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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dem klassischen Axiom: »Nichts geht verloren und nichts wird neu erschaffen«, behauptet Zephyrin Xirdal, »alles geht verloren und erschafft sich aufs neue«. Die ewig der Vernichtung verfallene Substanz erneuert sich ewig, wenn auch in andrer Form. Jede dieser Veränderungen ist von einer Strahlung von Energie und von einer Zersetzung entsprechender Substanz begleitet. Wenn diese Zersetzung mit unsern Instrumenten und Hilfsmitteln nicht nachweisbar ist, liegt das nur an deren Unvollkommenheit, da eine ungeheure Menge Energie in jedem unwägbaren Stoffteilchen vorhanden ist, was es – wenigstens nach Zephyrin Xirdal – auch erklärt, daß die Gestirne im Verhältnis zu ihrer mäßigen Größe so unendlich weit voneinander entfernt sind.
    Jene nicht nachweisbare Zersetzung oder Vernichtung ist gleichwohl vorhanden. Der Schall, die Wärme, die Elektrizität sind dafür ein indirekter Beweis. Diese Erscheinungen sind solche der strahlenden Materie, und durch sie offenbart sich, wenn auch unter gröberer und halbmaterieller Form, die freigewordene Energie.
    Die reine, gewissermaßen sublimierte Energie kann nur jenseits der materiellen Welten bestehen. Sie umgibt diese Welten wie mit einer Dynamosphäre mit einer deren Masse entsprechenden Dichtigkeit, die um so geringer ist, je weiter man sich von ihrer Oberfläche entfernt. Das Zutagetreten dieser Energie und ihres Strebens nach immer stärkerer Verdichtung, das verstehen wir unter Anziehungskraft.
    Das war die Theorie, die Zephyrin Xirdal dem etwas verdutzten Herrn Lecoeur vortrug.
    »Unter dieser Voraussetzung, schloß Zephyrin Xirdal seine Rede, als ob es sich um die einfachste Sache handelte, genügt es, wenn ich eine kleine Menge Energie frei mache und sie nach einem beliebigen Punkte im Weltraume richte, auf einen Körper in dessen Nähe einzuwirken, vor allem, wenn dieser nicht zu groß und zu massig ist oder selbst über eine beträchtliche Energiemenge verfügt. Das ganze ist eigentlich eine reine Spielerei.
    – Und du hast das Mittel, diese Energie frei zu machen.
    – Ich habe, was auf dasselbe hinauskommt, das Mittel, ihr den Austritt zu eröffnen, indem ich ihr alles aus dem Wege räume, was Substanz, was Materie ist.
    – Ja, dann aber, dann könntest du ja die ganze Himmelsmechanik in Unordnung bringen!« rief Herr Lecoeur.
    Zephyrin Xirdal schien sich von der Ungeheuerlichkeit dieser Hypothese nicht getroffen zu fühlen.
    »Tatsächlich kann, gab er mit bescheidener Einfachheit zu, die Maschine, die ich konstruiert habe, nur weit schwächere Resultate ergeben, sie wird aber ausreichen, auf eine schlimme Feuerkugel von ein paar Tausend Tonnen einen Einfluß auszuüben.
    – Gut, so sei’s denn! sagte Lecoeur, der allmählich wärmer wurde. Wo denkst du aber deine Feuerkugel herunterfallen zu lassen?
    – Auf mein eignes Gebiet.
    – Auf welches Gebiet?
    – Auf das, das Sie mir kaufen werden, wenn ich die noch nötigen Berechnungen abgeschlossen habe. Darüber werde ich Ihnen schreiben. Wohl verstanden, ich werde so viel wie möglich eine fast öde Gegend wählen, wo Grund und Boden fast wertlos ist. Sie werden mit dem Kaufabschlusse freilich einige Schwierigkeiten haben. Ich bin nicht vollständig frei in meiner Wahl, und es wäre möglich, daß das betreffende Land nicht so leicht zugänglich wäre.
    – Das laß nur meine Sorge sein, sagte der Bankier. Für dergleichen Dinge ist ja der Telegraph erfunden. In dieser Hinsicht beunruhige dich also nicht.«
    Mit dieser Zusicherung und zehntausend Francs in Kassenscheinen in der Tasche, kehrte Zephyrin Xirdal mit großen Schritten, wie er gekommen war, nach Hause zurück und, hier kaum eingeschlossen, setzte er sich sofort an den Tisch, der schon vorher in gewohnter Weise mit dem Handrücken von allem, was darauf lag, gesäubert worden war.
    Jetzt machte sich die Arbeitskrise gewaltsam Luft.
    Die ganze Nacht brütete er über seinen Berechnungen, doch als der Morgen graute, war auch die Lösung gefunden. Er hatte die Kraft bestimmt. womit er die Feuerkugel angreifen mußte, ebenso die Stunden, wo das zu geschehen hatte, die Richtung, die ihr zu geben war, und auch den Ort und das Datum für das Niederfallen des Meteors.
    Da ergriff er sogleich die Feder und setzte den Herrn Lecoeur versprochenen Brief auf, lief dann seine sechs Treppen hinunter, steckte das Schreiben in den Briefkasten und eilte in seine Wohnung zurück.
    Nach Abschließung der Tür ging er nach einer Ecke des Zimmers und zwar nach

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