Die Jagd nach dem Meteore
in Paris, eine Depesche in verabredeter Sprache abgesendet wurde, worin man (in Übersetzung) klar und deutlich las: »Feuerkugel gefallen. Verkauft.«
In Paris würde man sich beeilen, dem nachzukommen, und das mußte Herrn Lecoeur, der ja wußte, wie die Dinge lagen, einen weitern, ungeheuern Gewinn abwerfen. Wenn das Herniederfallen erst bekannt war, würde das ja einen heftigen Kurssturz der Minenanteile zur Folge haben, und dann kaufte diese Herr Lecoeur zu vorteilhaften Bedingungen wieder zurück. Das war, was nun auch immer geschehen mochte, jedenfalls ein sichres gutes Geschäft und Herr Lecoeur mußte dabei auf jeden Fall ein paar nette runde Millionen einstreichen.
Zephyrin Xirdal, der für solche irdische Interessen unempfindlich war, blieb noch weiter in Betrachtung versunken, als ein lautes Stimmengewirr ihm ans Ohr schlug. Sich umdrehend, sah er die Schar der Touristen, die es, mit Herrn von Schnack an der Spitze, gewagt hatten, in sein Gebiet einzudringen. Sapperment, das ging doch zu weit! Xirdal, der ein Stück Land erworben hatte, um hier sein eigner Herr zu sein geriet ob solcher Frechheit erst außer sich.
Schnellen Schrittes lief er den rücksichtslosen Eindringlingen entgegen.
Der Vertreter Grönlands ersparte ihm die Hälfte des Weges.
»Wie kommt es, mein Herr, rief Xirdal, als er vor diesem stand, daß Sie hier eingetreten sind? Haben Sie die Tafeln mit dem Verbote nicht gesehen?
– Verzeihen Sie, werter Herr, antwortete Herr von Schnack höflich, die haben wir allerdings gesehen, wir glaubten aber, wenn solche Verbote sonst auch strenge Beachtung verdienen, diese unter so außergewöhnlichen Umständen unbeachtet lassen zu dürfen.
– Unter so außergewöhnlichen Umständen?… fragte Xirdal treuherzig. Unter welchen denn?«
Von Schnacks Haltung verriet mit Recht ein gelindes Erstaunen.
»Unter welchen außergewöhnlichen Umständen? wiederholte er. Müßte ich Sie, werter Herr, erst davon unterrichten, daß die Whastoner Feuerkugel eben auf diese Insel niedergefallen ist?
– Das ist mir sehr wohl bekannt, erklärte Xirdal. Dabei finde ich aber doch nichts Außergewöhnliches. Das Herabfallen einer Feuerkugel ist doch ein ganz bedeutungsloses Ereignis.
– Ja, wenn sie nicht aus Gold besteht.
– Pah, aus Gold oder sonst etwas; eine Feuerkugel bleibt doch immer eine Feuerkugel…
– Das ist freilich nicht die Ansicht dieser Herren und dieser Damen, antwortete Herr von Schnack, indem er auf die Menge Touristen hinter ihm hinwies, von denen die meisten kein Wort von dem Zwiegespräch verstanden. Alle, alle sind sie hier, bei dem Falle des Whastoner Meteors gegenwärtig zu sein. Geben Sie nicht zu, daß es nach einer so weiten Reise hart gewesen wäre, sich schließlich durch einen dünnen Eisendrahtzaun aufgehalten zu sehen?
– Das ist schon wahr,« räumte Xirdal versöhnlich ein.
So schien alles auf dem besten Wege zu sein, als Herr von Schnack sich einer Unbedachtsamkeit schuldig machte.
»Was mich betrifft, fuhr er nämlich fort, hätte ich mich um so weniger durch ihre Einhegung aufhalten lassen können, als mich das an der Ausführung eines mir gewordenen amtlichen Auftrages gehindert hätte.
– Und worin bestand dieser Auftrag?
– Im Namen Grönlands, dessen Vertreter ich bin, von der Feuerkugel Besitz zu ergreifen.«
Xirdal war in die Höhe gefahren.
»Von der Feuerkugel Besitz ergreifen! rief er. Sie sind nicht recht bei Sinnen, mein lieber Herr!
– Ich wüßte wirklich nicht, warum, erwiderte von Schnack etwas gereizten Tones. Die Feuerkugel ist auf grönländischem Gebiete niedergefallen, sie gehört also, als niemandes Privateigentum, dem grönländischen Staate.
– Soviel Worte, soviel Irrtümer, protestierte Xirdal mit zunehmender Heftigkeit. Zunächst ist die Feuerkugel nicht auf grönländisches, sondern auf ein mir eigentümlich gehörendes Gebiet, auf ein Stück Land gefallen, das Grönland mir gegen Barzahlung abgetreten hat; danach gehört die Feuerkugel auch jemand, und dieser jemand bin ich!
– Sie?
– Ja ja, kein andrer als ich.
– Was berechtigt Sie dazu?
– O, alles Mögliche, verehrter Herr. Ohne mich würde die Feuerkugel noch immer im Weltraume umherschweifen, wo Sie, Sie mögen noch soviel ein ›Vertreter‹ sein, Mühe haben sollten, sie überhaupt aufzufinden. Warum sollte sie nun nicht mir gehören, da sie bei mir niedergefallen ist und ich es bin, der sie dazu gezwungen hat?
– Was sagen Sie da? fiel Herr von Schnack
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