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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sekunde ein, als gehorchten sie dem Befehle des vergänglichen Wesens, dessen Scharfblick sie schon im Nebel der Zukunft entdeckt hatte und der im Augenblicke der Erfüllung seiner Vorhersage dann schon Jahrhunderte lang im ewigen Schlummer ruht.
    Wenn die beobachteten Störungen auch abnorm waren, so widersprachen sie doch nicht den Leitsätzen der Wissenschaft, und wenn ihre Ursache unerkannt blieb, haben wir das der Unvollkommenheit unsrer analytischen Methode zuzuschreiben.
    Heute liegt das nicht mehr so. Seit vorgestern, dem 30. Mai, hat der Gang der Feuerkugel neue Störungen erfahren, die mit unsern begründetsten theoretischen Kenntnissen in schreiendem Widerspruche stehen. Damit ist gesagt, daß wir die Hoffnung aufgeben müssen, dafür je eine befriedigende Erklärung zu finden, da die Grundsätze, die das Gewicht von Axiomen hatten und auf denen unsre Berechnungen beruhen. in vorliegendem Fall nicht anwendbar sind.
    Auch der mindestgeschickte Beobachter hat beim zweiten Vorübergang der Feuerkugel, am Nachmittage des 30. Mai, jedenfalls wahrnehmen können, daß diese, statt sich der Erde zu nähern, wie sie es seit dem 10. Mai ohne Unterbrechung getan hatte, im Gegenteil merkbar von uns abgerückt war. Gleichzeitig ist die Abweichung von ihrer Bahn, die seit zwanzig Tagen das Streben zeigte, eine nordost-südwestliche Änderung einzugehen, plötzlich zum Stillstand gekommen.
    Diese unerwartete Erscheinung hatte schon etwas Unverständliches an sich, als man gestern am 31. Mai und beim vierten Vorübergange des Meteors nach Tagesanbruch, konstatieren mußte, daß dessen Kreisbahn wieder genau eine nord-südliche geworden war, während seine Entfernung von der Erde sich seit dem Tage vorher nicht verändert hatte.
    So ist die gegenwärtige Sachlage. Die Wissenschaft ist ohnmächtig, Tatsachen zu erklären, die alle Charaktere mangelnden Zusammenhangs aufweisen würden, wenn in der Natur überhaupt etwas ohne Zusammenhang bestehen oder sich ereignen könnte.
    In unsrer ersten Mitteilung hatten wir ausgesprochen, daß das noch ungewisse Herabfallen der Feuerkugel mindestens als wahrscheinlich zu betrachten sei. Jetzt wagen wir es nicht mehr, uns so zuversichtlich auszusprechen und ziehen es vor, bescheiden unsre Unwissenheit einzugestehen.«
    Und wenn ein Anarchist eine Bombe in die achte vorbereitende Sitzung geschleudert hätte, er würde kaum eine Wirkung erzielt haben, die sich mit der dieser J. B. K. Lowenthal unterzeichneten Mitteilung hätte messen können. Man riß sich um die Zeitungen, die sie brachten und mit Bemerkungen begleiteten, welche mit Ausrufungszeichen gespickt waren. Der ganze Nachmittag verging unter Zwiegesprächen und oft recht nervösem Meinungsaustausch… sehr zum Nachteil der mühsamen Arbeiten der Konferenz.
    An den folgenden Tagen wurde das noch schlimmer. Die einander auf dem Fuße folgenden Mitteilungen J. B. K. Lowenthals wurden immer überraschender.
    Inmitten des so wunderbar geregelten Balletts der Gestirne schien die Feuerkugel, ein einzelner Kavalier ohne Maß und Ziel, einen richtigen Cancan zu tanzen. Bald neigte sich ihre Bahn um drei Grade nach Osten, bald schwankte sie wieder um vier Grade nach Westen zurück. Wenn sie sich bei dem einen Vorübergange der Erde genähert zu haben schien, war sie bei dem nächsten von ihr wieder um mehrere Kilometer weiter entfernt. Das war rein zum Tollwerden!
    Dieser Tollheit verfiel nach und nach auch die Internationale Konferenz. Unsicher über den praktischen Nutzen ihrer Besprechungen, arbeiteten die Diplomaten nur lässig und ohne festen Willen, zu einem Ende zu kommen.
    Inzwischen verfloß die Zeit. Von verschiedenen Himmelsgegenden der Erde strömten die Vertreter aller Nationen Amerika und Washington mit Volldampf entgegen. Viele von ihnen waren schon angekommen, und bald waren ihrer genügend viele, sich, ohne weitere Kollegen abzuwarten, ordnungsmäßig zu konstituieren. Sollten diese dann ein noch ungelöstes Problem vorfinden, von dem nicht einmal der erste Punkt aufgehellt war?
    Die Mitglieder der Vorkonferenz griffen sich jetzt an der Ehre an, und um den Preis einer wütenden Arbeit gelang es ihnen, sich in acht Sondersitzungen über die Liste der Staaten zu einigen, die zu den Sitzungen zugelassen werden sollten. Deren Zahl wurde auf zweiundfünfzig festgesetzt, nämlich fünfundzwanzig für Europa, sechs für Asien, acht für Afrika und siebzehn für Amerika. Darunter waren vierundzwanzig Erbmonarchien (Kaiser-und

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