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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Milliarden Francs, wiederholte Zephyrin Xirdal ganz gelassen.
    – Sage mir, bist du auch recht bei Sinnen, Zephyrin? fuhr Lecoeur fort. Weißt du denn nicht, daß es auf der ganzen Erde an Gold nicht den hundertsten Teil dieser Summe gibt?
    – Auf der Erde?… Wohl möglich, sagte Xirdal. Aber anderswo…
    – Anderswo?…
    – Ja, so vierhundert Kilometer von hier grade hinauf.«
    Jetzt ging dem Bankier plötzlich ein Licht auf. Wie sonst jedermann unterrichtet durch die Zeitungen, die dasselbe Thema schon längere Zeit abgehandelt hatten, glaubte er zu verstehen, worum es sich handelte. Er hatte das auch in der Tat verstanden.
    »Du meinst die Feuerkugel? stammelte er, wider Willen etwas erbleichend.
    – Natürlich, die Feuerkugel,« gestand Xirdal-höchst gelassen.
    Wenn ein andrer als sein Pate eine solche Sprache geführt hätte, würde ihn Herr Lecoeur ohne Zweifel sofort haben hinauswerfen lassen. Die Minuten eines Bankiers sind zu kostbar, als daß er sie durch das Anhören des Geschwätzes jedes Verrückten vergeuden könnte. Zephyrin Xirdal war jedoch nicht »jeder«. Daß in seinem Kopfe eine Schraube locker war, das ließ sich ja leider nicht bezweifeln; dieser verletzte Schädel trug aber immerhin ein geniales Gehirn, dem
a priori
nichts unmöglich erschien.
    »Aha, du willst also die Feuerkugel, wie man sagt, ausschlachten? fragte Lecoeur, wobei er seinen Paten scharf ansah.
    – Ja, warum auch nicht? Was ist denn so besondres dabei?
    – Die Feuerkugel schwebt aber, wie du selbst sagst, vierhundert Kilometer über der Erde. Du denkst doch nicht etwa daran, dich so hoch zu erheben?
    – Wozu wäre das nötig, wenn ich sie zum Herunterfallen bringe?
    – Aber das Mittel dazu?…
    – Das hab’ ich schon und das genügt.
    – Du hast es!… Du hast es!… Doch wie willst du auf einen so entfernten Körper einwirken?… Wo würde dazu ein Stützpunkt zu finden sein? Welche Kraft denkst du dir dienstbar zu machen?
    – Es würde zu lange dauern, Ihnen alles das auseinanderzusetzen, und es würde obendrein nutzlos sein, da Sie es doch wohl nicht verständen.
    – Sehr liebenswürdig!« bedankte sich Lecoeur, ohne gerade zu zürnen.
    Auf sein Drängen ließ sich sein Patenkind doch zu einigen kurzen Erklärungen herbei. Der Autor dieser merkwürdigen Geschichte wird sie hier noch mehr kürzen unter der Bemerkung, daß er trotz seiner bekannten Vorliebe für kühne Berechnungen und Pläne doch keineswegs für die hier vorgetragenen interessanten, doch vielleicht zu gewagten Theorien eintreten möchte.
    Für Zephyrin Xirdal ist die Materie nur eine Erscheinung; sie hat keine wirkliche Existenz. Er glaubt das beweisen zu können durch die Unmöglichkeit, ihre letzte Zusammensetzung zu erkennen. Man zerlege sie in Moleküle, Atome, in die winzigsten Partikel, immer bleibt noch ein letzter Rest zurück, der die Lösung des Problems vereitelt, und man müßte ewig von neuem anfangen, bis man endlich ein erstes Prinzip anerkennt, das aber nichts mehr mit Materie, mit einem greifbaren Körper zu tun hat. Dieses erste Prinzip ist immaterieller Natur, es ist die Energie.
    Was ist aber nun wieder die Energie? Zephyrin Xirdal gesteht, das selbst nicht zu wissen. Der Mensch steht mit der Außenwelt nur durch seine Sinne in Verbindung, und die Sinne des Menschen reagieren allein auf Reize aus der Stoffwelt, alles was nicht Materie ist, bleibt ihm unerkennbar. Wenn er auch durch reine Vernunftschlüsse imstande ist, das Vorhandensein einer immateriellen Welt anzuerkennen, ist es ihm wegen Mangels an Vergleichungspunkten doch unmöglich, sich deren Natur klar vorzustellen. So wird es auch so lange bleiben, bis die Menschheit nicht noch neue Sinne bekommen hat, was von vornherein nicht als absurd zu betrachten ist.
    Wie dem aber auch sein mag, die Energie oszilliert, nach Zephyrin Xirdal, immer zwischen zwei Grenzen: zwischen dem absoluten Gleichgewicht, das nur bei deren gleichmäßiger Verteilung im Weltraum erreichbar ist, und der absoluten Konzentration auf einen Punkt, der dann von einer vollkommenen Leere umgeben sein müßte. Da der Weltraum aber unendlich ist, sind diese beiden Grenzen unerreichbar. Daraus folgt, daß die immanente Energie sich im Zustande ewiger Bewegung befindet. Die materiellen Körper absorbieren stets Energie, und da diese Konzentration anderswo eine verhältnismäßige Leere zur Folge hat, strahlt die Materie wieder Energie, die sie gebunden hielt, in den Weltraum aus.
    Im Widerspruche zu

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