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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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fünftausendsiebenhundertachtundachtzig Milliarden handelt, würde ich empfehlen, einfach zu teilen.
    – Nimmermehr!«
    Das so bestimmt ablehnende Wort ertönte von allen Seiten. Weder Mister Forsyth noch Mr. Hudelson würde einer Teilung zustimmen. Eine solche hätte ja für jeden beinahe drei Trillionen ergeben… was bedeuten aber drei Trillionen gegenüber einer unbesieglichen Eigenliebe?
    Bei seiner Kenntnis der menschlichen Schwächen wunderte es den Mister Proth nicht im geringsten, daß sein Ratschlag, so weise der auch war, von der Zuhörerschaft einstimmig verworfen wurde.
    Das brachte ihn aber nicht aus der Fassung, und er wartete es ruhig ab, bis der Tumult sich gelegt hatte.
    »Da hier jeder Vergleich unmöglich erscheint, sagte er, als er sich wieder verständlich machen konnte, wird das Gericht seine weitere Entscheidung bekanntgeben.«
    Auf dieses Wort hin wurde es wie durch Zauberschlag mäuschenstill und niemand erlaubte sich, Mr. Proth zu unterbrechen, als dieser einem Schreiber mit ruhiger Stimme folgendes diktierte:
    »Verhandelt am 18. Mai 19..
    – Die Parteien über ihre Erklärungen und Ansprüche abgehört.
    – Was beide da vorzubringen hatten, erschien völlig gleichwertig, auch stützten sie sich dabei auf dieselben Beweisgründe.
    – Da ferner die Entdeckung eines Meteors nicht notwendig die Erwerbung des Eigentumsrechtes an diesem bedeutet, da sich das Gesetz in dieser Beziehung ausschweigt, und da, abgesehen von der Unanwendbarkeit eines Gesetzes, ein analoger Fall in der Rechtsprechung nicht vorliegt,
    – weiter, da die Ausübung eines vermeintlichen Eigentumsrechtes, selbst wenn das begründet wäre, bei den ganz eigentümlichen Nebenumständen der Sache unüberwindlichen Schwierigkeiten begegnen müßte, wodurch eine Entscheidung dann doch nur ein toter Buchstabe bliebe, was, zum großen Schaden der Grundsätze, worauf die zivilisierte Gesellschaft beruht, geeignet wäre, die Achtung vor der Autorität der Gerichte herabzusetzen,
    – erscheint es unumgänglich, in einem so eigenartigen Falle nur mit größter Vorsicht zu handeln.
    – In Erwägung endlich, daß der Klagepunkt, um den es sich handelt, trotz aller Versicherung der Parteien, nur auf einem hypothetischen Ereignis beruht, das ja ebensogut überhaupt nicht eintreten könnte,
    – daß das Meteor ferner ins Meer stürzen könnte, das ja drei Viertel der Erdkugel bedeckt,
    – daß in dem einen wie im andern Falle die ganze Angelegenheit infolge Verschwindens des Streitobjektes in sich zerfiele,
    – beschließt und verkündet das Gericht:
    – die Sache bis zum wirklichen und glaubhaft nachgewiesenen Falle der umstrittenen Feuerkugel auszusetzen.
    – Punktum!« diktierte Mr. Proth, indem er sich vom Stuhle erhob.
    Die Verhandlung war geschlossen.
    Die Zuhörerschaft stand noch im Banne der Erklärungen und weisen »Erwägungen« des Mr. Proth. Es war ja in der Tat leicht möglich, daß die Feuerkugel in den Abgrund des Meeres stürzte, wo man darauf verzichten mußte, sie aufzufischen. Worauf spielte der Richter vorhin aber mit den »unüberwindlichen Schwierigkeiten« an? Was hatten diese geheimnisvollen Worte zu bedeuten?
    Das alles regte zum Nachdenken an, und jedes Nachdenken pflegt ja erregte Geister zu beruhigen.
    Vermutlich dachten Mr. Dean Forsyth und der Doktor Hudelson jetzt doch nicht weiter nach, wenigstens beruhigten sie sich nicht. Im Gegenteil. Von den entgegengesetzten Seiten des Saales her wiesen sie, ihre Parteigänger aufhetzend, einander die Faust.
    »Ich erkenne diesen Gerichtsbeschluß nicht an! rief Mr. Dean Forsyth mit Stentorstimme. Der ist ja geradezu sinnlos!
    – Der Bescheid ist absurd! rief gleichzeitig Mr. Sydney Hudelson.
    – Zu sagen, daß meine Feuerkugel nicht herunterfiele!
    – An dem Absturz meines Meteors zu zweifeln!
    – Und da ich mir nicht Gerechtigkeit verschaffen kann…
    – Und da man mir Gerechtigkeit verweigert…
    – Werd’ ich mein Recht bis zum letzten Ende verteidigen…
    – Bestehe ich auf meinem Anspruche bis zur obersten Instanz. Noch heute aber mache ich mich auf den Weg…
    – Nach Japan! schrie Mr. Dean Forsyth.
    – Nach Patagonien! schrie gleichzeitig der Doktor Hudelson.
    – Hurra!« ertönte es als Echo aus beiden feindlichen Lagern.
    Als alle draußen waren, teilte sich die Menge in zwei Heerhaufen, denen sich nun auch die Neugierigen anschlossen, die im Sitzungssaale keinen Platz bekommen hatten. Da gab es einen argen Tumult. Ausrufe,

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