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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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allein?
    – Ja, augenblicklich allein.«
    Zephyrin Xirdal öffnete eine gepolsterte Tür und betrat das Privatkabinett des Bankiers.
    »Sieh, sieh! Bist du es wirklich? fragte Herr Lecoeur halb maschinenmäßig, als er seinen Pseudo-Neffen erscheinen sah.
    – Da ich mit Fleisch und Blut hier stehe, antwortete Zephyrin Xirdal, möchte ich behaupten. daß diese Frage recht müßig ist und eine Antwort darauf überflüssig wäre.«
    Lecoeur kannte schon die Schrullen seines Patenkindes, das er mit Recht für etwas verschroben, doch nach gewissen Seiten für genial ansah, und begann über diese Rede herzlich zu lachen.
    »Ja ja! erkannte er gutmütig an, doch ein einfaches Ja! wäre viel kürzer gewesen. Darf ich nun fragen, was der Zweck deines Besuchs ist?«
    »Ja, das dürfen Sie, denn…
    – Unnütz! unterbrach ihn Lecoeur. Meine zweite Frage ist ebenso überflüssig wie die erste, denn eine lange Erfahrung hat mich gelehrt, daß ich dich nur zu sehen bekomme, wenn du Geld brauchst.
    – O! warf da Zephyrin Xirdal ein, sind Sie denn nicht mein Bankier?
    – Ganz recht, räumte Herr Lecoeur ein, du aber, du bist ein recht sonderbarer Kunde. Würdest du mir gestatten, dir in dieser Beziehung einen Rat zu erteilen?
    – Gern, wenn Ihnen das ein Vergnügen macht.
    – Dieser Rat geht dahin, etwas weniger ökonomisch zu sein. Bedenke doch, deine Eltern haben dir eine Jahresrente von fünfzehntausend Francs hinterlassen, und du bringst es kaum dazu, viertausend davon auszugeben.
    – Bah! machte Xirdal scheinbar sehr erstaunt über diese Bemerkung, die er heute übrigens wenigstens zum zwanzigstenmal hörte.
    – Ja ja, so ist es; deine Zinsen häufen sich immer mehr an. Ich weiß zwar nicht, wie dein Konto bei mir heute steht, doch hunderttausend Francs wird dein zugewachsenes Guthaben auf jeden Fall betragen. Wozu soll nun dieses ganze Geld dienen?
    – Hm, diese Frage werd’ ich einmal studieren, versicherte Zephyrin Xirdal mit größtem Ernste. Übrigens… nun ja, wenn Ihnen mein Geld eine Last ist, können Sie sich ihrer ja entledigen.
    – Wie denn?
    – Es herauszugeben.
    – Und an wen?
    – An wen… das ist gleichgültig. Glauben Sie, daß ich mir darüber den Kopf zerbrechen soll?«
    Herr Lecoeur zuckte die Schultern.
    »Nun kurz, wieviel brauchst du heute? fragte er. Zweihundert Francs, wie gewöhnlich?
    – Nein, zehntausend Francs, antwortete Zephyrin Xirdal.
    – Zehntausend Francs! wiederholte Herr Lecoeur erstaunt. Sapperment, das ist etwas Neues! Was willst du denn mit zehntausend Francs anfangen?
    – Eine Reise will ich machen.
    – Vortrefflicher Gedanke! Und nach welchem Lande?
    – Das weiß ich noch nicht,« erklärte Zephyrin Xirdal.
    Sehr belustigt sah Herr Lecoeur seinen Paten und Kunden spöttisch lächelnd an.
    »Das wird gewiß ein schönes Land sein, sagte er ernst. Hier… hier sind deine zehntausend Francs. Ist das alles, was du wünschest?
    – Nein, erwiderte Zephyrin Xirdal, ich brauche auch ein Stück Erdboden.
    – Wie… ein Stück Land? rief Lecoeur, der, wie man sagt. aus einer Verwunderung in die andre fiel. Was soll denn das für ein Landstück sein?
    – O, eins wie alle die andern Terrains, etwa zwei, drei Quadratkilometer groß.
    – Das wäre ja ein kleines Gebiet, lautete Lecoeurs Antwort, und dann setzte er scherzend hinzu: Etwa den Boulevard des Italiens?
    – Nein, entgegnete Zephyrin Xirdal, überhaupt nicht in Frankreich.
    – Wo denn dann?… So sprich doch!
    – Ja, das weiß ich ja selbst noch nicht,« sagte Zephyrin Xirdal, ohne sich im geringsten aufzuregen, zum zweitenmale.
    Herr Lecoeur konnte nur mit Mühe seine Lachlust unterdrücken.
    »Na, dann hast du ja wenigstens noch die Wahl frei, bemerkte er. Doch sage mir, lieber Zephyrin, ist’s mit dir augenblicklich vielleicht nicht ganz richtig?… Ist das nicht etwas sinnlos?
    – O, ich habe ein Geschäft vor, erklärte Zephyrin Xirdal, während seine Stirn sich in Falten legte.
    – Ein Geschäft!« rief Lecoeur aufs höchste erstaunt.
    Daß dieser Traumhans an ein Geschäft dachte, war doch wirklich geeignet zu verblüffen.
    »Ja, bestätigte Zephyrin Xirdal.
    – Ein bedeutendes?
    – Pah! stieß das Patenkind hervor. Es handelt sich nur um fünf-bis sechstausend Milliarden Francs.«
    Jetzt sah sich Herr Lecoeur seinen Kunden aber wirklich beunruhigt an. Wenn der nicht bloß scherzte, war er entschieden übergeschnappt.
    »Was sagst du? fragte er fast ängstlich.
    – Nun ja, um fünf-bis sechstausend

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