Die Jagd nach dem Meteore
leichtherzig veröffentlicht worden sind, ohne vorher der Kontrolle wirklicher Fachgelehrter unterbreitet worden zu sein. An solchen Fachmännern fehlt es ja nicht. Ihre durch Prüfungen und Diplome bestätigten Kenntnisse betätigen sie an zahlreichen offiziellen Observatorien.
Es verdient ja gewiß alle Anerkennung, zuerst einen Himmelskörper wahrgenommen zu haben, der so freundlich war, über das Gesichtsfeld eines nach dem Himmel gerichteten Fernrohrs hinzuziehen. Ein solcher glücklicher Zufall hat aber nicht die Eigenschaft, mit einem Schlage einfache Amateure zu Mathematikern von Beruf zu verwandeln. Wenn man, diese Binsenweisheit verkennend, sich da an Aufgaben heranwagt, deren Lösung eine tiefere Sachkenntnis erfordert, setzt man sich der Gefahr aus, Irrtümer von der Art zu begehen, wie wir sie jetzt zu zerstreuen verpflichtet sind.
Es ist ganz richtig, daß die Feuerkugel, die alle Welt beschäftigt, augenblicklich eine Störung erfahren hat. Die Herren Forsyth und Hudelson haben aber sehr unrecht gehandelt, sich mit einer einzigen Beobachtung zu begnügen und auf dieser unvollkommenen Grundlage Berechnungen aufzustellen, die übrigens selbst nicht fehlerfrei sind. Wenn man sich auch nur an die Störung hält, die die Genannten am Abend des 11. oder am Morgen des 12. Mai beobachtet haben, kommt man schon zu ganz abweichenden Resultaten. Doch noch mehr: Die Störung in der Bewegung der Feuerkugel hat am 11. oder 12. Mai weder angefangen, noch an diesen Tagen aufgehört. Die erste Störung datiert vielmehr vom 10. Mai und ist bis zur Stunde noch nicht abgeschlossen.
Diese Störung oder richtiger diese einander folgenden Störungen haben nun einerseits die Folge gehabt, die Feuerkugel der Erdoberfläche zu nähern, anderseits sie aus ihrer ersten Bahn zu lenken. Am 17. Mai hatte die Entfernung der Feuerkugel von uns um 78 Kilometer abgenommen und die Abweichung aus ihrer Bahn betrug da 55 Bogenminuten.
Diese doppelte Veränderung im Zustande der Dinge ist ferner nicht auf einmal eingetreten. Sie bildet vielmehr eine Summe sehr kleiner Veränderungen, die einander seit dem 10. dieses Monats gefolgt sind.
Bisher ist es unmöglich gewesen, die Ursache der Störung zu ergründen, die die Feuerkugel erlitten hat. Nichts am Himmel erscheint geeignet, sie zu erklären.
Die Nachforschungen hierüber werden noch ununterbrochen fortgesetzt und es ist anzunehmen, daß sie binnen kurzem zum Ziele führen.
Wie dem aber auch sein mag, es war mindestens vorschnell, das Herabfallen dieses Asteroiden anzukündigen und gar noch den Ort und die Zeit seines Falles vorauszubestimmen. Wenn die unbekannte Ursache, die die Feuerkugel beeinflußt, in gleicher Weise fortwirkt, wird diese schließlich allerdings herabstürzen, doch bisher berechtigt uns nichts zu der Behauptung, daß dieser Fall eintreten müsse. Augenblicklich hat ihre Schnelligkeit freilich notwendigerweise zugenommen, da sie einen kleineren Kreislauf beschreibt. Sie würde aber, wenn die Kraft, die ihre Geschwindigkeit gesteigert hat, zu wirken aufhörte, gar keine Veranlassung haben, herunterzufallen.
Im entgegengesetzten Falle würde es, da die bei jedem Vorübergange des Meteors bis heute nachgewiesenen Störungen immer ungleiche gewesen sind und der Wechsel ihrer Intensität keinem bekannten Gesetze zu gehorchen scheint, zwar zulässig sein, das Herabfallen des kleinen Himmelskörpers vorherzusagen, nicht aber den Ort und das Datum dieses Ereignisses zu bestimmen.
Alles in allem kommen wir also zu dem Schlusse: Das Herabfallen der Feuerkugel ist wahrscheinlich, doch keineswegs gewiß. Auf keinen Fall aber ist es in der nächsten Zeit zu erwarten.
Wir empfehlen demnach. sich zu beruhigen gegenüber einem Vorgange, der zunächst hypothetisch bleibt, und wenn er sich verwirklichen sollte, mindestens keine praktischen Folgen haben kann. Wir werden übrigens fortan Sorge tragen, das Publikum durch tägliche Mitteilungen auf dem Laufenden zu erhalten, indem wir von Tag zu Tag über die Weiterentwicklung der Sache berichten werden.«
Ob wohl Mr. Seth Stanfort und Mrs. Arcadia Walker von diesen Auslassungen J. B. K. Lowenthals Kenntnis hatten? Das ist dunkel geblieben. Was dagegen Mr. Dean Forsyth und den Doktor Hudelson betrifft, bekam der erste in Saint Louis im Staate Missouri und der zweite in New York die sie angehende Zurechtweisung des Direktors der Bostoner Sternwarte in die Hand. Von diesem Nasenstüber aber wurden sie so rot, als hätten sie eine
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