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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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verdeckt.
    An dem Flügel saß eine Frau mittleren Alters. Ihr Spiel drückte eine verhaltene Sehnsucht aus, die mir den Hals zuschnürte und mein Herz mit unbestimmtem Schmerz pochen ließ. Selbst als Mr Bellamy uns in das Zimmer führte, spielte sie weiter, als sei sie so in der Melancholie ihrer Musik versunken, dass sie uns nicht bemerkt hatte.
    Mr Bellamy hielt die Faust an den Mund und räusperte sich, um ihre Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Sie spielte einen letzten bitteren Akkord, bevor sie aufschaute.
    »Ihre Gäste sind eingetroffen, Miss Charlotte«, meldete der alte Mann.
    »Danke, Mr Bellamy«, sagte die Frau. »Sie können gehen.«
    Der Butler verneigte sich vor ihr, verließ das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.
    Erst als sich Charlotte DuCaral von der Klavierbank erhob und auf uns zukam, um uns zu begrüßen, wurde mir klar, was für ein genaues Bild ich mir von ihr gemacht hatte. In meiner Vorstellung war sie ein abgemagertes bleiches Kind der Nacht mit rabenschwarzem Haar und blutroten Lippen, in ein enges schwarzes Gewand gekleidet, dessen Ausschnitt tief war und dessen Saum Schuhe mit spitzen Absätzen verbarg. Ihre Fingernägel waren lang und spitz, so wie ihre Eckzähne, und ihre Augen waren schwarz geschminkt.
    Unbewusst hatte ich angenommen, ihr Atem wäre ranzig, sie hätte die eiskalten Hände einer Leiche, einen unnatürlich starken Händedruck und würde die Art von Nervosität an den Tag legen, die mit überspannten Nerven einherging. Außerdem hatte ich vermutet, dass ihre Anomalien von einem äußerst einnehmenden Charme verdeckt wurden, denn wie Dimity geschrieben hatte, können Vampire außerordentlich charmant sein … wenn sie ein potenzielles Opfer verführen wollen. Natürlich hatte ich mich und Kit von dem Augenblick an, als wir Aldercot Hall betreten hatten, als potenzielle Opfer gesehen.
    Meine vorgefasste Meinung zerkrümelte jedoch zu Staub, kaum dass Mr Bellamy den Namen seiner Arbeitgeberin genannt hatte. Und als die wahre Charlotte DuCaral ihren Platz am Flügel verließ und auf uns zukam, spürte ich, wie ich zusammenschrumpfte, weil mir meine eigene Dummheit so peinlich war.
    Miss Charlotte war groß und schlank, aber keineswegs abgemagert, und ihr langes Haar war zu einem makellosen Knoten gebunden. Sie hatte die helle Haut einer Frau, deren weißes Haar einst blond gewesen war, aber sie war nicht unnatürlich blass. Obwohl ihr Gesicht etwas verhärmt aussah, hatte sie keine Anstrengung unternommen, ihre Falten oder die blaugrauen Augen hinter Make-up zu verbergen.
    Anstelle eines engen schwarzen Kleides trug sie eine matronenhafte marineblaue Strickweste, darunter eine hellblaue Bluse, die in einem grauen Tweedrock steckte, und an ihren schlichten schwarzen Pumps war nichts Spitzes. Ihr einziger Schmuck bestand aus zwei schlichten Perlenohrringen und einer doppelten Perlenhalskette.
    Als sie mir lächelnd die Hand entgegenstreckte, zeigte sie zwei Reihen vollkommen normaler Zähne, und ihre Nägel waren kurz geschnitten, sodass sie sie nicht beim Klavierspielen behinderten. Ihr Händedruck war fest, aber nicht zu fest, und ihre Hand war wärmer als meine. Ich versuchte erst gar nicht, ihren Atem zu riechen.
    »Wie geht es Ihnen?«, sagte sie. »Sie haben sicher bereits erfahren, dass ich Charlotte DuCaral, Mistress von Aldercot Hall, bin, aber wir sollten uns nicht mit Formalitäten aufhalten. Bitte nennen Sie mich Charlotte, und mit Ihrer Erlaubnis werde ich Sie Lori und … Kit nennen, ist das richtig so?«
    »Ja«, sagte Kit. »Die Kurzform von Christopher. Nennen Sie mich ruhig Kit.«
    »Und mich nennt sowieso jeder Lori«, fügte ich hinzu. »Ihr Klavierspiel ist wunderschön, Charlotte. Was für ein Stück haben Sie gespielt, als wir hereinkamen?«
    »Es hat keinen Namen«, sagte Charlotte. »Ich improvisiere gern.« Sie zuckte mit den Schultern, wie um weitere Komplimente abzuwehren, dann legte sie einen Finger auf die Lippen und betrachtete mit weiten Augen unseren ungewöhnlichen Aufzug. »Oje. Wie furchtbar unangenehm Sie sich fühlen müssen. Kommen Sie, setzen Sie sich. Ich finde, man fühlt sich weniger unpassend, wenn man sitzt.«
    Sie deutete auf die Sessel, und als wir Platz genommen hatten, setzte sie sich auf das Chippendale-Sofa, das mit unseren Sesseln einen Halbkreis bildete. Die Wärme des Feuers ließ mich die frostigen Flure fast vergessen.
    »Bellamy bestand auf die Morgenröcke«, erklärte Charlotte entschuldigend. »Sie

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