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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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vollkommen ratlos an.
    »Charlotte?«, wiederholte Kit. »Soll ich Mr Bellamy holen?«
    »Es … geht mir ausgezeichnet«, sagte sie, aber ich hörte das leichte Zittern in ihrer Stimme. »Lori, sagten Sie, der Name des Mannes sei Leo?«
    »Ja.«
    »Wie alt ist er?«, fragte sie.
    Kit und ich sahen uns achselzuckend an.
    »Um die sechzig vielleicht«, meinte ich.
    Charlotte presste ihre zitternde Hand auf die Lippen, erhob sich und ging mit steifen Schritten zum Kamin. Sie blieb davor stehen und starrte auf den Porzellanhirten auf dem Kaminsims. Dann nahm sie die zierliche Figurine von ihrem Platz und schaute sie an.
    »Die Augen des Mannes«, sagte sie mit dem Rücken zu uns. »Sind sie blau?«
    »Ja«, antwortete ich verwundert.
    »Hellblau?«
    »Ja«, wiederholte ich. »Sie funkeln.«
    »Das kann nicht sein«, flüsterte sie. Ihr Nacken rötete sich und die Worte, die sie sprach, kamen so abgehackt aus ihrem Mund, als drohte sie an ihrem eigenen Zorn zu ersticken. »Wie kann er es wagen … nachdem er … mein Vater hätte … nach all den Jahren … wie kann er es wagen? Wie kann er es wagen?«
    Ich sah ihr Gesicht nicht, aber ich hörte, wie der Speichel aus ihrem Mund auf dem Kaminrost zischte, und konnte die Wellen der Wut spüren, die von ihr ausgingen. Mit einer plötzlichen, wilden Bewegung warf sie den Hirten in das Feuer, wo er in unzählige Fragmente zersplitterte. Charlotte hatte eine Verwandlung durchgemacht und schien nicht mehr dieselbe zu sein. Wir wussten nicht, was sie als Nächstes tun würde.
    »Ich hole Mr Bellamy«, sagte Kit.
    »Ich komme mit«, flüsterte ich.
    Doch kaum hatten wir uns erhoben, öffnete sich die Tür und Mr Bellamy trat herein, unsere sauberen und trockenen Sachen – Pullover, Hemd, Bluse, Socken und Hosen – akkurat gefaltet und über den Arm gelegt. Sein Blick wanderte von Charlotte, die noch immer vor sich hin murmelte, zu den Porzellansplittern im Feuer und blieb schließlich bei uns stehen.
    »Kommen Sie bitte mit mir«, sagte er, ohne auch nur die leiseste Regung zu zeigen.
    Ich hielt das für eine großartige Idee, aber Kit zögerte.
    »Ihrer Herrin scheint es nicht gut zu gehen«, sagte er.
    »Miss Charlottes Befinden geht Sie nichts an, Sir«, sagte Mr Bellamy. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Auf dem Flur händigte Mr Bellamy uns unsere Kleidung aus und führte uns zu zwei leeren Zimmern auf dem Flur.
    »Hier können Sie sich umziehen«, wies er uns an. »Danach kommen Sie bitte in die Eingangshalle, wo Ihre Stiefel, Ihre Rucksäcke und Ihre Jacken auf Sie warten. Bitte trödeln Sie nicht.«
    Hätten Kit und ich an einem Wettbewerb im Umziehen teilgenommen, wären wir beide zeitgleich auf dem ersten Platz gelandet. Nach wenigen Minuten standen wir vollständig bekleidet in der Eingangshalle und tauschten die Morgenmäntel gegen unsere Jacken ein.
    »Mr Bellamy«, sagte Kit, während er die Riemen seines Rucksacks festzog. »Ich versichere Ihnen, falls wir irgendetwas gesagt haben, was Miss Charlotte aufgeregt hat, geschah das vollkommen unabsichtlich.«
    »Ich glaube, der Sturm hat nachgelassen«, sagte der Butler und öffnete die Tür. »Guten Tag.«
    Kit und ich zogen uns die Kapuzen über den Kopf und traten auf die Veranda hinaus. Der Wind blies in der Tat weniger stark, aber es regnete noch immer heftig. Der vom Fluss aufsteigende Nebel hing wie Spinnweben in den Spitzen der Platanen, und als wir auf der mit Kies bedeckten Auffahrt standen und zurückschauten, stand Aldercot Hall da wie ein Geist. Kit warf einen letzten Blick auf das Gebäude, senkte den Kopf und drehte sich um.
    »Schau nicht hin«, sagte er, »wir werden beobachtet.«
    Natürlich schaute ich hin und bemerkte Charlotte, die von einem Fenster des Musikzimmers auf uns herabsah.
    »Mist«, murmelte ich. »Ich wollte noch den Familienfriedhof besuchen, aber das geht natürlich nicht, wenn sie dort oben Wache hält.«
    »Warum willst du den Friedhof besuchen?«, fragte Kit, während wir weitergingen.
    »Um ein paar Namen und Daten zu erfahren. Wir wissen längst nicht genug über die DuCarals.«
    »Ich weiß überhaupt nichts.« Kit schüttelte den Kopf. »Was ist da oben passiert?«
    Ich sah ihn erstaunt an. »Das ist doch offensichtlich, oder?«
    »Nicht für mich.«
    »Hast du Henrietta nicht zugehört?«, fragte ich.
    »Ich war zu sehr damit beschäftigt, auf ihre Hände zu achten«, entgegnete Kit.
    »Dann fasse ich das Wichtigste noch einmal für dich zusammen«, schlug ich vor.

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