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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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derbe Ohrfeige erhalten.
    Wie grausam ihre Erniedrigung aber auch war, es blieb nichts andres übrig, als sich zu fügen. Mit einem Gelehrten wie J. B. K. Lowenthal läßt man sich am besten auf keinen Streit ein.
    Mr. Forsyth und Mr. Hudelson ließen die Ohren hängen, als sie nach Whaston umkehrten, der eine unter Aufopferung seines bis San Francisco bezahlten Billetts, der andre, indem er den Preis für seine bis Buenos-Ayres belegte Kabine einer habgierigen Dampfergesellschaft überließ.
    In ihrem Heim eingetroffen, stiegen sie voller Ungeduld der eine auf seinen Turm, der andre auf seine Warte. Hier brauchten sie nicht viel Zeit, sich zu überzeugen, daß J. B. K. Lowenthal recht hatte, da sie außerordentliche Mühe hatten, ihre vagierende Feuerkugel wieder zu entdecken, und da sie diese nicht an der Stelle fanden, die sie nach ihren – falschen! – Berechnungen einnehmen sollte.
    Mr. Dean Forsyth und der Doktor Hudelson sollten sehr bald die Wirkungen ihres peinlichen Irrtums empfinden. Was war jetzt aus den Zügen geworden, die sie triumphierend jeden nach seinem Bahnhof begleitet hatten? Offenbar hatte sich die Gunst des Volkes von ihnen abgewendet.
     

    Die Aufstellung jener Liste ging nicht so glatt ab. (S. 155.)
     
    Wie schmerzlich mußte es aber für sie sein, sich, nachdem sie ihre Popularität in langen Zügen genossen hatten, dieser berauschenden Labung plötzlich beraubt zu sehen.
    Ihre Aufmerksamkeit wurde aber bald noch durch eine ernste Sorge in Anspruch genommen. Wie es der Richter John Proth mit etwas dunkeln Worten schon vorausgesagt hatte, erhob sich jetzt ihnen gegenüber ein dritter – unversönlicher – Bewerber. Zuerst war es nur ein unsicheres Gerücht. das von Mund zu Mund ging, nach wenigen Stunden verwandelte sich dieses Gerücht aber zur offiziellen Neuigkeit, die
urbi et orbi
mit Trompetenschall verkündigt wurde.
    Dieser dritte Aspirant, der in sich die ganze zivilisierte Erde vereinigte, war natürlich schwer zu bekämpfen. Wären Mr. Dean Forsyth und der Doktor Hudelson nicht durch ihre Leidenschaft geblendet gewesen, so hätten sie dessen Eingreifen von Anfang an voraussehen müssen. Statt sich gegenseitig einen lächerlichen Prozeß aufzuhalsen, hätten sie sich sagen müssen, daß die verschiedenen Regierungen der Erde sich notwendigerweise mit diesen Tausenden von Milliarden beschäftigen würden, die, wenn sie plötzlich die vorhandene Goldmenge vermehrten, eine schreckliche finanzielle Revolution hervorrufen müßten. Dieser so natürliche und einfache Gedanke war Mr. Dean Forsyth und dem Doktor Hudelson jedoch nicht gekommen, und die Meldung von dem Zusammentreten einer internationalen Konferenz traf sie deshalb wie ein Blitzstrahl.
    Sie beeilten sich, darüber Erkundigungen einzuziehen. Die Meldung erwies sich als richtig. Man nannte sogar schon einzelne Namen von Mitgliedern der geplanten Konferenz, die in Washington – leider wegen der weiten Reise mancher Teilnehmer viel später, als es erwünscht gewesen wäre – daran teilnehmen sollten. Unter den obwaltenden Umständen hatten die Regierungen deshalb beschlossen, daß in Washington die bei der amerikanischen Regierung beglaubigten Gesandten zu einer Vorkonferenz zusammentreten sollten, ohne erst auf die Delegierten der verschiedenen Staaten zu warten. Die außerordentlichen Deputierten würden dann während des Fortganges der vorbereitenden Verhandlungen eintreffen, in denen man das Terrain sozusagen zu sondieren beabsichtigte, so daß beim Zusammentreten der eigentlichen Konferenz schon in deren erster Sitzung ein bestimmtes Programm vorgelegt werden konnte.
    Der Leser erwarte hier nicht eine Aufzählung aller der Staaten, die man als berechtigt zur Teilnahme an der Konferenz ansah. Diese Liste würde, wie gesagt, die ganze zivilisierte Erde umfassen. Kein Kaiser-und kein Königreich, keine Republik und kein Fürstentum war ja an diesem Rechtsstreite uninteressiert, und alle hatten einen Deputierten ernannt, von Rußland bis China, die das erste durch Herrn Ivan Saratoff aus Riga, das zweite durch Seine Exzellenz Lio Maon Tchi aus Kanton vertreten waren, und bis zu den Duodez-Republiken San Marino und Andorra, deren Interessen die Herren Beveragi und Ramontcho wahrnehmen sollten.
    Vorläufig waren alle Ansprüche erlaubt, alle Hoffnungen berechtigt, denn niemand wußte ja, wo das Meteor auf die Erde fallen werde, vorausgesetzt, daß das überhaupt geschah.
    Die erste Sitzung fand am 25. Mai in Washington

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