellte Zephyrin Xirdal den Metallspiegel genau in der Richtung ein, die ihm seine Berechnungen in der vorigen Nacht angegeben hatten, und nachdem er sich überzeugt hatte, daß alles in Ordnung war, legte er unten in den Kasten noch ein Röhrchen, das einen hellen Glanz ausstrahlte. Dabei sprach er immer für sich hin, doch so, als ob er mit seiner Beredsamkeit die Bewunderung eines großen Zuhörerkreises hervorlocken wollte.
    »Das hier, meine Herren, ist Xirdalium, ein Körper, der hunderttausendmal so radioaktiv ist wie Radium. Unter uns maß ich allerdings gestehen, daß ich mich dessen hier nur bediene, um etwas fürs Auge zu bieten. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß es ganz unnütz wäre; die Erde strahlt aber selbst so viel Energie aus, daß es im Grunde überflüssig ist, dieser noch eine Kleinigkeit davon hinzuzufügen. Ein Sandkörnchen im Meer! Immerhin erscheint mir eine kleine sichtbare Zugabe bei der Vorführung eines solchen Versuchs nicht unangebracht.«
    Während er so sprach, hatte er den Kasten wieder geschlossen, den er durch zwei Kabel mit einer auf einem Wandbrette stehenden galvamschen Batterie verband.
    »Die neutral-helikoidalen Ströme, meine Herren, fuhr er fort, haben natürlich, eben weil sie neutral sind, die Eigenschaft, alle Körper ohne Ausnahme abzustoßen, ob diese nun mehr oder weniger elektrisiert sind oder nicht. Anderseits nehmen sie infolge ihrer helikoidalen Natur selbst sozusagen eine helikoidale Gestalt an, das muß ja jedes Kind einsehen. Es war übrigens ein reiner Zufall, daß ich sie entdeckt habe. Im Leben ist doch alles zu etwas gut!«
    Nach Schließung des elektrischen Stromes wurde ein schwaches Schwirren in dem Kasten hörbar und aus dem Glase auf dem Zapfen strahlte ein bläuliches Licht. Fast gleichzeitig geriet das Glas in eine drehende Bewegung, die, anfänglich langsam, von Sekunde zu Sekunde schneller wurde, um schließlich eine schwindelerregende Geschwindigkeit anzunehmen.
    Zephyrin Xirdal betrachtete einige Augenblicke den im tollen Tanze sich drehenden Glasbecher, dann verlor sich, in einer der Achse des Metallspiegels parallelen Richtung, sein Blick im Weltraume.
    Bei oberflächlicher Betrachtung schien die Tätigkeit jenes Mechanismus keine bemerkbaren materiellen Folgen zu haben. Einem aufmerksamen Beobachter wäre aber eine Erscheinung aufgefallen, die, wenn sie sich auch nur schwach zeigte, doch nicht wenig eigentümlich war. In der Luft schwebende Staubteilchen, die mit den Rändern des Metallspiegels in Berührung gekommen waren, schienen sich nicht mehr aus dieser Grenzlinie entfernen zu können und wirbelten heftig, als stießen sie gegen ein unsichtbares Hindernis, im Kreise herum. Zusammen bildete dieser Staub einen abgestumpften Kegel, dessen Grundfläche auf der Umfangslinie des Spiegels lag. Zwei bis drei Meter über dem Apparate verwandelte sich der aus unsichtbaren kreisenden Teilchen bestehende Kegel zu einem Zylinder von einigen Zentimetern Durchmesser, und dieser Zylinder erhielt sich draußen, trotz ziemlich frischen Windes, unverändert bis dahin, wo er in der Ferne für das Auge verschwand.
    »Ich habe die Ehre, meine Herren, Ihnen zu melden, daß alles nach Wunsch geht,« erklärte Zephyrin Xirdal, während er sich auf seinen einzigen Stuhl setzte und eine sorgsam gestopfte Pfeife anzündete.
    Eine halbe Stunde später hielt er seine Maschine an, die er aber am nämlichen Tage und an den folgenden Tagen wiederholt in Tätigkeit

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